Seit September ist der bisherige Pflegedienstleiter Michael Rochow neben Ulrich Wegener zweiter Geschäftsführer des Beeskower Krankenhauses. Rochow übernimmt die neue Aufgabe damit in einer Zeit, in der die nichtärztlichen Beschäftigten des Hauses ihre Gehaltsforderungen auch mit Streiks durchsetzen wollen. Sie fühlen sich gegenüber den Mitarbeitern von Krankenhäusern in der Umgebung benachteiligt.
Rochow bestätigt, dass es zu den von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di als Vergleich herangezogenen Häusern ein Gehaltsgefälle gibt. Dies liege unter anderem an der unterschiedlichen Größe der Einrichtungen. "Sie können ein Haus mit 129 Betten nicht ohne Weiteres mit einem 350-Betten-Haus vergleichen." Viele der Beschäftigten würden gerade den familiären Charakter der Beeskower Einrichtung schätzen. Beim Vergleich mit ähnlich dimensionierten Krankenhäusern – Rochow nennt die Einrichtungen in Guben, Woltersdorf und das Luther-Stift in Frankfurt – würde sich ein ausgeglicheneres Bild ergeben. Er weiß aber auch: "Natürlich spielt der Lohn eine wichtige Rolle." Derzeit sei das Krankenhaus dabei, einen Haustarifvertrag zu erarbeiten. Darin werden neben dem Gehalt auch andere Faktoren wie Urlaub, Zulagen und Eingruppierungen festgelegt. Erschwert werde das Vorhaben durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen: "Da ist momentan viel Bewegung drin", so Rochow.
Zur sechsten Verhandlungsrunde will die Geschäftsführung des Krankenhauses ein "erweitertes" Angebot unterbreiten. Der Träger des als GmbH firmierenden Krankenhauses ist der Kreis Oder-Spree. Landrat Rolf Lindemann hatte den Teilnehmern des ersten Streiks in der Geschichte des Beeskower Krankenhauses am 3. September seine Unterstützung zugesagt.
Bei der 5. Verhandlungsrunde am Mittwoch voriger Woche hatte die Arbeitgeberseite ihren Vorschlag wiederholt, die Löhne um zwei Prozent zu erhöhen. Ver.di-Verhandlungsführer Ralf Franke ist das trotz der in diesem Jahr erfolgten Gehaltssteigerung um acht Prozent nicht ausreichend. Er verweist auf das Gehaltsniveau der umliegenden Häuser.
Nach dem jüngsten Angebot des Kreises würden die in der Pflege Beschäftigten im Oder-Spree-Krankenhaus selbst nach der jüngst angebotenen Steigerung ab 2020 um zwei Prozent zwischen 76 und 82 Prozent des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes (TVöD) erhalten. Die Gewerkschaft hat Vergleichszahlen veröffentlicht. Demnach würden im Klinikum in Lübben etwa 98 Prozent des Tarifs, am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus werden seit März etwa 93 Prozent des Tarifs gezahlt.
Dort ist 2020 eine Steigerung um weitere vier Prozent vorgesehen. Die Beschäftigten des Städtischen Krankenhauses Eisenhüttenstadt erhalten seit 1. Januar etwa 86 Prozent des TVöD. Eine Krankenschwester mit dreijähriger Berufserfahrung soll laut Ver.di in Lübben 540 Euro mehr verdienen als in Beeskow. Franke verschweigt nicht: Bisher haben die Beschäftigten in Beeskow eine jährliche Ausschüttung aus Gewinnen erhalten. Der Gewerkschafter befürchtet, dass die Ausschüttung durch die bereits umgesetzten Gehaltserhöhungen künftig schmaler ausfallen oder gänzlich entfallen.