Wie eine kleine, gut durchdachte Choreographie sieht es aus, wenn die Spezialvorrichtung am Traktor sich regelmäßig senkt, acht Löcher in den Wiesenboden bohrt und sich wieder hebt, nur um wenige Zentimeter weiter erneut ins Erdreich einzudringen. Was auf dem Areal der Beelitzer Archegärten über die Wiese fährt, ist eine erstmals angewandte Methode, die helfen soll, 1,2 Millionen Blumenzwiebeln unter die Erde zu bringen. Verschiedene Sorten Tulpen, Narzissen, Zierlauch und Prärielilien werden hier gesetzt. „Pro Quadratmeter werden 50 Löcher in den Boden gebohrt, in jedes Loch werden dann zwei Blumenzwiebeln gelegt“, erklärt Sam van Pütter von der niederländischen Firma „flower your place“, der gemeinsam mit Jorg Rouwmaat das Projekt in Beelitz leitet. Bisher wurde eine ähnliche Apparatur nur für das Setzen wesentlich größerer Amaryllis-Zwiebeln benutzt, in diesem Maßstab ist das Projekt in Beelitz noch einzigartig.
Blühende Zwiebelpflanzen von Frühjahr bis Sommer
Auf dem gesamten künftigen LAGA-Areal sind Streifen geplant, in denen vom Frühjahr bis in den Sommer hinein die Zwiebelpflanzen blühen. Würde man sie aneinanderlegen, hätte man eine Fläche von eineinhalb Fußballfeldern. Je Streifen werden entweder Narzissen und Tulpen oder Zierlauch und Prärielilie gemeinsam gepflanzt, letztere brauchen eher trockene Untergründe.
Mitarbeiter von „flower your place“ brauchen bis zu vier Wochen für die Pflanzung
Rund vier Wochen werden die fünf bis sechs Mitarbeiter von „flower your place“ in Beelitz brauchen, um alle Zwiebeln zu setzen. Die Spezialmaschine wird aber nur in dieser Woche im Einsatz sein. Der Grund: Wird das Gelände uneben, können nicht alle Bohrer ausreichend tiefe Löcher bohren. Dann müssen die Gärtner mit dem Akkubohrer jedes Loch einzeln durch die Grasnarbe treiben. Gleiches gilt auch für Flächen, auf denen schon Bäume oder Sträucher stehen. „Auf etwa einem Drittel der Fläche kann der Traktor mit der Maschine zum Einsatz kommen, der Rest wird reine Handarbeit“, sagt Andreas Kenzler, gärtnerischer Beauftragter der Landesgartenschau. Die ist auch noch in anderen Bereichen gefragt: Neben den 1,2 Millionen Blumenzwiebeln für blühende Streifen im Gelände werden noch einmal mehrere Zehntausend Zwiebeln in Beete gesetzt, sowohl zwischen mehrjährige Stauden als auch zwischen die saisonal wechselnde Bepflanzung. Mit dieser Arbeit haben hiesige Gärtner bereits Mitte September begonnen.
Team aus den Niederlanden auch an weiteren Beelitzer Projekten beteiligt
Doch aus das Team aus den Niederlanden ist nicht zum ersten Mal in Beelitz: Schon 2017 hat es dafür gesorgt, dass die Seitenstreifen in der Clara-Zetkin-Straße und der Karl-Marx-Straße im Frühjahr zu echten Hinguckern werden. Auch hier wurden jeweils mehrere Sorten Narzissen, Tulpen und Zierlauch gesetzt, sodass die Farbenpracht über mehrere Monate erhalten bleibt. Und auch jetzt bleiben die Pflanzungen nicht auf das 15 Hektar große künftige Gartenschaugelände beschränkt: Auch im Ortsteil Buchholz – dem ersten Beelitzer Ortsteil, den Autofahrer von Süden auf der B2 kommend erreichen – wird ein langer Streifen angelegt.
Effizient werden große Blumenfelder angelegt
Dafür kommt eine weitere Spezialmaschine, die in einem Arbeitsschritt den Boden aufbricht, die Zwiebeln einlegt und die Grasnarbe auch gleich wieder schließt. „Diese Möglichkeit, effizient große Blumenfelder schaffen zu können, hat uns schon 2017 überzeugt. Damit werden Beelitz und die Ortsteile nicht nur zu einem optischen Höhepunkt im Frühjahr, auch Bienen und andere Insekten finden schon früh im Jahr reichlich Nahrung“, so Bürgermeister und LAGA-Geschäftsführer Bernhard Knuth.
Mitarbeiter von „flower your place“ auch in Polen, Tschechien, Italien, Irland und England im Einsatz
Das hat man inzwischen nicht nur in Beelitz erkannt: Mitarbeiter von „flower your place“ sind derzeit an mehreren deutschen Standorten sowie in Polen, Tschechien, Italien, Irland und England im Einsatz – und natürlich in den heimatlichen Niederlanden. Trotz der Maschinen brauchen sie dabei gute Kondition, schließlich verbringen sie Stunden auf dem Boden kniend. Auch Projektleiter Sam van Pütter, der sich vor Ort selbst die Hände schmutzig macht – und das mit einem Lächeln. „Es ist schön, draußen zu sein. Das Wetter ist meist gut, die Laune auch, und mit den Maschinen geht die Arbeit viel einfacher als früher.“