Wer hätte das für möglich gehalten? Die Sonderausstellung „Otto Nagel – Menschensucher und Sozialist“ erweist sich für Eberswalde als absoluter Glücksfall. Bislang haben sich schon mehr als 2000 Besucher die 19 Gemälde mit Stadtansichten vor allem vom Wedding, dem Heimatbezirk des Künstlers (1894 bis 1967), und Porträts angeschaut, die zwischen 1921 und 1965 entstanden sind und im Dachgeschoss des Museums an der Steinstraße 3 in Eberswalde gezeigt werden.
Die Schau, die von der Kleinen Galerie in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste konzipiert wurde, ist seit dem 21. Oktober 2022 und noch bis zum 2. April 2023 in Eberswalde zu sehen.

Zutiefst menschliche Einblicke

„Sogar aus München konnten wir bereits Interessenten begrüßen“, sagt Birgit Klitze, die Leiterin des Museums in der Barnimer Kreisstadt. Die Resonanz des Publikums sei noch größer als erhofft und übertreffe sogar die der Sonderausstellung über den Landschaftsmaler Carl Blechen (1798 bis 1840), die von Januar 2022 bis März 2022 an gleicher Stelle zu sehen war.
Wie erklärt sich die Museumsleiterin den Andrang auf die Otto-Nagel-Schau?
„Vermutlich liegt es daran, dass diesem Maler bundesweit seit Langem keine Ausstellung mehr gewidmet war“, sagt Birgit Klitzke. Zudem sei es dem Kunstwissenschaftler Eckhart Gillen als Kurator eindrucksvoll gelungen, nicht nur das künstlerische Schaffen Otto Nagels, sondern auch den Menschen dahinter zu beleuchten, der nicht frei von Widersprüchen gewesen sei. „Gerade dies macht diesen Maler zu einer umstrittenen und reizvollen Persönlichkeit“, urteilt sie.

Berliner Gymnasiasten zu Gast

Im Katalog werde die noch in der DDR verbreitete Legende widerlegt, Otto Nagel sei ein Widerstandskämpfer gewesen, der im Nationalsozialismus Mal- und Ausstellungsverbote hinnehmen und Monate im Konzentrationslager verbringen musste. „Die Schau zeichnet das Bild eines Künstlers zwischen Anpassung und Widerspruch, der in seiner Porträtkunst bis ans Ende seines Lebens nur seiner eigenen Wahrnehmung vertraut hat“, hebt die Leiterin des Museums Eberswalde hervor.
Otto-Nagel-Ausstellung eröffnet
Kunst in Eberswalde
Otto-Nagel-Ausstellung eröffnet
Eberswalde
Zu den Besuchern der Sonderausstellung in der Barnimer Kreisstadt gehören auch 14 Schülerinnen aus dem Leistungskurs Kunst des Otto-Nagel-Gymnasiums in Berlin-Biesdorf, das 2022 den 30. Jahrestag seiner Namensgebung begangen hatte. „Wir sind hier, um uns anregen zu lassen“, verrät Dana Wolfram-Gagel, die stellvertretende Leiterin der Bildungsstätte aus dem Stadtbezirk Marzahn-Hellerdorfs, in die aktuell 907 Schüler gehen. Der Leistungskurs Kunst des Gymnasiums bereitet eine eigene Ausstellung zu Otto Nagel vor, in der neben schuleigenen Dauerleihgaben aus dem Fundus des Malers auch Schüler-Werke gezeigt werden sollen, die durch ihn inspiriert wurden. „Wir eröffnen unsere Schau voraussichtlich im April in der SPD-Zentrale im Wedding“, sagt Dana Wolfgram-Gagel.

Sonderführung mit Kurator

Wie ist der Leistungskurs Kunst des Otto-Nagel-Gymnasiums in Berlin-Biesdorf überhaupt auf die Idee gekommen, dem Museum Eberswalde einen Besuch abzustatten? „Wir sind von Johan Bodnar eingeladen worden“, berichtet die stellvertretende Schulleiterin, die neben Kunst auch Englisch unterrichtet. Der Pressesprecher im Rathaus der Barnimer Kreisstadt sei einst selbst im Otto-Nagel-Gymnasium beschult worden.
Arbeiterkunst – Otto Nagel in der Kleinen Galerie Eberswalde
Ausstellung
Arbeiterkunst – Otto Nagel in der Kleinen Galerie Eberswalde
Eberswalde
Und wie geht es mit der Schau im Museum Eberswalde weiter?

Otto-Nagel-Ausstellung Eberswalde – Öffnungszeiten und Kontaktdaten

Noch bis zum 2. April sind Besucher dienstags bis sonntags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr willkommen. Am 26. März gibt es ab 15 Uhr eine Sonderführung mit dem Kurator Eckhart Gillen, für die sich Interessenten bereits unter Tel. 03334 64435 anmelden können.