Von Unlust war wenig zu spüren, als am Donnerstagnachmittag Lehrer aus sechs Ländern die Ergebnisse eines dreijährigen EU-Projekts an der Oberschule in Finowfurt vorgestellt haben. Dabei war genau die Gleichgültigkeit gegenüber der Schule Thema des EU-geförderten Erasmus-Programms, an dem etwa 300 Schüler aus den 7. bis 10. Klassen der Barnimer Schule teilgenommen haben und sich mit Jugendlichen aus fünf anderen Nationen austauschten: aus Griechenland, Ungarn, Niederlande, Spanien und der Türkei.
Gemeinsam Strategien zur Vermeidung von Schulunlust auszuarbeiten, spornte, so die deutsche Projektbetreuerin und Lehrerin Marion Lange, die Schüler förmlich an. "Wir haben nach neuen Wegen gesucht, die Schule für alle interessant zu machen", erzählt sie. Das ist nicht neu. Schon zuvor war die Oberschule ungewöhnliche Wege gegangen und hatte den Unterricht von 45 auf 60 Minuten gestreckt, sodass die Schüler weniger Stunden am Tag und weniger zu schleppen haben.
Die Euphorie, sich mit dem Thema Schulunlust zu beschäftigen, erfasste in Finowfurt nahezu alle, spätestens beim Flash Mob "Ein Hoch auf uns", einem Highlight des Erasmus-Projekts. Nicht weniger wichtig, sagt Marion Lange, seien entstandene Freundschaften, die über das Projekt hinaus Bestand haben dürften.
Schulabbrecher gibt es überall
Das Problem der Schulabbrecher oder -verweigerer indes ist kein deutsches. In Ungarn, berichtet Andrea Szilágyi, Koordinatorin am Baktay Ervin-Gymnasium, habe die Regierung das Ziel, die Abbrecherquote unter zehn Prozent zu drücken, verfehlt. "Die Zahlen sind eher schlechter geworden", sagt sie und weiß nach dem Erasmus-Projekt, dass Prüfungen für die Schüler zu viel Stress verursachen und schlechte Zensuren Warnsignale nicht nur für schulische Probleme sind. Ein weiteres Hemmnis sei, dass ungarische Lehrer ihre Weiterbildung selbst bezahlen müssten. Die Erkenntnisse des Projekts sind für Schulleiter Torsten Tappert ein Anfang. Durch Erasmus hätten die Schüler gelernt, über den Tellerrand hinaus zu gucken. "Nicht alle unserer Kinder entstammen einem Elternhaus, welches mit dem intellektuellen und kulturellen Kapital ausgestattet ist, was es ihnen ermöglicht unsere europäische Freizügigkeit wie selbstverständlich zu nutzen", sagt Tappert. Das Erasmus-Programm habe bewirkt, dass sie ihren Blick erweitern konnten. Brandenburgs Staatssekretär für internationale Beziehungen, Thomas Kralinski, ist wie Schorfheides Bürgermeister Uwe Schoknecht voll des Lobes: Bildung sei der Schlüssel für die Zukunft. Deshalb müsse man etwas tun, damit jeder sein Menschenrecht auf Bildung wahrnimmt.