Ein Tieflader und ein Kranfahrzeug steuern auf das Gelände der alten Geschwister-Scholl Schule. Doch werden die Fahrzeuge mit ihrer Ladung nicht von Bauarbeiten erwartet, sondern vom Bildhauer Rudolf Kaltenbach, seiner Lebensgefährtin Silvia Fohrer, von Gerd Pohl und Jens Gruska.
Als die schweren Sandsteinblöcke abgeladen wird, bleiben Menschen neugierig stehen. Eine Situation, wie sie in den kommenden Monaten sicher des Öfteren zu beobachten sein dürfte. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn Schüler die Steine unter Anleitung von Kaltenbauch und Fohrer bearbeiten werden. Ende September/Anfang Oktober soll das Schülerprojekt starten.

Die Stadt Bad Belzig wird ein Ort auf der Straße des Friedens Paris - Moskau

Gerd Pohl steht Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als das Kranfahrzeug die vier Blöcke abgeladen hat. Einmal müssen sie noch bewegt werden. Zwar ist der Standort der Skulpturen, mit denen die Stadt Bad Belzig ein Ort auf der Straße des Friedens Paris - Moskau werden wird, gefunden. Doch ist die Gestaltung der Außenanlagen des soziokulturellen Zentrums noch nicht soweit vorangeschritten, dass sie an ihrem endgültigen Platz abgeladen und bearbeitet hätten werden können.

Gerd Pohl und das Belziger Forum haben Unterstützer und einen Ort zur Umsetzung gesucht

Angeschoben wurde das Projekt durch Gerd Pohl, der seit Jahren die Vision und Entwicklung der „Straße des Friedens“ verfolgt. In Zusammenarbeit mit dem Belziger Forum e.V. hatte er 2019 auch den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung angeregt, dass die Stadt der Charta der „Straße des Friedens“ beitritt. In den Monaten danach wurden Unterstützer für das Projekt gesucht, und ein Ort, an dem dasselbe verwirklicht werden kann.
Die Wahl fiel auf das Areal des alten Schulstandorts und neuen soziokulturellen Zentrums, wo bereits 1866 auf Initiative des Pfarrers Albert Baur Schüler Friedenseichen pflanzten. Gerd Pohl erklärt, dass über das Projekt und die Skulpturen Schüler angeregt werden sollen, über die Bedeutung von Frieden und Freiheit nachzudenken. Angedacht ist, dass Schüler im Rahmen schulischer Projekttage die Sandsteinblöcke unter künstlerischer Anleitung bearbeiten. Der Bildhauer Rudolf Kaltenbach und seine Lebensgefährtin Silvia Fohrer haben seit über 20 Jahren Erfahrungen mit der Durchführung vergleichbarer Jugendprojekte, organisieren seit 2001 die Bildhauer-Symposien „Steine ohne Grenzen“.

Otto Freundlich schuf einen Weg der Brüderlichkeit und der menschlichen Solidarität

Otto Freundlich, der Vater der „Straße des Friedens“, sah diese als einen Weg der Brüderlichkeit und der menschlichen Solidarität, als ein sichtbares Zeichen für die Abkehr von Krieg und menschlicher Gewalt sowie für das friedliche Zusammenleben der Nationen in Europa. Die Verwirklichung seiner Vision erlebte Freundlich nicht. Nach seiner Verhaftung im französischen Exil wurde er im Konzentrationslager Majdanek durch die Nazis ermordet.

Vision von Leo Kornbrust, Paul Schneide, Rudolf Kaltenbach und Silvia Fohrer weiter geführt

1971 griff der Künstler Leo Kornbrust die Vision wieder auf. Er entwickelte im St. Wendeler Land eine Straße der Skulpturen. Kornbrust führte die Idee der Friedensstraße - von der Normandie über Paris bis nach Moskau - weiter. Seinem Beispiel folgten der Maler und Bildhauer Paul Schneider mit der Skulpturenstraße „Steine an der Grenze“, das „Dillinger Stahlbildhauersymposion“ und die Berliner Künstler Rudolf Kaltenbach und Silvia Fohrer mit den Symposien „Steine ohne Grenzen“.