Selbst als Ruine prägt die ehemalige Stadtkirche in Lieberose das Bild am Markt. Zerstört durch eine russische Fliegerbombe im April 1945, in den 70er Jahren vor dem Abriss gerettet, Mitte der 90er Jahre beräumt und erstmals gesichert, könnte nun wieder Leben auf das Gelände zurückkehren. Dafür machen sich die Kirchgemeinde und engagierte Lieberoser schon länger stark. Unterstützung gibt es nun auch vom Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (FAK). Wie dessen Geschäftsführer Bernd Janowski erläutert, ist die Lieberoser Kirche zur Kirche des Monats Juli 2019 ernannte worden. Verbunden mit diesem Titel ist ein Zuschuss von 4000 Euro, der für die dringend nötige Notsicherung vorgesehen ist.
Zerstört durch Fliegerbombe
Großes Ziel sei es, das Bauwerk zu erhalten und die Ruine wieder nutzbar zu machen, so Janowski. Er verweist auf gute Beispiele im Oderbruch, wo dies gelungen sei. In Lieberose stehen die Zeichen ebenfalls nicht schlecht. Bereits der damalige Pfarrer Tilmann Kuhn benannte fünf Aspekte zur Nutzung des Gebäudes. Die Stadtkirche könne Ort der Begegnung, der Geschichte, der Erholung, der Inspiration und als Begräbnisstätte Ort des Glaubensvollzugs sein. Die Kirchgemeinde und Einwohner von Lieberose haben bereits erste Ideen. Denkbar wäre eine Ausstellung zur Durchführung der Reformation in der Herrschaft Lieberose, die mit der Familiengeschichte, der von Schulenburgs verknüpft ist. Die Familie, deren Herrschaftsübernahme sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, bracht nämlich den evangelischen Glauben in das Gebiet um Lieberose.
Die Hoffnung liegt nun auf Pfarrer Wolfgang Krautmacher, der ab August die vakante Pfarrstelle besetzt. Dann könne mit der Erarbeitung eines konkreten Nutzungskonzepts begonnen werden, teilt der Förderkreis mit. Den Titel Dorfkirche des Monats vergibt der FAK seit 2002. Die Stadtkirche Lieberose ist damit die 211. Kirche in Brandenburg und Berlin, auf deren schwierige Situation aufmerksam gemacht wird.
Die Stadtkirche in ihrer Form als mittelalterlicher Backsteinbau geht auf Graf Joachim II. von der Schulenburg zurück. Er hatte 1519 die Herrschaft Lieberose erworben und ließ ab 1550 auch die Stadtkirche umbauen. So entstanden ausgedehnte Grüfte im Chorbereich, in denen die Mitglieder der Herrscherfamilie bestattet wurden. Übrig geblieben sind von der Stadtkirche Teile der Ausstattung, die jetzt in der Landkirche untergebracht sind, sowie der Kirchturm, die Außenmauern des Kirchenschiffs und ein Teil der inneren Arkadenreihe.
Schulenburg-Grabstätte
Der Förderkreis hat sich zur Aufgabe gesetzt, Erhaltung, Instandsetzung und Nutzung der Kirchenbauten zu fördern. Er wurde 1990 als gemeinnütziger und ehrenamtlich tätiger Verein gegründet. Er ist kirchlich unabhängig und denkmalpflegerisch orientiert. Der Förderkreis finanziert seine Arbeit aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, dem Verkauf eigener Publikationen und den Erlösen eigener Veranstaltungen. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) überlässt dem Verein alle zwei Jahre eine landesweite Kollekte. Zusätzlich spenden einige Gemeinden ihre Freie Kollekte. Der FAK hat mehr als 600 Mitglieder, mehr als 400 davon  sind persönliche Mitgliedschaften. Es gibt aber auch Kirchengemeinden, Vereine und Firmen.