1. Jonas (11) aus Bernau: Acht Schüler sind bei dem Treffen in der Schule dabei, und als die Frage kommt, wer starten wolle, gehen direkt einige Arme hoch , darunter auch der von Jonas. "Ich kann gern anfangen", sagt er. Dann legt der Fünftklässler los. Jonas erzählt, dass er im Bernauer Stadtteil Ladeburg zu Hause ist und dass er Fußball mag. Am 24. Dezember fahre er mit der Familie zur Oma nach Plänitz, das sei bei Neuruppin. "Da gehen wir erst in die Kirche, dann singen wir und sagen Gedichte auf." Und nicht nur das, es wird auch Musik gemacht. Jonas übt gerade am Klavier zwei Stücke ein: "Morgen kommt der Weihnachtsmann" und "Joseph, lieber Joseph mein". Anschließend folgt die Bescherung. Und was wünscht er sich? Bei der Frage muss Jonas nicht lange überlegen, er weiß sogar schon, was er bekommt: "Ich bekomme eine Karte für ein Spiel des FC Bayern München gegen Leipzig. Die ganze Familie kommt mit." Für ihn, den Bayern-Fan, ist das natürlich ein Riesending.
2. Martina (12) aus Montenegro: Die Zweite, die in der Runde über Weihnachten sprechen will, ist Martina. Sie ist erst seit einem Jahr im Land, spricht aber schon ziemlich perfekt Deutsch. "Ich fühle mich gut", so die Sechstklässlerin, "ich habe schon viele Freunde gefunden." Weihnachten feiert sie aber ein bisschen anders als zum Beispiel Jonas. Am Nachmittag gibt es zunächst ein großes Essen, eine Gemüsepfanne mit Huhn und Kartoffeln. Danach gibt es Käsekuchen. "Das richtige Weihnachten beginnt für uns erst um 0 Uhr, da werden wir in Berlin sein, am Alexanderplatz", sagt Martina. Mit "wir" meint sie nicht nur sich und ihre Familie, sondern die gesamte Verwandtschaft. Aus Montenegro kommen Oma, Opa, Onkel, Tante, Cousin und Cousine. "In Berin werden wir draußen singen und dann ins Restaurant gehen." Zeit für Geschenke ist dann am Morgen des 25. Dezember. "Aber erst, wenn alle wach sind", berichtet Martina, die zu Weihnachten keinen speziellen Wunsch hat. "Ich habe alles, was ich brauche. Ich will nur, dass es der Familie gut geht."
3. Cristina (12) aus Rumänien: Direkt neben Martina sitzt Cristina. Auch sie ist nicht in Deutschland geboren. Ihr Vater ist Deutscher, ihre Mama Rumänin. Auf Weihnachten freue sie sich schon. "In Rumänien haben wir den Brauch, dass die Leute sich ein Ziegenkostüm überziehen und dann umherziehen und Weihnachtslieder singen", erzählt sie. Außerdem sei es Tradition, dass ein Schwein geschlachtet wird. Doch ihre Eltern würden das beides nicht machen. Rumänisch gegessen werde aber trotzdem an Heiligabend. "Es gibt Sarmale", sagt Cristina, das sind gefüllte Krautwickel. Später werden Spiele gespielt. Alle warten dann bis 0 Uhr, erst dann gibt es Geschenke. Cristina hat sich trendige Klamotten mit Tik-Tok-Logo gewünscht, einem chinesischen Videoportal. Abgelegt werden die Geschenke aber nicht, wie man es hierzulande kennt, unterm Weihnachtsbaum, sondern vor der Haustür, auch das sei eine rumänische Tradition. Und wie lange bleibt sie nach Mitternacht noch wach? "Lange", sagt Cristina. "Letztes Weihnachten bin ich erst um 3 Uhr morgens eingeschlafen."
4. Linus (11) aus Bernau: Lange aufbleiben am Heiligabend – das kennt Linus gut. Der Fünftklässler, der aus Bernau kommt, liebt Videospiele. Und er hofft, dass er ein neues zu Weihnachten bekommt. "Aber meine Eltern haben eine Zeitbegrenzung drin – mehr als drei Stunden Konsole spielen gehe nicht", berichtet er lachend. Worauf sich der Blondschopf auch freut, ist sein neues Zimmer. "Ich ziehe Weihnachten um." Zu Essen gebe es am Heiligabend traditionell Hähnchenkeule. Das schmecke immer sehr gut, sagt Linus
5. und 6. Sitara und Sitayisch (Zwillinge, 11) aus Afghanistan: Sitara und Sitayisch berichten, dass sie Weihnachten aus ihrer Heimat Afghanistan gar nicht kannten. Das Fest haben sie erst vor vier Jahren kennengelernt, als sie auf der Flucht vor dem Krieg mit ihren Eltern in Deutschland gestrandet sind. Und seitdem habe sich viel getan. "Wir kaufen jetzt auch einen Tannenbaum und schmücken ihn", erzählt Sitayisch. Geschenke gebe es ebenfalls. Das sei sehr schön.
7. Anna (11) aus Polen: Für die Sechstklässlerin ist Weihnachten Reisezeit. "Am 24. Dezember fahren wir in ein Dorf bei Stettin, da wohnt meine Oma", erzählt Anna, die seit ihrem fünften Lebensjahr in Deutschland ist. "Meine Mama hatte hier einen guten Job gefunden, da sind wir hergezogen." Aber Weihnachten fahre man zur Familie. "Dann wird immer viel gequatscht und getrunken, ich spiele meist mit meiner Cousine." Für den 24. Dezember gelte: kein Fleisch. "Da gibt es immer Fisch oder Teigtaschen." Lange warten auf Geschenke.
8. Rawan (10) aus Syrien: Das Mädchen mit den Locken ist die einzige im Bunde, die kommende Woche keinen Baum schmücken oder Geschenke bekommen wird. "Wir feiern Weihnachten nicht", sagt Rawan, die vor vier Jahren nach Deutschland gekommen ist. "Wir feiern dafür Ramadan oder das Zuckerfest" – zwei klassische islamisches Feste also.