Die Stadtwerke Bad Belzig erhalten ein Darlehen in Höhe von 1,6 Millionen Euro. So beschloss es die außerordentliche Stadtverordnetenversammlung hat am 14. Dezember. Dieser Schritt war nötig geworden, nachdem die kommissarische Geschäftsführung am 22. November festgestellt hatte, dass das Unternehmen durch Fehler des früheren Geschäftsführer Hüseyin Evelek in eine gefährliche Schieflage geraten war.

Stadtwerke erhalten und eine Insolvenz abwenden

„Die von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Lösungsstrategie zielt darauf ab, die Zahlungsfähigkeit - und damit die Stadtwerke mit den Sparten Gas, Fernwärme, Wasser und Abwasser - zu erhalten und eine Insolvenz abzuwenden. In der Stromsparte sowie Geschäftsfeldernwie E-Mobilität etc. streben wir eine starke Vertriebspartnerschaft an. Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze bei den Stadtwerken und lokale Gestaltungsräume zu erhalten,“ erklärt Bad Belzigs Bürgermeister Roland Leisegang im Anschluss an die außerordentliche Stadtverordnetenversammlung.

Es wurden keine ausreichenden Mengen an Strom und Gas beschafft

„Wir haben es jetzt mit zwei Baustellen zu tun,” so der Bürgermeister, der die Öffentlichkeit bereits in der vorvergangenen Woche über die Schieflage informiert hatte. „Zum einen hat der frühere Geschäftsführer keine ausreichenden Mengen an Strom und Gas beschafft, um die vertraglichen Versorgungspflichten abzudecken. Da sich die Großhandelspreise derzeit auf einem historisch nie dagewesenen hohen Niveau bewegen, entstünde dadurch zu Jahresbeginn eine Unterdeckung im Strom- und Gasgeschäft“, so Leisegang.

Unzulässige Warentermingeschäfte hinter dem Rücken des Aufsichtsrats

„Zum anderen habe der ehemalige Geschäftsführer seine Befugnisse überschritten, indem er unzulässige Warentermingeschäfte hinter dem Rücken des Aufsichtsrats und des Gesellschafters getätigt hätte“, erklärt der Bürgermeister. Zum genauen Umfang könnten jedoch keine Angaben gemacht werden: „Wir sind jetzt mit der strafrechtlichen Aufarbeitung und Prüfung dieser Vorgänge befasst. Es handelt sich um einen eklatanten Vertrauensbruch,“ erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Paul.

Das Risiko weiter steigender Preise soll vermieden werden

Die Stadtverordnetenversammlung stellt mit dem zurückzuzahlenden Kredit jetzt sicher, dass die Stadtwerke zumindest zu den aktuellen Preisen Erdgas und Strom am Markt einkaufen können. Somit wird das Risiko weiter steigender Preise vermieden, da nach übereinstimmender Meinung von Marktexperten die Großhandelspreise auch im neuen Jahr weiter anziehen werden.
Ab Februar/März geben die üblichen Abschlagszahlungen der Kundinnen und Kunden den Stadtwerken neue Liquidität. Die Terminpreise am Gasmarkt werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte sinken. „Somit kann aus unserer Sicht die Unterdeckung mittelfristig wieder ausgeglichen werden,“ sagt Tobias Paul.

Es ist gelungen, einen starken Partner in der Region zu gewinnen

Angesichts der weiterhin turbulenten Situation auf den Energiegroßmärkten liegt der Einkaufspreis über den derzeitigen Erlösen. Wie viele andere Versorger in Deutschland, die aktuell am Spotmarkt einkaufen, müssen die Stadtwerke Bad Belzig daher zum 1. Februar 2022 die Preise erneut deutlich erhöhen. „Wir wollen alles in unserer Macht Stehende tun, um Kundinnen und Kunden vor den Belastungen zu schützen,“ erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Paul. „Unserer kommissarischen Geschäftsführung ist es gelungen, einen starken Partner in der Region zu gewinnen, der unseren Kundinnen und Kunden im Strombereich ein attraktives Angebot für den Wechsel des Versorgers macht.“
„Mit den beschlossenen Maßnahmen sollen neben dem Schutz der Kunden und Kundinnen auch Arbeitsplätze gesichert und der Stadt Handlungsspielräume zukünftig erhalten bleiben,“ erläutert Bürgermeister Roland Leisegang.