Wieso? Weshalb? Warum? Diese drei Fragewörter sind in Eisenhüttenstadt oft zu hören – mal geht es um Politik, mal um Wirtschaft oder aber um Kultur. Auch im Bereich Architektur und Zeitgeschichte warten auf eben jene Fragewörter spannende Antworten, unter anderem mit Bezug auf einen Lost Place, der aktuell landesweit immer wieder in den Schlagzeilen auftaucht. Es geht um den Platz der Jugend im V. Wohnkomplex von Eisenhüttenstadt.
In der ursprünglichen Stadtplanung spielte eben jener Wohnkomplex – kurz WK – noch gar keine Rolle. Doch das Wachstum von EKO machte mehr Wohnraum notwendig.
Warum ist der Platz der Jugend ein Denkmal?
Der V. Wohnkomplex gehört zwar nicht zum bekannten Flächendenkmal Eisenhüttenstadts, aber er ist ebenso interessant und er hat auch eine Art Flächendenkmal – wenn auch nur ein kleines. Denn der Platz der Jugend gilt seit 2020 als eingetragenes Denkmal. Wieso, weshalb, warum das so ist, darüber wurde am 19. Mai vor Ort gesprochen, und zwar im ehemaligen Lehrschwimmbecken der Schule V am Ludmilla-Hypius-Weg, der zu DDR-Zeiten Pionierweg hieß.
Es gab einen Vortrag und ein Gespräch mit Kurator und Bauforscher Axel Drieschner sowie Ingetraud Senst. Vorher-Nachher-Vergleiche für den Platz der Jugend und die einzelnen Gebäude standen auf dem Programm. Zudem wurden diverses Planmaterial und historische Aufnahmen, die auf die Besonderheiten des Platzes eingehen, vorgestellt. Was ist, was war und vor allem was können wieder Qualitäten des Ortes sein? Warum ist er zum Denkmal ernannt worden?
Anmeldung für Festveranstaltung
Die Veranstaltung gehörte zu den Vorboten des großen „Kulturjahr Brandenburg“-Projektes rund um den Platz der Jugend. Auf diesem findet am 2. Juni auch der Festakt des Themenjahres „Baukultur leben“ statt. Dieser soll um 15 Uhr beginnen. Als Redner sind unter anderem dabei: Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg.
Nach einem Gespräch zur Baukultur vor Ort geht es gegen 16.45 Uhr ins Museum Utopie und Alltag, wo die Grafikmappe Baukultur zeitgenössischer Künstlerinnen im Rahmen der Ausstellung „Revolutionen! Grafische Mappenwerke aus der DDR“ präsentiert wird.
Ab etwa 20 Uhr verwandeln Leonie Ederer und Anne Müller den Platz der Jugend in einen neuen Raum der Begegnung.
Aufgrund der begrenzten Plätze bitten die Organisatoren von Kulturland um eine Anmeldung bis spätestens 25. Mai 2023, und zwar über einen über speziellen Link.
Zudem gibt es folgenden Hinweis: „Bitte beachten Sie, dass mit der Anmeldung keine Sitzplatzreservierung verbunden ist, da am Platz der Jugend nur begrenzt Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Bring your own Campingstuhl!“
Noch heute ein Hingucker
Zurück zum Lehrschwimmbecken der V. Polytechnischen Oberschule „Juri Gagarin“. Dort haben zu DDR-Zeiten Tausende Kinder das Schwimmen erlernt. Wovon Millionen Mädchen und Jungen träumen, dort war es möglich: Schwimmunterricht und Wasserspaß direkt neben der Schulbank.
Ein Hingucker ist der Innenbereich noch heute – vor allem durch das Fliesenmosaik, das das Hüttenkombinat und den Oder-Spree-Kanal mit Fischen zeigt. Im Jahr 2022 fand dort schon einmal ein Ideenpool mit Architekten aus Deutschland und aus Litauen statt. Es ging um den Vergleich der Planstädte Eisenhüttenstadt und Visaginas in Litauen.
Das Schwimmbecken gehört zum großen Komplex Platz der Jugend. Dort hatte am 1. Mai ein Subbotnik stattgefunden. Die Aufräumaktion, zu der der Architekt Martin Maleschka in Kooperation mit der Stadt Eisenhüttenstadt, dem Museum Utopie und Alltag und dem Forum Kulturerbe der DDR aufgerufen hatte, stieß auf riesiges Interesse. „Jetzt wollen wir denen, die geholfen haben, natürlich auch sagen, dass es weitergeht“, meint Maleschka. „Und die Eisenhüttenstädter sollen mitbekommen, warum der Platz etwas Besonderes ist.“
Wohnkomplex V in Eisenhüttenstadt
Herbert Härtel sowie Jochen Beige gehörten neben anderen zu den verantwortlichen Architekten für den Wohnkomplex (WK) V.
Ursprünglich geplant war er zunächst für 2000, später dann für 6500 Bewohner. Deshalb ist der Wohnkomplex, der von 1961 bis 1966 erbaut wurde – der erste Block stand in der Weinbergstraße –, 1980/81 noch einmal angewachsen, und zwar im Bereich der Poststraße, wo unter anderem Hochhäuser entstanden.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass im EKO das Stahlwerk gebaut wird, das wiederum neue Arbeitskräfte anlockte.
Ursprünglich geplant war er zunächst für 2000, später dann für 6500 Bewohner. Deshalb ist der Wohnkomplex, der von 1961 bis 1966 erbaut wurde – der erste Block stand in der Weinbergstraße –, 1980/81 noch einmal angewachsen, und zwar im Bereich der Poststraße, wo unter anderem Hochhäuser entstanden.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass im EKO das Stahlwerk gebaut wird, das wiederum neue Arbeitskräfte anlockte.
Mittlerweile sind viele Wohnblöcke abgerissen worden. Die Einwohnerschaft ist um mehr als die Hälfte geschrumpft. Und es gibt den Lost Place Platz der Jugend mit der ehemaligen Schule, dem Club am Anger und der einstigen Kaufhalle.