Ich habe mich drei Stunden über das Schreiben aufgeregt und mir ein ganzes Wochenende versaut", sagte Petra Dahms, Gemeindevertreterin von Beiersdorf-Freudenberg, bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates in Freudenberg. Grund des Ärgers ist ein Schreiben des Landesamtes für Umwelt. Im November vergangenen Jahres hatte die Gemeinde dem Bau von zwei weiteren Windrädern ihr Einvernehmen versagt. Mitarbeiter der Behörde hatten die von den Gemeindevertretern angeführten Gründe als unbegründet bezeichnet. Bevor die Behörde das fehlende Einvernehmen der Gemeinde durch ihre Genehmigung ersetzt, soll Beiersdorf-Freudenberg aber noch einmal angehört werden.
So hatte die Gemeinde beispielsweise erklärt, weil die Windkraftanlagen doppelt so hoch wie die bisherigen seien, würden Menschen, Fauna und Landschaftsbild erheblich gestört. "Dieses Argument überzeugt nicht", befand das Landesumweltamt. "Lediglich die Tatsache des Höhenunterschiedes zu den anderen Anlagen kann die Beeinträchtigung nicht begründen", heißt es in dem Schreiben  Es sei gängige Praxis, dass unterschiedlich hohe Windkraftanlagen nebeneinander errichtet werden, heißt es seitens der Genehmigungsbehörde. Ein Vorhaben müsse "hinsichtlich des Orts- und Landschaftsbildes in ästhetischer Hinsicht grob unangemessen sein", wenn dieses Argument angeführt werden könne, so die Umweltbehörde
Besonders verärgert die Gemeindevertreter, "dass dem beantragten Vorhaben ein Vorrang eingeräumt wird". Weiter heißt es dort: "Wir gehen momentan davon aus, dass das Vorhaben zeitlich früher entscheidungsreif ist". Petra Dahms: "Sie geht davon aus, aber sie begründet es nicht." Die Gemeindevertreterin aus Beiersdorf nennt mehrere Gründe, warum die Gemeinde ihr Einvernehmen versagen sollte. Die Zufahrt zum Baugrund sei nicht geklärt. Die aktuelle Wegeführung führe über Grundstücke, für die es keine Zustimmung geben könne, das heiß die Erschließung sei nicht gesichert. Ferner gebe es kein Brandschutzkonzept und das Schallschutzgutachten sei nicht abgestimmt. Dem Landesamt für Umwelt warf sie zudem Abwägungsfehler vor. Die beiden Windräder gehören zu dem gleichen Vorhaben, das im benachbarten Brunow zur Bildung einer Bürgerinitiative geführt hatte, weil dort ein Windrad in den Wald gestellt werden soll.
Seit dem Brand eines Windrades zwischen Heckelberg und Trampe, sind die Bürger alarmiert. Sie beobachteten kürzlich Männer in Vollschutzanzügen, die nach dem Abbau der havarierten Windmühle Teile der Anlage geborgen hatten.
Die Gemeindevertreter des Doppeldorfs legten einstimmig Beschwerde beim Landesamt für Umwelt ein. Petra Dahms erwog gar einen Strafantrag wegen Korruption gegen das Landesamt. Ronald Buchholz fühlte sich als Landbesitzer befangen und stimmte nicht mit ab. Er sei aber von diesen beiden Anlagen nicht betroffen, betonte er.
"Ich kann nicht verstehen, wie man Windräder in den Wald stellen kann", sagte Bürgermeister Willi Huwe. Dies sei nun die dritte Welle Windräder, die die Gemeinde erreicht. 16 sind es bereits, ihre Zahl steigt mit den neuen Windmühlen auf 18. Seit 2011 lehne die Gemeinde die Vorhaben ab. Hinsichtlich der Friday for Future"-Demonstrationen hoffe er, dass die Menschen, die auf die Straße gehen, auch bereit seien, auf etwas zu verzichten, um Strom einzusparen.

Kommentar: Gemeinde außen vor

Beiersdorf-Freudenberg ist ein weiterer Fall, in dem die in Brandenburg so groß geschriebene kommunale Selbstverwaltung außer Kraft gesetzt wird. Seit 2011 wehrt sich die Gemeinde gegen den Bau von weiteren Windkraftanlagen, doch bisher ohne Erfolg. Das Landesamt für Umwelt kassiert die Beschlüsse und ersetzt sie durch eine Genehmigung. Denn solange der Bau von solchen Energieanlagen privilegiert ist, hat die Gemeinde nichts zu melden. Kein Wunder also, dass die Akzeptanz gegenüber der Windkraft im Land weiter abnimmt. Den Beweis führt die neue Bürgerinitiative im benachbarten Brunow, die sich gegen den Bau von Windrädern im Wald engagiert. Auf Anhieb vereint sie 60 Bürger, die um den Bestand des dorf­nahen Waldes fürchten. Wie schnell Windräder brennen können, zeigt ein Vorfall vor wenigen Wochen zwischen Heckelberg und Trampe. Die Feuerwehrleute mussten zusehen, wie das Windrad abbrannte. Tun konnten sie nichts.

Dass sich die Bürger von Beiersdorf-Freudenberg wehren, kann ihnen niemand verdenken. Schließlich sind sie bereits von 16 Windkraftanlagen umzingelt. Weitere kommen hinzu. Zwar bekommt die Gemeinde jährlich 110 000 Euro Konzessionsabgabe für die Leitungswege. Die einzelnen Bürger in den beiden Dörfern, deren Lebensqualität durch Lärm, nächtliches Geblinke oder Schlagschatten sinkt, haben nichts von dem Geld. Im Gegenteil: Sie zahlen mehr für ihren Strom als die Bürger in den südlichen Bundesländern, für die der Strom erzeugt wird, weil sie anteilig an der Energieeinspeisevergütung für die Betreiber der Windparks beteiligt werden. Kein Wunder, dass die Gemeindevertreter ablehnen. Steffen Göttmann