Der 1. Mai kann in Eisenhüttenstadt in diesem Jahr tatsächlich zu einem Tag der Arbeit werden. Aber diese Arbeit dürfte vielen jüngeren und älteren Menschen der Stadt tatsächlich richtig Spaß machen, erstens, weil es um eine gute Sache geht und zweitens, weil die Wahrscheinlich sehr groß ist, viele interessante Mitstreiter und vor allem Fakten über Eisenhüttenstadt zu erfahren. Im Mittelpunkt steht der Platz der Jugend im V. Wohnkomplex der Planstadt. Was viele gar nicht wissen dürften, dieser Lost Place mit einer leer stehenden Schule, verwaisten Geschäften und einer ehemaligen Kaufhalle ist seit 2020 ein eingetragenes Denkmal.
Dem Initiator namens Martin Maleschka, seines Zeichens Architekt, Bewahrer von DDR-Kunst und Rückkehrer, ist der Spaß an dem geplanten Arbeitseinsatz bereits Tage vorher anzusehen.
Aufruf zum Subbotnik am 1. Mai am Platz der Jugend
Der 40-Jährige kann es kaum erwarten, endlich anzupacken – wobei er diesbezüglich eh schon einen Frühstart hingelegt hat. Etliche Fotos hat er gemacht, historische Aufnahmen ausgewertet, Unterstützer aufgetrieben und sogar schon selbst gegraben.
Dort, wo einst bis 1000 Schüler herumschwirrten, kommt auch an diesem typischen Apriltag mit Sonne und Regen eine Schulklasse vorbei. Martin Maleschka zückt sofort seine Kamera und hält den Moment fest, denn vor seinem inneren Auge wird der Platz der Jugend wieder zu einem Zentrum für junge Menschen. Den Anfang soll ein gefördertes Kulturland-Projekt in diesem Sommer mit vielen Kulturangeboten auf eben jenem Platz machen.
Doch dafür muss noch etwas sauber gemacht werden. Genau aus diesem Grund ruft Maleschka für den 1. Mai zu einem Subbotnik auf, und zwar unter dem Motto: „Auf den Platz, fertig, los!“
„Um 10 Uhr soll es losgehen“, verrät er und fügt mit seinem typischen Jungen-Lächeln hinzu: „10.10 Uhr geht auch noch.“ Und was genau soll passieren? „Wir wollen Platz schaffen für künftige Veranstaltungen.“
Ein Schachbrett in Eisenhüttenstadt, das Fragen aufwirft
Müll, der sich über Jahre angesammelt hat, soll beispielsweise eingesammelt werden, Freiflächen sollen tatsächlich wieder ihren Namen verdienen, ohne ihnen den jetzigen Charme zu nehmen, Löcher können verfüllt werden und die Bretter an der einstigen Kaufhalle sollen verschwinden. „Da sollen dann neue ran“, sagt Maleschka.
Viele Leute, die vorbeikämen, würden sagen, hier müsste man mal was machen, erzählt er. „Jetzt kann man etwas machen. Ich möchte, dass die Eisenhüttenstädter diesen Ort wieder wahrnehmen.“
Auf viele Fragen ist er gefasst und er freut sich auch schon darauf. Beispielsweise zu einer Fläche, die in dieser Woche durch Mitarbeiter der Stadtwirtschaft freigelegt wurden. Gut 150 Tonnen Boden wurden weggebracht. 118 Kubikmeter werden am Ende ausgehoben worden sein.
Martin Maleschka wirkt mit jeder vollen Baggerschaufel entzückter bei dem Anblick, der sich ihm offenbart. „Schachbrett“ nennt er die tiefergelegte Fläche, die aus verschiedenfarbigen Gehwegplatten besteht, tatsächlich an ein Schachbrett erinnert und nun wieder aus der Versenkung auftaucht.
Für Hinweise von Zeitzeugen für den Lost Place ist Maleschka dankbar
Erst Ende der 1990er-Jahre sei die Vertiefung zugeschüttet und die Fläche mit Rasen begrünt worden. Zuvor diente das Quadrat offenbar als Platz für Appelle der jüngeren Schüler und als Tanzfläche.
Aber Maleschka ist dankbar für jeden neuen Hinweis, den er von Zeitzeugen bekommen kann, genau wie Dominic Mocker vom Stadtarchiv Eisenhüttenstadt, der sich seit etlichen Monaten ebenfalls Bauunterlagen aus dem V. Wohnkomplex aufarbeitet und das „super spannend“ findet. Er ist auch dabei, als der Bagger das Schachbrett freilegt und macht immer wieder Fotos fürs Archiv und die Nachwelt. Und Martina Maleschka schwärmt. Die Stadt sei noch so jung und schon jetzt würde man archäologische Arbeiten vornehmen. Auch er greift immer wieder zur Schippe und ist fasziniert, als er grün gefärbte Gehwegplatten findet. Die seien nur als Umrandung genutzt worden.
Der Bagger-Fahrer arbeitet sich indes ganz langsam und sorgsam vor. Fast schon zärtlich bewegt er die tonnenschwere Schaufel. „Ansonsten ist das, was ich hier mache, ganz umsonst“, sagt er mit Blick auf dann eventuell zerstörte Platten.
Sogar ein DJ legt am 1. Mai auf
Martin Maleschka kann es kaum noch erwarten, die Menschen am 1. Mai zu begrüßen. An Handschuhe sollten sie denken, betont er. Auch Harken, Schippen und Schubkarren seien sinnvoll. Möglicherweise würden auch Brecheisen helfen, um die Bretter von dem Flachbau zu entfernen. Und was sollte ebenfalls mitgebracht werden? „Mega viel gute Laune!“
Zur Stärkung wird es beim Subbotnik selbst gebackenen Kuchen geben, Kaffee und auch andere Getränke. Sogar Musik soll ertönen. Maleschka hat einen DJ klargemacht, der dann in der Schachbrett-Vertiefung auflegen wird. Dann fällt ihm doch noch etwas ein, das er mit Blick auf das große Veranstaltungsprojekt im Sommer noch benötigt. Bauzäune. Denn teilweise müssen Räumlichkeiten gesichert werden, um bestimmte Flächen zugänglich zu machen.
„Hier passiert etwas“, freut er sich. Und vor seinen Augen flirren Zukunftsvisionen vom Platz der Jugend.
Aufruf zum Subbotnik von Martin Maleschka
„Liebe Eisenhüttenstädterinnen, liebe Eisenhüttenstädter, bitte packt mit an! In Kooperation mit der Stadt Eisenhüttenstadt, dem Museum Utopie und Alltag und dem Forum Kulturerbe der DDR e.V. rufe ich – getreu dem Motto ‚Alles neu macht der Mai‘ – zum gemeinschaftlichen Subbotnik am Platz der Jugend auf.
Mit bis zu 1000 Schülerinnen und Schülern war der Platz einst voller Leben gefüllt. Aus einem Verweilort ist nunmehr ein Transitort geworden. Mit einem Festivalprogramm – gefördert durch Kulturland Brandenburg – in den kommenden drei Monaten soll im Themenjahr ‚Baukultur leben!‘ dem Platz mehr Aufmerksamkeit zukommen. Mit vielen Veranstaltungen (Lesungen, Gesprächsrunden, Workshops u.v.m.) für Jung und Alt soll der Platz seinem Namen zunächst temporär wieder gerecht werden. Denn – man glaubt es kaum – der Platz ist seit August 2020 ein Denkmal. Warum das so ist, wird u.a. in einem Vortrag im Lehrschwimmbecken der Schule V (Freitag, 19. Mai, 15 Uhr) konkret erläutert. Seid gespannt!
Für den Subbotnik wird DJ Robbie Bikkini für musikalische Unterstützung sorgen, ich schaffe Getränke ran. Was ich von Euch brauche, ist tatkräftige Hilfe bei der Beseitigung von Laub, einigen Bäumchen, zerbrochener Glasscheiben, maroden Holzbrettern und allen möglichen anderen Unrats.
Mit bis zu 1000 Schülerinnen und Schülern war der Platz einst voller Leben gefüllt. Aus einem Verweilort ist nunmehr ein Transitort geworden. Mit einem Festivalprogramm – gefördert durch Kulturland Brandenburg – in den kommenden drei Monaten soll im Themenjahr ‚Baukultur leben!‘ dem Platz mehr Aufmerksamkeit zukommen. Mit vielen Veranstaltungen (Lesungen, Gesprächsrunden, Workshops u.v.m.) für Jung und Alt soll der Platz seinem Namen zunächst temporär wieder gerecht werden. Denn – man glaubt es kaum – der Platz ist seit August 2020 ein Denkmal. Warum das so ist, wird u.a. in einem Vortrag im Lehrschwimmbecken der Schule V (Freitag, 19. Mai, 15 Uhr) konkret erläutert. Seid gespannt!
Für den Subbotnik wird DJ Robbie Bikkini für musikalische Unterstützung sorgen, ich schaffe Getränke ran. Was ich von Euch brauche, ist tatkräftige Hilfe bei der Beseitigung von Laub, einigen Bäumchen, zerbrochener Glasscheiben, maroden Holzbrettern und allen möglichen anderen Unrats.
Für unsere Stadt!
(Quelle: Facebook Martin Maleschka)
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