Seit Monaten sind die Meldungen der Bundespolizei von Diebstählen am S-Bahnhof Ahrensfelde nahezu deckungsgleich. Vor allem in den Nachtstunden an den Wochenenden werden Fahrgäste dort gezielt Opfer von Dieben.
Die Täter haben dabei vor allem Leute im Visier, die während der Fahrt eingeschlafen sind und deshalb an der Endhaltestelle der S-Bahn-Linie S7 nicht aussteigen. Den Schlafenden greifen sie in die Tasche, stehlen Geld und teure Smartphones. Die schlafenden Opfer bekommen davon oft nichts mit. Nicht selten handelt es sich um Angetrunkene auf dem Rückweg von nächtlichen Partys in Berlin.
Der letzte Fall liegt erst eine Woche zurück
Der letzte bekanntgewordene Fall datiert vom 21. Januar 2023. An jedem Sonnabend schlichen zwei Diebe gegen 5.20 Uhr durch eine zur Abfahrt bereitstehende S-Bahn am Bahnhof Ahrensfelde. Zunächst näherte sich das Duo einem schlafendem Reisenden und nahm dem 45-Jährigen mehrere Gegenstände aus den Taschen. Weil aber nichts Wertvolles dabei war, ließen die Männer die Beute zurück.
Sie zogen weiter in den nächsten Wagen und köpften sich ein weiteres Opfer vor. Einem 33-Jährigen, der ebenfalls eingeschlafen war, zogen sie eine Geldbörse aus der Jackentasche und verließen die S-Bahn anschließend.
Doch schon kurz darauf klickten die Handschellen. Zivilbeamte der Bundespolizei hatten die Tat beobachtet. Die beiden einschlägig vorbestraften Diebe wurden noch vor Ort vorläufig festgenommen. Gegen sie wird nun zum Verdacht des besonders schweren Diebstahls ermittelt. Der bestohlene 33-Jährige, der inzwischen aufgewacht war, bekam sein Geld zurück.
Polizei schlägt sich viele Nächte in Ahrensfelde um die Ohren
Szenen, die sich am Bahnhof Ahrensfelde seit Monaten immer mal wieder abspielen. Denn die Zivilbeamten der Bundespolizei waren am Sonnabend vor einer Woche nicht zufällig und auch nicht zum ersten Mal da. Bereits seit mehr als einem Jahr schlagen sich Ermittler in Ahrensfelde immer wieder die Nacht um die Ohren, um Diebe auf frischer Tat zu schnappen.
Wie oft schon schlafende Gäste in der S-Bahn an der Berliner Stadtgrenze zum Barnim bestohlen wurden, kann die Bundespolizei auf Nachfrage nicht sagen. Dies werde statistisch nicht erhoben, erklärt deren Sprecher Michael Spieß. Bislang versandten die Ermittler knapp ein Dutzend Pressemeldungen zu solchen Vorfällen in Ahrensfelde. Wie oft sich Zivilbeamte dort auf die Lauer legen, will die Bundespolizei nicht bekannt geben. Der Einsatz von Zivilkräften der Bundespolizei erfolgt anlassbezogen. Michael Spieß: „Ich bitte um Verständnis, dass ich aus einsatztaktischen Gründen keine konkretere Auskunft zum Einsatz von Zivilbeamten der Bundespolizei erteilen kann.“ Bereits vor knapp einem Jahr hatte sich moz.de erkundigt, ob hinter den Taten organisierte Banden stecken. Damals hatten die Ermittler von Einzeltätern gesprochen. Von den nächtlichen Einsätzen verspreche sich die Polizei aber, die Hintergründe der Täter erforschen zu können.
Stecken organisierte Banden hinter den Diebstählen?
Was ist daraus geworden? Auf die Frage, ob es inzwischen Erkenntnisse über organisierte Strukturen hinter den Tätern gibt, erklärt Michael Spieß schmallippig: „Es werden sehr häufig Einzeltäter angetroffen.“ Entweder gibt also es keine Erkenntnisse oder die Ermittler wollen sich nicht in die Karten gucken lassen, inwieweit sie entsprechende Zusammenhänge schon durchschaut haben.
Auffällig ist allerdings, dass sich die Diebe von der hohen Kontrolldichte der Bundespolizei nicht stören lassen. Das könnte für die Einzeltätertheorie sprechen. Denn womöglich hat sich die andauernde Polizeipräsenz bis zu vielen Dieben auch nach einem Jahr noch nicht herumgesprochen. Organisierte Banden wären vielleicht vorsichtiger. Hinzu kommt: Zumindest von außen lässt sich noch kein zusammenhängender Täterkreis erkennen. Die erwischten Langfinger kommen aus unterschiedlichen Staaten, in denen unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Einige Male wurden Moldauer geschnappt. Ins Netz gingen den Fahndern aber auch schon Marokkaner, Algerier und Georgier. Die Diebe in der vergangenen Woche kamen aus Lettland.
Wie geht es weiter? Die Bundespolizei wird den Bahnhof Ahrensfelde im Auge behalten. „Gerade die regelmäßige Präsenz der Bundespolizei auf dieser Bahnstrecke sowie dem Bahnhof Ahrensfelde führt dazu, dass Diebstahlshandlungen festgestellt und Tatverdächtige gestellt werden und tragen somit zur Aufhellung des Dunkelfeldes in diesem Deliktsbereich bei“, sagt Sprecher Michael Spieß.
Er weist allerdings darauf hin, dass Taschen- und Handgepäckdiebstahl ein stadtweites Problem sind. Die Strecken in die Außenbezirke und ins Brandenburger Umland nutzen Diebe aber gern, weil die Fahrt zwischen den einzelnen Bahnhöfen länger ist, die Züge nicht mehr so voll sind und sich die Wartezeit an den Endhaltestellen für Beutezüge nutzen lässt.
Wie können sich Fahrgäste schützen?
Um sich vor Diebstahl zu schützen, sei es wichtig, Wertgegenstände sicher aufzubewahren. „Am besten sind Bauchtaschen, die unter der Kleidung getragen werden“, empfiehlt Polizeisprecher Spieß. Auch ist die S-Bahn nicht unbedingt ein geeigneter Ort, nach durchfeierter Nacht seinen Rausch auszuschlafen.