Cord von Zepelin, geboren am 9. Juni 1885, wurde nur 30 Jahre alt. Der Kapitänleutnant gehörte zu den 200 Mann Besatzung, die im Ersten Weltkrieg am 17. Dezember 1915 beim Untergang des SMS Bremen in der Ostsee gestorben sind, nachdem der Kreuzer der kaiserlichen Marine zwei Minentreffer erhalten hatte. Nur 53 Überlebende konnten gerettet werden, der Großgroßcousin des Luftschiffpioniers Ferdinand von Zeppelin (1838 bis 1917) zählte nicht dazu. "Deswegen ist davon auszugehen, dass das Grab des Kapitänleutnants auf dem Waldfriedhof immer leer war", sagt Martin Hoeck, der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde zu Eberswalde, der 106 Mitglieder hat. Mit weiteren Vorstandsmitgliedern, zwei Vertretern der Reservistenkameradschaft "Alter Fritz" und dem selbstständigen Friedhofsgärtner Matthias Westphal steht Martin Hoeck am Dienstagmittag an der Grabstelle derer von Zepelins auf dem Waldfriedhof, der Buchen Schatten spenden und die unterhalb des Feldjägersteins zu finden ist.
Ein P ist auf dem Grabstein verloren gegangen
Alle sind dabei, als der Grabstein an seinen ursprünglichen Standort zurückgelegt wird. Zwischen den Gräbern seiner Eltern, Anna von Zepelin, geborene von Bülow (1855 bis 1940), und Generalmajor a. D. Constantin von Zepelin (1841 bis 1913), gibt es damit wieder eine Erinnerungsstätte an den Kapitänleutnant.
Die Hobbyhistoriker stehen noch am Anfang ihrer Recherchen zu Cord von Zepelin und zu seinem Zweig der berühmten Familie sowie deren Wirken in Eberswalde. Es gibt schon einige Erkenntnisse, aber manches ist noch Spekulation.
So lässt sich nur vermuten, warum der Nachnamen der Eltern und vielleicht bereits anderer Vorfahren von Zeppelin zu Zepelin wurde. "Das zweite P könnte irgendwann durch einen unkonzentrierten Standesbeamten abhanden gekommen sein", mutmaßt Marin Hoeck. Es gibt zahlreiche weitere Fragen – vor allem die, wann, wie und warum der Grabstein einst nach Liepe kam. "Dort ist die Tafel Mitte Mai in einer Scheune gefunden worden", berichtet Guido Herbst, der den Lieper Heimatverein mit 15 Mitgliedern leitet und auch im Verein für Heimatkunde zu Eberswalde mitwirkt. "Als ich den Namen Zepelin auf dem Grabstein las, war ich zunächst euphorisch", gibt Guido Herbst zu. Ein Zepelin in Liepe, das wäre zumindest eine lokalhistorische Sensation gewesen. "Aber diese Seifenblase ist schnell geplatzt", sagt der Geschichtsfreund, der bei seinen Nachforschungen bald in Richtung Eberswalde gelenkt wurde.
So viel ist zur Familiengeschichte der von Zepelins bisher bekannt: Der Vater des Kapitänleutnants war ein Großcousin von Ferdinand von Zeppelin, der den Starrluftschiffbau begründet hatte. Seine Mutter wohnte laut Einwohnerbuch 1929/30 sowie 1939 in der Donopstraße 3, der heutigen Erich-Mühsam-Straße.
Familienzweig stirbt mit Cord von Zepelin aus
Mit dem auf dem Grabstein so bezeichneten Seemannsheldentod des Cord von Zepelin in der Ostsee hat seine Seitenline der Familie ihr trauriges Ende gefunden. Der Kapitänleutnant blieb kinderlos und hatte auch keine Lebenspartnerin. "Seine einzige Schwester ist gestorben, als sie gerade ein Jahr alt war", hat Guido Herbst herausgefunden.
Es gibt zwei weitere Grabsteine der von Zepelins auf dem Waldfriedhof: einen für Anna von Zepelin (1842 bis 1921) und Arnold von Zepelin (1848 bis 1921) sowie für Hedwig von Bülow aus dem Hause Zurawia (1868 bis 1913). Die Verwandtschaftsverhältnisse sind noch unklar.
Rechereche zur Geschichte des Eberswalder Zweigs
Dass die Tafel für Cord von Zepelin wieder auf der schwer zugänglichen Grabstätte der Familie abgelegt werden konnte, ist im Wesentlichen Matthias Westphal zu verdanken. Während Martin Hoeck, der von Guido Herbst kontaktierte Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde zu Eberswalde, nur eine ungefähre Ahnung hatte, fiel dem selbstständigen Friedhofsgärtner ein, wo auf dem Waldfriedhof sich die letzte Ruhestätte derer von Zepelins befindet. "Ein wenig ist es so, als ob der verlorene Sohn zurückkehrt", urteilt Matthias Westphal.
Wie viele Jahrzehnte die Tafel in Liepe aufgewahrt wurde, ist ungewiss. Das Exil in der Scheune aber hat dem schwarzen Granit gut getan. Der Stein ist deutlich weniger verwittert als die seiner Eltern und anderer Verwandter.
Zur Historie des Eberswalder Zweigs der Familie haben die Recherchen begonnen. Aktuell laufen Anfragen beim Militärhistorischen Forschungsamt der Bundeswehr und bei der Württembergischen Landesbibliothek, die viel zur Marine sammelt.