Drei „Gärtner“ sind schon verurteilt – jetzt geht es auch dem angeblichen Chef der Cannabis-Plantage in Wiesenburg, die im April 2020 aufgeflogen war, an den Kragen. Burak A. droht vor dem Landgericht Berlin eine hohe Gefängnisstrafe: Als Ergebnis einer Verständigung zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung sollen es im Falle eines Geständnisses mindestens 8 Jahre und zehn Monate sein. A. hat inzwischen gestanden, Geld- und Sachleistungen in die Anlage investiert zu haben; er hätte auch einen Anteil am Gewinn gehabt.
Handel illegaler Drogen, Waffen und Munition
Die Beteiligung an der Plantage auf dem früheren Kreisbetrieb für Landtechnik ist nur einer von vielen Anklagepunkten gegen den 35-Jährigen. Hauptsächlich geht es in dem Prozess, der seit April 2021 am Kriminalgericht Moabit läuft, um den Handel illegaler Drogen aller Art, außerdem Waffen und Munition – A. wurden mehr als 20 Taten vorgeworfen. Im Rahmen des offiziellen Deals wurden sechs Anklagepunkte eingestellt, sie betrafen fast alle denselben Geschäftspartner. Neben A. sind auch zwei weitere Berliner angeklagt, ebenfalls wegen illegalen Drogenhandels. Mit der Plantage in Wiesenburg haben sie nichts zu tun. Sie sehen geringeren Strafen entgegen.
Polizei kam Angeklagtem durch Encro-Chat-Daten auf die Spur
Den Angeklagten auf die Spur kam die Polizei durch die Encro-Chat-Daten. Damit ist ein verschlüsselter Messenger-Dienst gemeint, auf dem sich zahlreiche Drogenhändler in Europa ungezwungen austauschten. Genutzt wurden spezielle Handys ohne Kamera und GPS. Französischen Behörden gelang es irgendwann, das Netzwerk mit Schadsoftware zu infiltrieren und die Kommunikation zu verfolgen. Sie stellten ihre Erkenntnisse den deutschen Behörden zur Verfügung, weshalb jetzt bundesweit zahllose Strafverfahren gegen Encro-Chat-Nutzer geführt werden.
Strafverteidiger hielten die Nutzung der Daten für unzulässig, weil die deutschen Behörden sie so nicht hätten erheben dürfen wie ihre französischen Kollegen. Der Bundesgerichtshof entschied aber kürzlich, dass die Daten verwertbar sind, dagegen haben Anwälte Verfassungsbeschwerden erhoben.
Strafkammer hat vorerst weitere Termine bis Mitte Juli anberaumt
In dem Verfahren gegen Burak A. und andere spielt dieser Daten-Streit aus einem kuriosen Grund keine Rolle. Im Rahmen der Verständigung wurde auch eine ungewöhnliche Klausel vereinbart. Mit den in Aussicht genommenen Strafen wurde auch die Nichtgeltendmachung von Einwänden gegen die Verwertbarkeit der Encro-Chat-Daten verknüpft. Ein schnelles Ende des Prozesses ist trotz der Verständigung nicht absehbar. Die Strafkammer hat vorerst weitere Termine bis Mitte Juli anberaumt.
2000 Cannabis Pflanzen wurden in Wiesenburg aufgefunden
Drei Männer, die damals auf der Plantage festgenommen wurden, waren kurz vor Weihnachten 2020 zu Haftstrafen zwischen 2 Jahren, 10 Monaten und vier Jahren, vier Monaten verurteilt. Die Anlage war aufgeflogen, weil ein Nachbar den markanten Geruch bemerkte und die Polizei informierte. Laut Gutachtern wurden 2000 Pflanzen sichergestellt, aus denen 850.000 Konsumeinheiten hätten hergestellt werden, können.