Spätestens jetzt werden es auch die Hobbygärtner merken – die Erdbeer-Saison kommt in die Gänge. Aufgrund des recht kühlen Frühjahrs gibt es zumindest bei den reinen Freilandkulturen in Deutschland eine Verzögerung von etwa drei Wochen.
Dennoch sind derzeit in den Supermärkten und auch an sonstigen Verkaufsständen nahezu durchweg deutsche Erdbeeren zu finden, schließlich ist einiges von dem in Gewächshäusern und Folientunneln reif geworden.
Dabei nehmen sich derzeit die Angebote in den einzelnen Discountern in Eisenhüttenstadt nicht viel.

400-Gramm-Schale für einen Euro

Am Montag (5. Juni) beispielsweise bot Marktkauf die 400-Gramm-Schale, Klasse 1, für 1,99 Euro an, 300-Gramm-Bio-Erdbeeren der Klasse 2 kosteten 3,99 Euro. Bei Kaufland war die 400-Gramm-Schale für 2,19 Euro zu haben, bei Edeka im Citycenter gab es die 400-Gramm-Schale für lediglich 1,00 Euro. Allerdings sei dieser Preis eher die Ausnahme, wie die Verkäuferin an der Kasse auf Anfrage bestätigte. Bei Aldi Nord kostete die 400-Gramm-Schale 1,99 Euro, bei Lidl und Netto waren 500 Gramm jeweils für 2,99 Euro zu haben.
Diese Angebote sind jedoch, auch wenn die Früchte durchweg aus Deutschland kommen, wenig vergleichbar. Schließlich lässt sich Geschmack nicht messen.
Wer jedoch die Früchte aus dem eigenen Garten gewohnt ist, der wird bei den in den Einkaufsmärkten optisch recht ansprechenden Erdbeeren oft etwas Aroma vermissen. Kein Wunder – so haben diese kühl gelagerten Produkte meistens einen längeren Weg hinter sich. Das kann fühlbare geschmackliche Auswirkungen haben. Und die in Folientunneln und Gewächshäusern gezogenen Früchte schmecken ohnehin etwas anders als die im Freiland angebauten.

Wenige Stunden nach der Ernte im Verkauf

In dieser Hinsicht sind die regionalen Anbieter im Vorteil. Das trifft auch auf den Spreewaldbauer Karl-Heinz Ricken zu, der sowohl in der Lindenallee in Eisenhüttenstadt als auch bei Netto in Neuzelle einen eigenen Verkaufsstand unterhält.
Die Erdbeere steht im Mittelpunkt: Verkaufsstand des Gemüsehofes Ricken aus dem Spreewald in der Lindenallee in Eisenhüttenstadt
Die Erdbeere steht im Mittelpunkt: Verkaufsstand des Gemüsehofes Ricken aus dem Spreewald in der Lindenallee in Eisenhüttenstadt
© Foto: Hagen Bernard
Während der Spargel bei ihm bereits seit einigen Wochen über den Verkaufstisch geht, gibt es die Erdbeeren erst seit der Himmelfahrtwoche. Seit einer Woche sind die Zwei-Kilo-Körbe für 9,99 Euro erhältlich. Am Montag wurden in Eisenhüttenstadt 130 dieser Zwei-Kilo-Körbe angeboten, das reichte bis zum späten Nachmittag. Größere Körbe werden von Ricken wegen der druckempfindlichen Früchte nicht angeboten.
In Vetschau werden derzeit laut Karl-Heinz Ricken auf 40 bis 50 Hektar Erdbeeren angebaut. Für das gesamte Land Brandenburg ist die Anbaufläche mit etwa 270 Hektar angegeben, darunter 50 Hektar unter Folientunneln und in Gewächshäusern.

Anbaufläche ist rückläufig

„Früher hatte ich mal 300 Hektar, doch das ist rückläufig. Gerade habe ich eine Tunnelfläche mit 7,5 Hektar Himbeeren stillgelegt. Es lohnt sich nicht. In den Kaufhallen gibt es Himbeeren aus Marokko. Die zahlen für die Arbeitskräfte 80 Cent. Da kann ich mit unseren Mindestlöhnen nicht mithalten. Wir haben ja auch schon Spargel aus Griechenland und Spanien. Wenn die Leute das lieber kaufen?“
Karl-Heinz Ricken hofft, dass er seinen Kundenstamm behält, der auf Regionalität und saisonale Früchte setzt. Neben Erdbeeren bietet er unter anderem Spargel, Kartoffeln und Gurken aus der Lausitz an.

Sorte Clery dominiert, Malvina drei Wochen später

Natürlich setzt er auch bei den Erdbeeren auf seine Stammkunden in Südbrandenburg und Ostsachsen. Derzeit verkauft er vor allem die Früchte der Sorte Clery, einer fruchtig-süßen Züchtung aus Italien. In drei Wochen wird dann die späte und dunkle Sorte Malvina seine Verkaufsstände dominieren.
Die zuletzt kühle Witterung hat das Anbau-Management etwas über den Haufen geworfen. „Durch die Verschiebung des Erntezeitpunktes werden jetzt bei uns verschiedene Sorten gleichzeitig reif. Die nächsten drei Wochen dürfte unsere Hauptsaison sein. Ich hoffe aber, wir können Erdbeeren noch bis Ende August/Anfang September anbieten“, erklärt Karl-Heinz Ricken.
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Mal abgesehen vom späteren Erntezeitpunkt seien derzeit die äußeren Bedingungen für Erdbeeren optimal. Es könnte ein gutes Erdbeerjahr werden. Keine schwül-heiße Witterung, die für diese sehr empfindliche Frucht problematisch wäre, nicht zu hohe Temperaturen und noch relativ kühle Nächte. Durch seine Tröpfchenbewässerung sei der ausgebliebene Regen derzeit für seine Erdbeer-Kulturen nicht nachteilig.

Skeptisch ob der Konkurrenz aus dem Süden

Auch wenn sich diese Saison gut anlässt, so ist Karl-Heinz Ricken trotz aller Hoffnungen recht skeptisch, was die Nachfrage seiner regionalen Produkte angeht, obwohl er Frische garantiert: „Die Erdbeeren werden um 5 Uhr morgens geerntet. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Doch wir zahlen bei der Ernte den höchsten Lohn in Europa. Und dann sollen wir preislich noch mit Spanien, Griechenland oder Marokko mithalten. Das geht nicht.“
Natürlich werden bei ihm auch Erdbeeren ab 15 Uhr geerntet und dann kühl gelagert, schließlich werden die Früchte bis nach Fürstenwalde transportiert.
Nicht ganz so lange Transportwege haben die auf dem Eisenhüttenstädter Bauernmarkt angebotenen Früchte Marek Puchala und Marcelina Stec. Beide setzen auf polnische Früchte vom einem Großhändler aus Wielotów bei Gubin. Der Zwei-Kilo-Korb kostet 9,50 Euro, die 500-Gramm-Schale 3,50 Euro. Für Eisenhüttenstadt wäre das auch regional. Geerntet wird laut Marcelina Stec am Vortag ab 15 Uhr, ab 3 Uhr morgens geht die Ware vom Hof.