„Bis, dass der Tode euch scheidet“ – solange sollte jede Ehe eigentlich halten. Doch in zahlreichen Fällen trennen sich die Paare schon früher, da macht auch der Barnim keine Ausnahme. Im Landkreis ist die Zahl der Scheidungen erstmals seit drei Jahren sogar wieder gestiegen.
Oberhavel ist Spitzenreiter bei Scheidungen
2019 sind von den Gerichten kreisweit 363 Ehen geschieden worden. Das sind 24 mehr als noch 2018 (339), wie aus Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg hervorgeht. Damit belegt der Barnim in Brandenburg den dritten Rang, was die Zahl der Scheidungen angeht. Spritzenreiter ist Oberhavel (406), gefolgt von Märkisch Oderland (380). Die wenigsten waren es im vergangenen Jahr in der Prignitz mit 107 und in Frankfurt (Oder) mit 95.
In Brandenburg der gleiche Trend
Ein Anstieg ist bei den Scheidungen aber nicht nur im Barnim zu verzeichnen, auch landesweit wurde hier ein Trend durchbrochen. Nach sieben Jahren mit sinkenden Zahl stiegen sie 2019 in Brandenburg wieder – um fünf Prozent. Insgesamt wurden 4424 Ehen geschieden.
Betroffen von den Scheidungen waren landesweit 2987 Kinder, 67 mehr als 2018. Weniger als die Hälfte der Scheidungspaare (44 Prozent) hatte dabei mindestens ein minderjähriges Kind.
Im Barnim ist die Quote etwas niedriger. Von den 363 Paaren, die sich hier 2019 haben scheiden lassen, hatten 111 mindestens ein minderjähriges Kind (31 Prozent). In neun Fällen waren drei oder mehr Kinder vom Ehe-Aus betroffen.
Umfrage: Scheidungszahlen könnten sich verfünffachen
Und wie geht es weiter? Offizielle Zahlen für das Jahr 2020 gibt es noch nicht. Einige Familienrechtler rechnen aber damit, dass vor allem Corona die Scheidungsrate weiter in die Höhe treiben könnte. Homeoffice, die räumliche Enge, soziale Ängste – alles könnte das Fass zum Überlaufen bringen.
Bestätigt wird diese Prognose durch eine Umfrage des Berliner Meinungsforschungsinstituts Civey. Demzufolge wird sich die Zahl der Scheidungen in Deutschland wegen der Corona-Beschränkungen voraussichtlich um ein Fünffaches erhöhen.
Corona-Effekt schon für das laufende Jahr?
Im laufenden Jahr dürfte sich ein Corona-Effekt aber wohl noch nicht widerspiegeln. Der Grund: Zunächst müssen verheiratete Paare, die sich trennen wollen, eine gewisse Trennungszeit abwarten, bevor sie bei Gericht die Scheidung einreichen können. „Die meisten Ehen werden nach einjähriger Trennung geschieden, daher könnte eine mögliche Auswirkung erst ab 2021 sichtbar werden“, sagte eine Sprecherin des Statistikamts.
Nicht unerwähnt sollte aber bleiben, dass es trotz zahlreicher Scheidungswilliger auch jede Menge Paare gibt, die sich für die Liebe und für eine Ehe entscheiden. Laut Daten des Statistikamts haben sich im Land Brandenburg im vergangenen Jahr 14.203 Paare das Ja-Wort gegeben.
Geschiedene Ehen in Brandenburg 2019
Im Barnim hat es bei den Ehescheidungen 2019 erstmals seit drei Jahren wieder einen Anstieg gegeben, wie die Übersicht zeigt:
2019: 363
2018: 339 (-37)
2017: 376 (-20)
2016: 396 (-32)
2015: 428 (22)
2014: 406 (65)
2013: 341 (2)
2012: 339 (-9)
2011: 348 (-30)
2010: 378 (2)
2009: 376 (51)
Im gesamten Land Brandenburg haben sich im vergangenen Jahr insgesamt 4.424 Paare scheiden lassen. Hier ein Auszug aus der Rangfolge:
Oberhavel: 406
Märkisch-Oderland: 380
Barnim: 363
Potsdam-Mittelmark: 356
Oder-Spree: 355
Potsdam: 328
Teltow-Fläming: 292
Havelland: 281
Dahme-Spreewald: 271
Uckermark: 230
....
Prignitz:107
Frankfurt (Oder) 95
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg