„Dann legen wir heute symbolisch den Hebel um“, scherzte Anfang der Woche Alexander Rosner, Standortmanager bei der Firma Sunovis GmbH, im Gespräch mit den Landwirten Mathias und Henning Jung aus Groß Behnitz (Nauen) an der neu gebauten Photovoltaikanlage. Entlang der Bahnstrecke installierte die Firma Sunovis auf 18 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche 39.090 Solarmodule, die bei optimaler Einstrahlung der Sonne 25 Megawatt peak (mWp) Strom produzieren und damit 8.300 bis 8.500 Haushalte mit Strom versorgen können.
Über acht Trafostationen und Stromkabel wird die Energie im Markeer Umspannwerk in das Netz eingespeist. Der Bau ging problemlos und schnell, wie Rosner erzählte. Baustart war Oktober 2021, am 20. Dezember floss der erste Strom ins Netz. Und das nicht nur von der Oberfläche der Module. Es sind die modernsten ihrer Art und die produzieren drei bis fünf Prozent des erzeugten Stroms von der Unterseite der Photovoltaikanlage.
Zwei Planung für Photovoltaik-Anlage in Groß Behnitz
Nun seien die Tests abgeschlossen, die Auflagen für den Bau erfüllt und die Anlage könne Volllast fahren, meinte Rosner. Länger gedauert habe die Vorbereitung und Planung, blickte der Bauleiter zurück. Zwei Jahre seien das gewesen. Darunter ein Jahr Umweltkartierung, das heißt die Erfassung der Tier- und Pflanzenwelt auf der gesamten Fläche.
Bauleiter Rosner ist mit dem Ablauf recht zufrieden und verwies auf die gute Unterstützung durch die Stadt Nauen. Und diese profitiert auch von der Anlage. In das Nauener Stadtsäckel fließt die Gewerbesteuer.
Landwirte sind sich der Diskussion um Agrarflächen bewusst
Landwirt Jung ist bewusst, dass es eine rege Diskussion darüber gibt, dass mit Photovoltaikanlagen dieser Art landwirtschaftliche Nutzflächen der Lebensmittelproduktion für viele Jahre entzogen werden. Allein in Brandenburg sind bereits rund 39.000 kleinere und größere Anlagen dieser Art installiert. Damit wurde die brandenburgische Energiestrategie 2030 bei Photovoltaikanlagen überboten und entsprechende Flächen sind der Produktion entzogen.
Allerdings, so argumentierte Mathias Jung, sei die Rendite aus der Stromerzeugung fünf- bis zehnfach höher als von den Ackerkulturen, zumal auf der genannten Fläche mit Bodenpunkten zwischen 20 und 39 auch nur mäßige Erträge erzielt werden könnten. Zur Entscheidung für Solarstrom auf diesen Ackerflächen habe die Agrarpolitik wesentlich beigetragen, meinte Henning Jung. Die wechselnden Beschlüsse zur Gestaltung der Agrarwirtschaft trügen zur wirtschaftlichen Unsicherheit der Agrarproduktion bei.
Bau der Anlage nur mit Auflagen
Landwirte brauchen nun mal Planungssicherheit für Investitionsentscheidungen und damit Sicherheit für einen längeren Produktionszeitraum. Im nächsten Jahr, so Mathias Jung, müssen ohnehin vier Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zumindest zeitweilig stillgelegt und damit, politisch gewollt, der Lebensmittelproduktion entzogen werden.
Auch mit der Inbetriebnahme der Anlage ist die Firma Sunovis noch nicht aus der Verantwortung entlassen. Zu den Auflagen für den Bau gehörten auch so genannte Ausgleichsmaßnehmen. Unter anderem ist noch ein Pflanzstreifen mit 86 Sträuchern anzulegen und eine Fläche von knapp einem Hektar muss Grünland werden, das gemäht oder beweidet werden darf.
Das Gesamtprozedere für das Genehmigungs- und Bauverfahren nannte Rosner „normal“. Da spiele auch die Erfahrung eine bedeutende Rolle. Schließlich sei die Firma Sunovis seit 2010 im Geschäft und agiere weltweit. „Eigentlich überall zwischen Japan und Puerto Rico“, scherzte er. So waren Landwirte und Investor am Dienstag gleichermaßen zufrieden mit ihrem Beitrag zu den erneuerbaren Energien im Land.
Schöne Geste am Rande: Zum Start das Strom-Projektes aus Sonnenenergie haben die Landwirte Jung für die Finanzierung eines Außenspieltraktors für die Kita gesorgt – und die heißt bekanntlich „Kita Sonnenschein“.