Die Pudelmütze auf dem Kopf, ein dicker Schal um den Hals, die Hände in warmen Handschuhen versteckt – Elli Rehberg aus Berlin-Pankow hat es sich am sonnigen, aber kühlen Sonntagvormittag mit ihren Kindern nicht nehmen lassen, ihren Protest gegen Windkraftanlagen im Liepnitzwald auszudrücken.
Die 64-Jährige gehört zu den knapp 300 Personen, die sich schon deutlich vor 11 Uhr am Parkplatz Lanker Dorfstraße treffen, um sich an der neunten Neujahrswaldwanderung zu beteiligen. "Wir kennen uns hier ganz gut aus, weil wir im Sommer oft an die Wandlitzer Seen zum Baden fahren", berichtet die Berlinerin. Immer wieder schüttelt sie den Kopf bei der Vorstellung, für einen Windspargel müssten 15 000 Quadratmeter Wald gefällt werden. "Erholungswald", erinnert derweil Hans-Jürgen Klemm, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) "Hände weg vom Liepnitzwald". Klemm, seit neun Jahren ein Profi in Sachen Protest, antwortet vor laufender TV-Kamera auf die Fragen des Journalisten ohne Punkt und Komma. "Wir haben es geschafft, das ehemals 577 Hektar große Windeignungsgebiet zu reduzieren. 263 Hektar Erholungswald sind raus. Aber für die restliche Fläche besteht immer noch die Gefahr, dass es hier zum Bau von Windkraftanlagen kommt", wettert der Sprecher der BI.
Aktuell lehnt der Berliner Senat als Eigentümer des Waldes dies zwar ab, aber neue politische Verhältnisse könnten neue Überlegungen in Gang setzen, warnt Klemm. Bissig setzt er nach. "Das Windeignungsgebiet ist so groß wie die Freifläche in Tempelhof. Dort gehen die Menschen Sport treiben, spazieren, führen ihre Hunde aus. Und wir fällen hier die Wälder, um Berlin mit Strom zu versorgen? Das wäre doch kompletter Wahnsinn!"
Wenig später wiederholt Klemm seine Position bei seiner Begrüßung durch ein Megaphon. "Der Liepnitzwald ist größer als der Hambacher Forst. Aber hier rennt kein Grüner her, um zu protestieren", heißt es. Das Gegenteil sei der Fall. SPD, Grüne und Teile der CDU befassen sich demnach mit dem Ausbau der Windkraft.
Schutz der einheimischen Tiere
Wie erwartet, kommen auch die Biesenthaler Windkraft-Pläne zur Sprache. Mit Unterstützung der Barnimer Energiewerke hofft die Stadt Biesenthal auf den Bau von vier Anlagen, die sich dann östlich und westlich der A11 aufteilen würden. "Prenden würde diese Anlagen vor die Nase gestellt bekommen, das darf doch nicht wahr sein", so Klemm. Er rät den Prendenern, mit ihrem Protest die Stadt Biesenthal und die dortigen Politiker nicht zu verschonen. "Die Biesenthaler müssen erfahren, dass sie mit ihren Stromkosten den Bau der Anlagen bezahlen. Wegen der Windkraft zahlen die Brandenburger bundesweit die höchsten Stromkosten." Für die Umstehenden wird dabei klar, das von den Biesenthaler Stadtverordneten erhoffte Geld kommt somit aus den Taschen der Steuerzahler.
Dass der geschützte Schwarzstorch sein Vorkommen in besagtem Waldgebiet hat, scheint laut Klemm niemand zu interessieren. "Diese Expertise wird ignoriert, dabei liegt sie beim Bürgermeister auf dem Schreibtisch", beklagt der BI-Sprecher und landet dann einen vorprogrammierten Lacher. "Deutschland schützt zwar die Nashörner in Afrika, aber auch die heimischen Tiere brauchen Schutz. Das sollte eigentlich bekannt sein."
Der Lanker Revierförster Klaus Meier unterstützt das Anliegen der BI. "Auch die Berliner Verwaltung möchte keine Windkraftanlagen in den Wald gestellt bekommen", sagt Meier unter dem Beifall der Zuhörer. Demnach sammelt auch die Forst Argumente, um den Liepnitzwald dauerhaft zu schützen.