Von außen glänzen die neuen Züge, die demnächst den Barnim mit Berlin oder anderen Regionen verbinden werden (siehe Infokasten), mit einem schicken, neuen Design, von innen gibt es mehr Komfort für die Fahrgäste. Vor allem aber überzeugen sie mit einer neuen Technik, die in Berlin und Brandenburg eine Zeitenwende einleitet und bei der der Landkreis Barnim Vorreiter ist.
Das Besondere steckt im Antrieb. Die Züge werden nicht mehr mit Dieselkraftstoff, sondern mittels wasserstoff- oder batterieelektrischem Antrieb in Gang gesetzt.
Zwei neue Arten von Zügen lässt die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) gerade in Krefeld (NRW) fertigen. Der batteriebetriebene „Mireo Plus B“ wird 31-mal gebaut und im Netz Ostbrandenburg eingesetzt, unter anderem rund um Eberswalde. Immer dort, wo es keine Oberleitungen gibt, fährt er im Batteriebetrieb. Die Batterien werden zwischen den Einsatzzeiten in 30 Minuten aufgefüllt. „Die Kunden werden davon aber gar nichts mitbekommen“, so NEB-Sprecherin Corinna Schultheiß.
Fahrgäste der Heidekrautbahn können sich auf sieben Modelle des „Mireo Plus H“ freuen. Er wird mit Wasserstoff angetrieben. 14.000 Tonnen Diesel lassen sich damit pro Jahr einsparen, dazu Feinstaub und Geräuschemission, verkündet Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB auf der Pressekonferenz zu den neuen Zügen. Betankt werden die Wasserstoffzüge auf dem NEB-Betriebsgelände in Basdorf, das sich direkt neben dem Bahnhof befindet. Der Wasserstoff wird regional aus Solar- und Windenergie hergestellt. Die Tankstelle werden die Kreiswerke Barnim über Fördermittel für die NEB bauen.

5,5 Millionen Liter Diesel könnten eingespart werden

Rund 3000 dieselbetriebene Wagen sind deutschlandweit noch auf der Schiene. „Das kann nicht die Zukunft sein“, weiß Elmar Zeiler von Siemens Mobility, die die Züge herstellen. Die Umstellung von Diesel auf Wasserstoff und Batterie reduziere jährlich den CO2-Ausstoß um rund 14,5 Millionen Kilogramm und spare etwa 5,5 Millionen Liter Diesel ein. Mit den Verkehrsverträgen Ostbrandenburg und Heidekrautbahn beginne in Berlin und Brandenburg eine neue Zeitrechnung.
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„Wir freuen uns, dass wir diese klimafreundlichen und nachhaltigen Züge mit Wasserstoff oder Batterieantrieb für die NEB liefern werden“, so Elmar Zeiler. „Die Züge Mireo Plus B und Mireo Plus H vereinen Innovation und Nachhaltigkeit, wo eine Elektrifizierung der Strecke mit Oberleitung nicht möglich oder wirtschaftlich ist. Nur mit einer starken Schiene und alternativen Antriebsarten wird es uns gelingen, einen wesentlichen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten.“

Leichterer Einstieg für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer

Was ändert sich für die Kunden? Von außen bleiben die Züge weiter in blau/weißgrau gehalten, mit markanten gelben Türen. Die ebenerdigen Einstiegshöhen ermöglichen Rollstuhlfahrern und Menschen mit Kinderwagen künftig einen leichteren Zugang. Piktogramme für Fahrräder und Rollstühle weisen den entsprechenden Personengruppen gleich den Weg zum richtigen Abteil. Im Inneren werden Fahrgäste durch Doppelpfeile auf dem Boden geleitet.
Der neue Mireo Plus H bietet 134 Sitz- sowie 145 Stehplätze, dazu zwölf Fahrradstellplätze sowie zwei Rollstuhlplätze. Damit hat der neue Zug etwas weniger Sitzplätze als der bisherige „Talent“. „Dafür wollen wir aber die stark befahrenen Strecken doppelt befahren“, kündigte NEB-Geschäftsführer Detlef Bröcker an. In den batteriebetriebenen Modellen finden 127 Personen Platz, dazu kommen 155 Stehplätze.

Auf die Schiene geht es Dezember 2024

Bis sie energiesparender reisen können, müssen sich die Kunden der NEB allerdings noch etwas gedulden. Auf die Schiene sollen die neuen Fahrzeuge im Dezember 2024 gehen. „Wir liegen bei der Herstellung der Züge aber gut im Zeitplan“, verspricht Elmar Zeiler von Siemens Mobility.
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Apropos Zeitplan: Die neuen Züge erreichen zwar mit 160 Kilometern pro Stunde eine höhere Spitzengeschwindigkeit als die derzeitigen Modelle. Schneller werde man damit dennoch nicht unbedingt unterwegs sein, sagt Detlef Bröcker. „Auf der Strecke der Heidekrautbahn wird mit 80 km/h gefahren. Das wird sich auch nicht ändern, denn das liegt an den kurzen Abständen zwischen den Bahnsteigen.“ Die neuen Züge hätten jedoch auch den Vorteil einer sehr schnellen Anfahrgeschwindigkeit.
Am Rande äußerte sich NEB-Chef Detlef Bröcker auch zur Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn, die von Basdorf über Schildow nach Berlin-Wilhelmsruh führen soll. „Das ist kritisch, weil im Planfeststellungsverfahren deutlich mehr Einwände von Trägern öffentlicher Belange vorgebracht wurden als gedacht“, informierte er über den neusten Stand der Bemühungen.
Der Einsatz der Wasserstofffahrzeuge auf der Heidekrautbahn ist Teil von Wasserstoffschiene Heidekrautbahn, einem von Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg geförderten, wissenschaftlich begleiteten Pilot-Verbundprojektes zum Aufbau einer regionalen, nachhaltigen Wasserstoff-Infrastruktur, zu der auch ein Hybridkraftwerk und eine Tankanlage gehören. Der gesamte Zugbetrieb auf der RB27 soll ausschließlich mit grüner – regenerativ und regional erzeugter – Energie erfolgen.

Hier fahren die neuen Züge der NEB

Im Barnim verkehren ab Dezember 2024 die energiesparenden Züge auf folgenden Strecken:
● Die batteriebetriebenen Mireo Plus B:
RB 25: Werneuchen - Ostkreuz
RB 60: Eberswalde über Polen bis Frankfurt (Oder)
RB 62: Eberswalde - Angermünde - Prenzlau
RB 63: Eberswalde - Joachimsthal - Templin
● Die wasserstoffbetriebenen Mireo Plus H:
RB 27: Groß Schönebeck - Wandlitz - Karow - Gesundbrunnen (Heidekrautbahn)