Andreas Diebert hat in seiner 28-jährigen Tätigkeit für die Freiwillige Feuerwehr und den Katastrophenschutz des Landkreises Oder-Spree schon einige Einsätze erlebt. Was ihn und seine Mannschaft jedoch am Dienstag (21. Februar) erwartete, war auch für den erfahrenen Amtswehrführer vom Scharmützelsee etwas ganz Ungewöhnliches. In Bad Saarow war ein junger Hund auf einer Baustelle in einen engen Schacht gefallen.
Um 18.24 Uhr war bei der Leitstelle Oderland der Notruf aus Bad Saarow eingegangen. Gleich danach rückten von der Saarower Feuerwehr unter dem Stichwort „Tier in Not“ ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, die Drehleiter sowie der Kommandowagen vom Amt Scharmützelsee aus. Vor Ort bestätigte sich schließlich die Lage: Ein junger Labrador-Mix war in einen gerade einmal 20 bis 30 Zentimeter breiten Schacht gefallen und schrie in einer Tiefe von rund vier Metern.
Hund büxte von Grundstück in Bad Saarow aus
Eddy, fünf Monate alt, war von der Tochter seiner Besitzerin ausgebüxt. „Ich wollte mit ihm Gassi gehen, ließ ihn schon mal in den Garten“, sagt Viktoriia. Von dort gelang es dem Rüden, auf die Straße zu laufen. Ein offenstehender Bauzaun einer benachbarten Baustelle war schließlich so spannend für den Vierbeiner, dass dieser auf das Areal lief. An einer unübersichtlichen Stelle stürzte das Tier schließlich in den Schacht. „Eine Nachbarin machte mich darauf aufmerksam“, sagt die zehnjährige Gassigängerin. Am Ende blieb nichts anderes übrig, als den Notruf zu wählen.
Jener Schacht befindet sich zwischen der frisch betonierten Zufahrt zu einer Tiefgarage und der Holzverschalung. Einsatzleiter Andreas Diebert gab schließlich an seine Leute den Befehl, den Schacht mit Sand von der Baustelle zu füllen und mit einem Brett eine Art Rampe zu bauen. Allerdings gelang es Eddy nicht aus eigener Kraft, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Auch eine von der Fürstenwalder Tierrettung organisierte Tierfangschlinge brachte keinen Erfolg.
Hund nach zwei Stunden von Feuerwehr Bad Saarow gerettet
Zwei Stunden vergingen – allerdings zunächst ohne Erfolg. Eddy wimmerte immer wieder. Viktoriia, ihr Bruder Alex und ihre Mutter harrten am Schacht aus, redeten auf den sichtlich schockierten Hund ein. Mit Leckerlies und beruhigenden Worten gelang es ihnen schließlich, Eddy auf die Rampe zu locken. Einer der Einsatzkräfte packte den Vierbeiner schließlich und befreite ihn aus seiner misslichen Lage. Alex und Viktoriia nahmen ihren geliebten Eddy schließlich erleichtert in die Arme.
„So was hatte ich noch nicht“, sagt Einsatzleiter Andreas Diebert. Zwischenzeitlich war sogar daran gedacht worden, Erdreich auf dem Nachbargrundstück wegzubaggern und sich einen Zugang zum Tier zu verschaffen. Der Amtswehrführer bedankte sich zudem bei Anwohnern, die den Einsatzkräften zwischenzeitlich warmen Kaffee vor die Einsatzstelle brachten.
Kritik an Bauprojekt in Bad Saarow
Bad Saarows ehrenamtlicher Bürgermeister Axel Hylla beobachtete die dramatische Rettungsaktion am Rand. Dass er vor Ort war, hängt mit dem Bauprojekt zusammen. Denn das ist aus der Sicht der Gemeinde für die Einfamilienhaussiedlung völlig überdimensioniert. Der Dreigeschosser sorgt auch bei den Nachbarn für Unmut. Sie berichten über Risse im Haus. Zudem sei die Zufahrt zur Tiefgarage viel zu nah am Nachbargrundstück. Die Schalung sei ohne Statik angelegt worden, kritisiert der Bürgermeister. „Wir haben uns mehrfach an die Bauaufsicht des Landkreises gewandt, die aber bisher nicht reagiert hat.“
Das Amt Scharmützelsee wird den Einsatz in Rechnung stellen. Eine Nachbarin berichtet, dass es eine Lücke im Bauzaun gab. „Das hätte auch einem Kind passieren können, da reinzufallen.“ Amtsdirektor Christian Riecke sagte am Mittwoch auf Nachfrage, dass der Kostenbescheid an die Halterin ergeht. Sie habe aber die Möglichkeit, an den Bauträger heranzutreten, um das Geld auf dem zivilrechtlichen Wege zu erstreiten.