Für die Archäologen des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM) ist es ein Fund, wie er nur einmal im Leben vorkommt. Vor wenigen Wochen entdeckten sie bei planmäßigen Untersuchungen einer Fläche am Kuhdammweg in Wustermark ein ungewöhnlich gut erhaltenes Grab, in dem fünf Männer und ein Kleinkind zusammen beerdigt wurden. Nach ersten Schätzungen liegt die Bestattung etwa 4.000 bis 4.500 Jahre zurück und damit zum Ende des Neolithikums und zu Anfang der frühen Bronzezeit.
Am 12. April 2022 zeigte das BLDAM den Sensationsfund vor Journalisten. Die Knochen wurden bis dahin sorgsam, aber nur teilweise frei gelegt. Der Grund: Man hat sich entschieden, das Grab im Block, also im Ganzen, zu bergen und für weitere Untersuchungen ins Labor nach Wünsdorf zu bringen. Dafür wird das Grab mit einem Holzrahmen umschlossen, eine Stahlplatte darunter geschoben, ein Deckel darauf platziert und die Hohlräume mit einem aushärtenden Schaum verschlossen, so dass nichts verrutschen kann. Dann wird das ganze Konstrukt mit Hilfe von Kran und Lkw abtransportiert.
Den Männern wurden die Schädel eingeschlagen
Erste Erkenntnisse, die die Experten bereits vor Ort gewinnen konnten, deuten daraufhin, dass die fünf Männer bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben kamen. Ihnen wurde der Schädel eingeschlagen. Eine im Unterleib gefundene Feuerstein-Pfeilspitze bei einem der Männer wird hingegen nur schmerzhaft, aber nicht tödlich gewesen sein. Die Männer und das Kleinkind wurden allerdings liebevoll zusammen bestattet. Sie liegen eng beieinander und haben teilweise die Arme umeinander gelegt.
Eine erste Schätzung geht davon aus, dass die fünf Männer zwischen 25 und 35 Jahre alt waren, das Kleinkind etwa drei bis fünf Jahre. Für genauere Untersuchungen wurden bereits Knochenproben entnommen. Hier wird mittel der C14-Methode auch eine genauere Datierung vorgenommen. Anhand von DNA-Analysen sollen auch verwandtschaftliche Beziehungen untereinander untersucht werden.
Erhaltungszustand der Knochen in Wustermark ungewöhnlich gut
Als besonders ungewöhnlich bezeichnete Professor Dr. Franz Schopper, Direktor und Landesarchäologe des BLDAM, den sehr guten Erhaltungszustand der Knochen. In Brandenburger Sandböden würden Skelette oft nur schlecht erhalten bleiben. In Wustermark lagen die Knochen jedoch gut einen Meter unter der Oberfläche in einem lehmhaltigen Mergel, der zur guten Konservierung beitrug.