Die Beute war mehr als überschaubar, der Schaden, den Diebe am Freitag in der Bahnhofs-Passage in Bernau hinterlassen haben, aber immens. Mitten im Vorweihnachtsgeschäft haben sie mehrere Händler um ihre kompletten Tageseinnahmen gebracht. Betroffen waren unter anderem der Edeka-Markt und der Elektronikfachhändler MediMax.
Was war passiert? Unbekannte hatten in der Nacht zu Freitag versucht, den Geldautomaten der Berliner Volksbank, der direkt am Eingang von Edeka unter der Treppe ins Obergeschoss steht, zu knacken.
Täter setzten Sprengstoff ein
Nach Angaben von Polizeisprecher Roland Kamenz hatten sie dafür noch nicht bestimmbaren Sprengstoff verwendet. Der Versuch, den Tresor zu öffnen, sei schließlich gescheitert. Die Diebe mussten ohne Beute davon ziehen. Der Geldautomat blieb jedoch zerstört zurück. Die Trümmer lagen im Foyer der Passage am Zugang von der Börnicker Chaussee verteilt.
Wann der Automat gesprengt wurde, war zunächst unklar. Ein Zeuge, der den Schaden bemerkte, hatte die Polizei am Morgen gegen 6 Uhr gerufen. Danach waren zunächst der Edeka-Markt selbst und der Eingangsbereich geschlossen worden. Gegen 10 Uhr wurden dann allerdings auch die MediMax-Filiale und die benachbarten Geschäfte im Obergeschoss evakuiert.
Polizei fordert Spezialisten an
Die Polizei begründete die Maßnahme mit möglichen Gefahren, die von dem Geldautomaten noch ausgehen könnten. Denn bis zum Abend blieb unklar, ob der gesamte Sprengstoff detoniert war – oder ob sich explosives Material weiterhin in dem zerstörten Gerät befindet. Am Nachmittag rückten Spezialisten an, die den Tresor Stück für Stück aufflexten, um die Sache zu klären. Gegen 19 Uhr konnte die Polizei Entwarnung geben. Von dem Automaten gehe keine Gefahr aus, sagte ein Sprecher der Polizei Bernau am Abend der MOZ. Die Bahnhofs-Passage könne am Sonnabend wieder uneingeschränkt öffnen.
Die Händler hatten zunächst gehofft, ihre Geschäfte noch am Freitag öffnen zu können. Doch bereits am Nachmittag war klar, dass das nichts wird. Dem Marktleiter von Edeka, Matthias Igel, blieb nichts anderes übrig, als seine Mitarbeiter nach Hause zu schicken. „An einem Freitag vor Weihnachten ist der Umsatzausfall natürlich enorm“, sagte Igel. „Wir schätzen, dass wir heute rund 160.000 Euro in den Sand gesetzt haben.“ Die Frischware könne nicht mehr verkauft werden. „Die müssen wir abschreiben“, so der Edeka-Leiter. Viele Kunden hätten auf die Schließung mit Verständnis reagiert. „Wir mussten sie auf Sonnabend vertrösten.“
Von MediMax und anderen Händlern waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten. Ihre Verluste dürften aber ebenfalls erheblich sein. Der Center-Manager der Bahnhofs-Passage, Lutz Bennhardt, sprach am Freitag von einem Supergau: „Der Freitag gehört zu den umsatzstärksten Zeiten für den Handel. Die Kunden sind da, die Ware ist da. Aber sie kann nicht verkauft werden. Das ist dramatisch.“ Bennhardt sagte aber, man habe keine Wahl. „Die Sicherheit geht vor. Wir haben Verständnis dafür, dass die Polizei auf Nummer sicher gehen und jegliche Gefahren ausschließen muss.“
Hinweise zu den Tätern lagen zunächst nicht vor. Die Polizei sicherte am Tatort Spuren. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.