Säckeweise hat Detlef Schulze lose Braunkohlebriketts abgefüllt, immer 50 Kilogramm pro großem Beutel. Das schwarze Gold lagert auf einem Gelände in Lindenberg. An die 15 Tonnen hat der Brennstoffhändler noch auf Vorrat. Weil er rechtzeitig Lieferverträge abgeschlossen hat, kann er jederzeit nachordern.
Doch der Brennstoff aus Schwarze Pumpe in der Lausitz hat einen stolzen Preis. Zwischen 490 und 520 Euro pro Tonne ruft Schulze derzeit auf.
Vor acht Jahren hat er sich mit seinem „Dorfschulzes Brennstoffhandel“ selbstständig gemacht; seit mehr als 20 Jahren arbeitet er in der Branche. Auf seinem Hof in Ahrensdorf liegt bergeweise Holz. Die Kohlen, die er als einer der letzten privaten Brennstoffhändler im Landkreis verkauft, sind einige Kilometer weiter entfernt in Lindenberg zu finden.
Vor drei Jahren verlangte Schulze für die Tonne Kohle noch 180 Euro, vor einem Jahr waren es bereits 250 Euro und jetzt 490 Euro. Als im Jahr 2022 wieder Braunkohlekraftwerke damit begannen, Strom zu erzeugen, herrschte plötzlich ein Mangel an Briketts.

Kohle-Händler in und um Beeskow klagen über zu wenig Ware

Das bekamen auch die Märkte in Beeskow zu spüren. Schon im Januar war Leymann-Baustoffe in der Kreisstadt ausverkauft. „Die nächste Lieferung erwarten wir Ende August, Anfang September“, sagt Bernd Gottschalk von Leymann. Dass es einen Engpass geben wird, zeichnete sich Ende vergangenen Jahres ab, als weit weniger Briketts geliefert wurden, als Leymann-Baustoffe ursprünglich orderte. Derzeit habe noch die Filiale in Frankfurt (Oder) Bündelbriketts – 25 Kilogramm für 12,99 Euro.
Wie zu DDR-Zeiten sehen die ganzen Brikettsteine von "Rekord" aus der Lausitz aus. Die Preise für Braunkohle sind massiv gestiegen.
Wie zu DDR-Zeiten sehen die ganzen Brikettsteine von „Rekord“ aus der Lausitz aus. Die Preise für Braunkohle sind massiv gestiegen.
© Foto: Marcel Gäding
„Die Liefersituation ist schwierig“, berichtet auch Frank Wagner, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Handels- und Dienstleistungsgenossenschaft Oder/Spree eG. Sie betreibt in der Region sieben Standorte. „Im Winter waren wir über Wochen komplett ausverkauft“, berichtet er. Inzwischen habe man wieder Briketts für 14,99 Euro vorrätig, das sind auf die Tonne gesehen rund 600 Euro.

Brennstoffhändler sichert sich Nachschub

Brennstoffhändler Schulze hat mit seinen Lieferanten Verträge abgeschlossen, die ihm kurzfristig Nachschub sichern. Trotz der hohen Preise kaufen die Leute bei ihm ein, wenn auch verhaltener. Er liefert von Märkisch-Oderland im Nordosten bis in den Spreewald, oft sind unter den Kunden ältere Menschen mit Ofenheizung.
Doch die Nachfrage ist seit der Teuerung massiv zurückgegangen. „Früher habe ich an die 1000 Tonnen im Jahr verkauft, heute sind es vielleicht noch 400“, rechnet Detlef Schulze vor. Dabei waren viele zu Kohlebriketts zurückgekehrt, nachdem die Gas- und Heizölpreise massiv angestiegen waren.

Land Brandenburg zahlt Geld für Härtefälle

Allmählich sinken die Heizöl- und Gaspreise wieder. Das führt dazu, dass die noch immer sehr teure Kohle weniger Abnehmer findet. „Um die Jahreszeit konnten wir Frühjahrs- und Sommerpreise anbieten, mit bis zu 30 Prozent Ersparnis“, erinnert sich der Ahrensdorfer Brennstoffhändler. Das sei aber längst Geschichte. Ähnlich ärgerlich ist es beim Holz, wo sich bei Birke beispielsweise der Schüttraummeter von 60 auf 120 Euro verdoppelt hat. Nur wer ohne Gas oder Öl heizt, hat keine Alternative. Allerdings gibt es jetzt Zuschüsse vom Land für Härtefälle.
„Vor Holz kann ich mich kaum retten“, sagt er. Sowohl bei Kohle als auch bei Holz ist das Angebot größer als die Nachfrage. Unklar ist, wie sich die Konditionen auf dem Markt entwickeln. „Immer wieder höre ich auch von Kunden, denen Schornsteinfeger raten, auf andere Heizsysteme umzurüsten. Das verunsichert viele.“
Lange wird Brennstoffhändler Schulze das alles nicht mehr mitmachen. „In zwei Monaten werde ich 64, zwei bis drei Jahre ziehe ich das noch durch“, sagt er.

Heizkosten: Hilfen vom Land

Private Haushalte in Brandenburg, die mit Öl, Pellets, Flüssiggas, Kohle oder Holz heizen, erhalten rückwirkend finanzielle Hilfe für die im Jahr 2022 gestiegenen Heizkosten. Starttermin für die Antragstellung ist der 8. Mai 2023.
Vorgesehen ist die Härtefallhilfe für Privathaushalte, die vom 1. Januar 2022 bis 1. Dezember 2022 mindestens eine Verdoppelung ihrer Energiekosten hinnehmen mussten. Erstattet werden 80 Prozent der Mehrkosten über diesem verdoppelten Betrag gegenüber dem bundesweiten Referenzpreis des jeweiligen Energieträgers im Jahr 2021.
Informationen gibt es unter Tel. 0331 660-2920 sowie unter https://www.ilb.de/de/heizkostenhilfe-fuer-privathaushalte/