Am 28. Juli des Jahres 1855 versetzte eine Windhose die Menschen in Niemegk, Belzig und Umgebung in Aufregung. Wenige Tage danach wurde im „Zauch-Belziger Kreisblatt“ über das seltene Naturereignis berichtet. Ein Platzregen, Gewitterwolken und Wind sollen der Windhose vorausgegangen sein. Sie wurde als „wolkenähnliches Gebilde von aschfarbenem Aussehen, das in lang gestreckter, trichterförmiger Gestalt von einer großen Wolke bis beinahe auf die Erde herunterhing und von ihr mit fort getragen zu werden schien“, beschrieben.
Über die Bewegungen in derselben heißt es: „Offenbar war in der nach unten spitz zulaufenden Säule, die sich mannigfach wand und krümmte, in ihrer ganzen Länge ein Wirbelwind tätig, der die darin enthaltenen Dünste ... einzeln spiralförmig und reißend schnell bewegte“.

Windhose richtete in Mörz großen Schaden an

In Fredersdorf entführte die Windhose nur „einem Mäher die Sense“. In Mörz richtete sie großen Schaden an und zog in Richtung auf Niemegk ab. Die Windhose setzte der alten Linde auf dem Mörzer Friedhof zu und riss das Storchennest aus den Ästen des Baumes. Über die vom Wind gebeutelte Linde heißt es, dass man anfangs glaubte, „sie werde eingehen“. Doch dann, welch Wunder, erholte sich der Baum und gedieh prächtig. Es gibt ihn noch heute.
Bereits 1936 stand der Baum, von dem es heißt, er sei zum Andenken an Martin Luther gepflanzt worden, unter Naturschutz. Der Überlieferung nach, soll Luther auf dem Rückweg seiner Visitationsreise von Brück nach Wittenberg in Mörz Rast gehalten haben. Mit der Pflanzung der „Lutherlinde“ sollte dieses Ereignis in ewiger Erinnerung bleiben.
Die Linde ist heute ein Baum mit einem gewaltigem Stammdurchmesser von mehr als sieben Metern. Gleichwohl ist das Alter nicht spurlos an ihr vorüber gezogen. Der mächtige Stamm ist teilweise hohl. Dennoch grünt sie immer wieder aus und gehört in der hiesiger Region zu den wenigen noch existierenden Bäumen, von denen es heißt, sie seien in Erinnerung an Martin Luther gepflanzt worden. Überprüfbar ist dies jedoch nicht. Die Linde schweigt und alte Schriften, mit denen eine Pflanzung aus genau diesem Anlass belegt werden könnte, existieren nicht.

Mehrere Lutherlinden gab es in Belzig, keine blieb erhalten

In Bad Belzig gab es gleich mehrere Linden, die als Lutherlinden bezeichnet wurden. Erhalten geblieben ist keine. Eine stand am Eingang zur Gertraudenkapelle in der Brandenburger Straße. In der „Zauche-Fläming Heimat“ von 1936 findet sich folgende Information über diesen Baum: „Sie hat in Meterhöhe vom Erdboden aus einen Umfang von 3,40 Meter. Als 1881 hier mehrere in der Nähe befindliche Scheunen abbrannten, wäre dieser stattliche Baum, der heute ein Wahrzeichen der Stadt Belzig bildet, beinahe vernichtet worden, da er ebenfalls vom Feuer erfasst worden war. Im Laufe der Zeit war die Linde hohl geworden, so dass für sie Gefahr bestand.
So hat man im Februar diesen Jahres eine Öffnung in die Baumwand gestemmt, um den Hohlraum zu entmulmen. Der Innenraum war so groß, dass ein Mann bequem darin arbeiten konnte... Nachdem der Baum gereinigt war, wurde das Innere mit Holzteer gestrichen und mit Mauerwerk ausgefüllt, so dass der Baum Halt bekommt.“ Statt der Linde erinnert heute eine Infotafel am Eingangsbereich der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kapelle an Luthers reformatorisches Wirken in der Stadt.
Auch vor der Burg Eisenhardt gab es ehemals zwei riesige Lutherlinden. Es heißt, Martin Luther hätte auf der alten Feste übernachtet. Zur Erinnerung daran sollen die Bäume gepflanzt worden sein. Aus dem Wurzelbereich eines der abgetragenen Stämme wächst wieder ein Baum nach.