Immer mehr Menschen wollen wissen, was in ihren Lebensmitteln drin ist, wo sie herkommen und wer sie herstellt. Da liegt es natürlich nahe, den Erzeuger beim Einkauf persönlich zu fragen. Möglich macht dies die „Marktschwärmer“-Idee.
In Werneuchen laufen in diesen Tagen die Vorbereitungen für den ersten „Marktschwärmer“-Wochenmarkt am örtlichen Bahnhof. Los geht es am Freitag, 14. April, von 17 bis 18.30 Uhr. Danach findet der Markt immer freitags zur selben Zeit statt.
Alternative zu Supermärkten und Hofläden
Die „Schwärmerei“ Werneuchen wurde von Mariko Takahashi und ihrem Team von „platform Werneuchen“ gegründet. Die Initiative bemüht sich auch um den Umbau des Bahnhofs, ein Café, Ferienwohnungen und ein Coworking-Space sollen dort entstehen. „In Berlin genießen schon viele Menschen saisonale und besondere Lebensmittelprodukte über die Marktschwärmer-Plattform. Viele dieser Produkte kommen aus der Region um Werneuchen, und dennoch gibt es keinen guten Zugang für Werneuchener, diese Produkte regelmäßig einzukaufen. Wir möchten eine Alternative zu den Supermärkten und Hofläden anbieten, die man in der Alltagsroutine gut integrieren kann“, sagt die 48- jährige Japanerin aus Beiersdorf-Freudenberg (Märkisch-Oderland) über ihre Gründe, Gastgeberin einer „Schwärmerei“ zu werden.
Sie wird nun nach monatelanger Vorbereitung den wöchentlichen Markt organisieren und so dafür sorgen, gute Lebensmittel aus der Region direkt an die Verbraucher zu bringen – und die Bauern gleich mit.
„Marktschwärmer“ schaffe eine direkte Verbindung zwischen den Erzeugern und Kunden in einer Region, so Mariko Takahashi. Die Kunden bestellen dabei ganz bequem von zu Hause im Onlineshop ihrer „Schwärmerei“. Einmal in der Woche kommen Kunden und Erzeuger dann für zwei Stunden in der Schwärmerei vor Ort zusammen, um die Bestellungen persönlich zu übergeben.
Produkte kommen aus einem Umkreis von 40 Kilometern
Die Lebensmittel stammen ausschließlich von bäuerlichen Erzeugern, Lebensmittel-Handwerkern und kleineren Manufakturen aus der Region. Im Durchschnitt, so die Organisatorin, liegen zwischen Herstellungsort und „Schwärmerei“ nicht mehr als 40 Kilometer Transportweg. Zum Sortiment gehören Obst und Gemüse, Fleisch und Wurstwaren, Brot, Honig, Käse und Molkereiprodukte sowie ausgewählte Feinkostwaren. „In Werneuchen werden wir Angebote haben, die es bisher hier noch nicht gibt“, verspricht Mariko Takahashi.
Wie funktioniert es? Der Kunde bezahlt seinen Warenkorb direkt nach der Bestellung online. Der Erzeuger gibt von seinem Nettoumsatz rund acht Prozent an den Gastgeber für die Organisation der Schwärmerei und zehn Prozent an die „Marktschwärmer-Plattform“ ab. Der Großteil der Einnahmen bleibt mit rund 82 Prozent beim Erzeuger. Die „Marktschwärmer“-Idee erleichtere gerade kleineren Erzeugerbetrieben den Zugang zu Kunden, die Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legen, ist die Japanerin überzeugt.
Erzeuger können besser planen
Die Erzeuger bestimmen dabei die Preise für ihre Produkte selbst. Durch die Vorbestellung über den Onlineshop kann der Hersteller zudem genau planen, vermeidet so unnötige Kühl- und Transportkosten. Die Mitgliedschaft in einer Schwärmerei ist für Kunden übrigens flexibel: Es gibt weder Mitgliedsbeiträge noch einen Mindestumsatz oder eine Bestellpflicht. „Am meisten schätzen Marktschwärmer-Mitglieder aber, dass sie die Herkunft ihrer Lebensmittel direkt nachvollziehen können“, sagt die Organisatorin.
Die Idee der Online-Direktvermarktung kommt ursprünglich aus Frankreich. Dort sind seit dem Jahr 2011 unter dem Namen „La Ruche Qui Dit Oui“ (Der Bienenkorb, der Ja sagt) bereits mehr als 660 Schwärmereien entstanden. In Deutschland startete das Netzwerk im Herbst 2014. Derzeit sind den Angaben zufolge schon mehr als 155 lokale Märkte in dreizehn Bundesländern geöffnet. Weitere 39 Schwärmereien befinden sich im Aufbau.
Im Internet: www.marktschwärmer.de