„Oh mein Gott, was ist das denn?“ Ralf Kaiser traut seinen Augen nicht. Ein großes schwarzes Insekt hat sich auf seine Hand gelegt. Das Tier erinnert ihn an andere Insekten, aber zuordnen kann er es nicht. „Ich kenne mich eigentlich ganz gut aus, aber da musste ich nachgucken. Nach einer Biene sah das nicht aus. Eher wie eine Monsterfliege“
Wer an Bienen denkt, denkt meist an gelb-schwarz gestreifte Insekten. Doch die Bienenwelt ist größer als man vornehmlich denkt. Weltweit gibt es mehr als 20.000, in Europa etwa 2.000 und in Deutschland fast 600 bekannte Arten. Manche unterscheiden sich äußerlich kaum voneinander, andere wiederum sind kaum als Bienen zu erkennen.

Oft mit Fliegen verwechselt

Die blaue Holzbiene kann beispielsweise schnell mit einer Fliege verwechselt werden. Sie ist mit fast drei Zentimetern Körperlänge die größte heimische Bienenart. Da die Holzbiene zu den sogenannten langzüngigen Bienen gehört, findet man sie vor allem an Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütlern wie Löwenzahn, Sonnenblumen oder Gartenbohnen. Holzbienen mögen auch besonders pollenreiche Blüten wie Zierwicken oder Gartengeißblatt.
Die Holzbiene verbreitet sich seit den 1980er Jahren in Deutschland aus und wird mittlerweile auch schon häufig in Brandenburg gesichtet. Eigentlich ist diese aber in Süd- und im südlichen Mitteleuropa heimisch. Mittlerweile gilt sie auch im zentralen Europa als heimisch, da sie bereits seit mehreren Jahrzehnten hier vorkommt. Die Tiere lieben wärmeres Klima, ihre Ausbreitung wird deshalb von Forschern auch auf den Klimawandel zurückgeführt. Sie hält sich vor allem in Gärten, Streuobstwiesen und an Waldrändern auf, bevorzugt also warme, sonnenbeschienene Biotope mit starkem Totholz und großer Blütenvielfalt.

Tier des Jahres 2022

Im Jahr 2022 wurde die blaue Holzbiene von der Heinz-Sielmann-Stiftung sogar zum Gartentier des Jahres ernannt. Obwohl sie mittlerweile recht zahlreich sind, sieht man sie selten. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht im Schwarm auftreten. Sie sind Einzelgänger. Ende April treffen sich die Männchen und Weibchen lediglich zur Paarung. Danach beginnt das Weibchen mit dem Nestbau in geeignetem Totholz, worin sie ihre Eier ablegt. Im Sommer schlüpfen die Larven dann und fressen sich als erwachsene Bienen aus dem Holz.
Beide Geschlechter des Tieres überwintern auch vor Ort. Noch bis zum Oktober kann man die Tiere aber beim Flug beobachten. Falls einem die Tiere zu nahe kommen, sollte man nicht in Panik verfallen. Die Holzbienen sind nicht so gefährlich und giftig, wie ihr beeindruckendes Aussehen und der umgangssprachliche Name es vermuten lassen. Ihr Stich hebt sich in seiner Wirkung nicht von den vertrauteren Honigbienen ab.

Kein Schädling, sondern nützlich

Entgegen anderen invasiven Arten gilt die Holzbiene als Nützling – obwohl sie in Holzstrukturen vorkommt. Im Gegensatz zu anderen Holzschädlingen wie Termiten oder Holzwürmern verursacht die Holzbiene jedoch keine strukturellen Schäden an Gebäuden oder Holzmöbeln. Auf ihrer Suche nach Nektar und Pollen fliegt sie, wie die meisten Bienenarten, von Blüte zu Blüte, bestäubt die und sorgt somit für den Erhalt der verschiedenen Pflanzen.