Die Vertreter der Kontinuität sind im Amtsausschuss Lieberose/Oberspreewald in der großen Mehrheit – jedenfalls, wenn es um den neuen und alten Amtsdirektor geht. Dessen Wiederwahl stand während der jüngsten Sitzung des Gremiums in dieser Woche an. Sie fiel mehr als eindeutig aus. In geheimer Wahl gaben zwölf von 13 Amtsausschussmitgliedern dem langjährigen Verwaltungschef Bernd Boschan quasi erneut das Ja-Wort für weitere acht Jahre. Nur ein Mitglied stimmte mit Nein.
Klares Zeichen gefordert
Damit lieferte die Runde der Entscheider das "klare Zeichen, was wir als Amtsausschuss wollen", das Vorsitzender Reiner Hilgenfeld eingangs der beiden Tagesordnungspunkte gefordert hatte, die über die weitere Führung der Verwaltung entschieden. Zunächst musste auf die öffentliche Ausschreibung der Stelle verzichtet werden, was ebenfalls mit zwölf von 13 Stimmen befürwortet wurde. Allerdings monierte der Straupitzer André Urspruch, dass es zu diesem Punkt eine Vorberatung gegeben habe. "Sonst machen wir für jede Kleinigkeit eine Arbeitsberatung, hier kommt stattdessen direkt die Vorlage", kritisierte er. "Das fand ich misslich. Ich hätte mir einen Meinungsaustausch zuvor gewünscht." Er sei davon abgesehen allerdings ein Vertreter der Kontinuität in der Führungsfrage, versicherte er. Bernd Boschan habe zwar "nicht immer alles erreicht, aber eine konstante, sehr vernünftige Arbeit gemacht". Ähnlich sahen es andere Ausschussmitglieder. Peter Kossatz (Stadt Lieberose) attestierte Bernd Boschan "hohes Engagement", mit dem viele Projekte angeschoben und am Laufen gehalten würde. "Ich kann besten Gewissens sagen, dass ich das auch gern so weitermachen will." Lieberoses neue Bürgermeisterin Petra Dreißig sagte: "Ich arbeite jetzt seit 16 Wochen mit Bernd Boschan zusammen. Wenn ich ein Anliegen habe, kann ich mich darauf verlassen, dass er alle Hebel dafür in Bewegung setzt."
Komödiantisches Talent
Die Entscheidung gegen die öffentliche Ausschreibung der Stelle fiel daher eindeutig. Flugs zauberte die Verwaltung daraufhin Wahlkabine und -urne hinterm Tresen der kleinen Küche in der Waldower Schulscheune hervor. Wahlleiterin Kerstin Chilla bewies dezentes komödiantisches Talent, als sie nach der Stimmabgabe die Wahlurne kräftig durchschüttelte. Die Zählung ergab dann auch eine lange Reihe von "Ja"s mit einem kleinen "Nein" fast zuletzt.
Bernd Boschan freute sich sichtlich über das deutliche Bekenntnis zu ihm als Person und zu seiner Arbeit. Er dankte "herzlich und auch ganz persönlich für das Vertrauen" und versprach, sich weiter auf die bewährte und engagierte Art und Weise für "unsere Bürger und unsere Heimat einzusetzen". Er habe dabei "sehr gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Abgeordneten" und verschwieg auch nicht, "dass mir die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung ans Herz gewachsen sind. Und da möchte ich die TEG ausdrücklich mit einschließen", betonte er. "Wenn wir zusammenhalten ist es möglich, wenn auch sicherlich nicht leicht, den künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein".
Herausforderungen stehen an
Zu tun gibt es mit der INA, dem Radwegeausbau, schnellem Internet und vielem mehr reichlich. Bernd Boschan nutzte die Gelegenheit darum zu bitten, ihm offen zu sagen, "wenn ich irgendwo falsch liege oder herangehe. Nur so können wir es besser machen", ermunterte er zur Kritik.
Auf den von Petra Dreißig geäußerten Einwand, dass der 62-Jährige zum Ende seiner Amtszeit dann 70 Jahre alt wäre, versprach er abschließend, auf eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu achten.