Mitten in der S-Kurve – jetzt nur nicht überstürzt bremsen, aber unbedingt anhalten. Denn hier, zwischen ehemaligem Landambulatorium und Mühlenstraße, gibt es ein ganz besonderes Schaufenster zu sehen. Hier spielen Waldgeister, Trolle und Elfen mit Licht und Schatten. Sie sind von Kinderhand gebastelt und erinnern an eine liebevolle Lichtspiel-Aufführung im Dezember beim Weihnachtsmarkt in der Darre.
Alles hatte im Sommerferien-Workshop der Kunst-AG der Comeniusgrundschule im August mit Sagen aus Island und dem Spreewald begonnen. Unter Anleitung der Künstlerin Anna Grunemann und ihrer Schwester Mareile Grunemann (Keramikerin) lasen und hörten die Jungkünstler verschiedene Geschichten wie die "Mittagsfrau" aus der Lausitz sowie Sagen aus Island und Norwegen. So ließen sie sich zu ihrem eigenen Stück inspirieren.
Zwölf Schülerinnen und Schüler erfanden, bastelten und belebten dann jene Fabelwesen, die nun in dem Lieberoser Schaufenster zu sehen sind. "Viele wollten Tiere malen", erinnert sich Grunemann, "die Jungs dann auch grimmige Trolle."
Die neunjährige Leni Dippel aus Doberburg schrieb erst das Stück, dann übernahm sie selbstbewusst die Regie und auch noch die Rolle der Erzählerin. Dank ihr wussten immer alle Kinder was sie zu tun hatten. Und wenn nicht, dann half sie mit einem flotten Spruch aus. "Das war manchmal schwierig, wenn Troll Kuddelmuddel oder Drache Pingpong plötzlich nicht mehr wussten, was sie sagen sollten", lacht Leni, "dann habe ich das angesagt."
Lars Seifert (10) steuerte seine Lieblingsfigur bei: den Drachen Pingpong. Dann bezog er souverän Stellung am Overheadprojektor und legte stets die passende der 30 Farbfolien auf, die im Vorfeld von den Kindern der Kunst-AG – darunter auch schon viele Erstklässler – mit Farbstiften gestaltet worden waren. So gab er die Szenenwechsel vor.
Die Besonderheit des Drehbuchs: Es beinhaltete nur Szenen. Die Texte entstanden spontan, unter Anleitung von Erzählerin Leni.
Pferde, Trolle, viele Waldtiere, geflügelte Elfen und die Prinzessin haben Vivian Dick (9) und Ben Simon (11) aus Lieberose als Stabpuppen gebastelt sowie ihnen ihre Stimmen verliehen. Dabei halfen Annalena Fritsche (7) aus Jamlitz und Ema Segler (7) aus Ullersdorf.
Der Drache benahm sich allerdings oft ungehobelt. Er wollte immer wieder Dörfer niederbrennen, und auch beim Zaubertrankbrauen ging nicht alles glatt. Aber am Ende siegte die Fee. Und damit der Drache keinen weiteren Schaden anrichten konnte und sich dennoch wohl fühlte, wurde er auf einen Vulkan gesetzt. Den hatten Isabell Bramburg und Ludwig Wolf (beide 1. Klasse, aus Jamlitz) aus Pappe und Holz gebaut.
Fokus auf Leerstand
Dank Ludwigs Vater Jörg Wolf, der seit wenigen Monaten ein leerstehendes Haus mit großem Schaufenster besaß, konnte das Bühnenbild über den Jahreswechsel gerettet werden. "Wir stellen die Ergebnisse unseres Workshops immer in leeren Gebäuden aus", erklärt Anna Grunemann. "Damit machen wir gleichzeitig auch auf den Leerstand in Lieberose aufmerksam."
Nun können sich noch weitere Menschen an der phantasievollen Sagenwelt erfreuen. Am besten im geheimnisvollen Dunkel der langen Winterabende – damit die Licht- und Schattenspiele besser zur Geltung kommen.
Gefördert wurde die Arbeit der Kunst-AG durch die Programme "Kultur macht stark", "Künste öffnen Welten" sowie ein Förderprogramm des Bundes für kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen. Nun hoffen die kreativen Kinder und Erwachsenen, dass die derzeit laufende Bewerbung um eine Anschlussförderung bis 2022 Erfolg haben wird.
Das Lichtspiel "Im Elfenwald" ist noch bis Ende Januar in der Mühlen­straße 15 in Lieberose zu bestaunen.