Am Carl-Bechstein-Gymnasium dagegen wird man den Schülern Lernstoff und Aufgaben per E-Mail senden. Mario Sejnowski, Lehrer und Mitglied der erweiterten Schulleitung, macht sich etwas Sorgen um die Schüler, für die demnächst das Abitur oder der Mittlere Schulabschluss ansteht. "In meiner zwölften Klasse habe ich den Schülern angeboten, ihnen die Aufgaben korrigiert zurückzuschicken." Die Lehrer haben bis auf weiteres Präsenzpflicht an der Schule: "Wir werden uns erst einmal um Dinge kümmern, die bisher liegen geblieben sind", sagt Sejnowski. Die Löcknitz-Grundschule gibt ihren Schülern auch Aufgaben für Zuhause – auf Papier oder online in einem geschützten Bereich.
Manches ist für die bis nach den Osterferien geplante Schließung von Kitas und Schulen noch zu klären, auch an der Schöneicher Storchenschule. Doch Schulleiterin Sandra Wendt ist optimistisch, dass bis Mittwoch fürs Erste alles geregelt ist. Jedes Kind soll für die Zeit der Schulschließung Aufgaben zur Wiederholung und Festigung von Lernstoff erhalten. Die Schulleiterin signalisiert aber auch Verständnis. Nicht alle Eltern, Selbstständige zum Beispiel, die um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen, dürften Zeit haben, zu Hause mit dem Kind zu lernen. An der Freien Schule Woltersdorf werden nach den Worten von Geschäftsführerin Andrea Wolter online Aufgaben übermittelt – und es gibt die Überlegung, ältere Kinder Tagebuch über diese für alle außergewöhnliche Situation schreiben zu lassen.
Ebenfalls übers Internet werden sich die Zwölftklässler der Woltersdorfer FAWZ-Gesamtschule aufs Abitur vorbereiten. Ihre Lehrer können sie online konsultieren, wie Schulleiterin Petra Köhn ankündigt.
Auch das Kollegium der Grundschule Spreenhagen hat Lernmaterialien für die Schüler zusammengestellt. Wie Schulleiterin Ulrike Rockstroh sagt, können sie ihre Lehrer über E-Mail oder telefonisch kontaktieren. "Wir sind erreichbar. Zudem nutzen wir die Zeit, um am schulinternen Curriculum zu arbeiten."
Währenddessen warteten am Montag Erzieherinnen und Kitaleitungen noch auf Signale aus der Kreisstadt. Dass ab Mittwoch die Kitas dicht sind, ist klar. Die meisten wissen aber noch nicht genau, wie das mit der Notbetreuung funktionieren soll. Am Morgen fertigte Astrid Biedermann, Leiterin für Soziales im Amt Spreenhagen, die Formulare für die Eltern, mit denen dann die Notbetreung beantragt werden kann. Auch in Schöneiche stand die Regelung der Notbetreuung noch nicht fest. Man erwarte Instruktionen aus Beeskow, berichtete Bürgermeister Ralf Steinbrück. Sicher sei aber, dass eine Notbetreuung gewährleistet wird.
Auch die kommunalen Kitas in Kienbaum, Hangelsberg und Spreeau wurden am Montag geschlossen. Wo ab Mittwoch der Notbetrieb angeboten wird, war noch unklar. Wie Bürgermeister Arne Christiani auf Nachfrage sagte, wurde gestern und wird heute keine Hortbetreuung auf dem Grünheider Campus "wegen der aktuellen Situation" angeboten. Nach MOZ-Recherchen bestand bei einer Reinigungskraft die Möglichkeit der Infektion, ein Test beziehungsweise das Ergebnis allerdings stand noch aus.
Der Busverkehr Oder-Spree stellt am Mittwoch auf seinen Ferienfahrplan mit reduziertem Angebot um. Wie auch in Berlin bleibt die vordere Tür beim Fahrer geschlossen, der Ein- und Ausstieg erfolgt über die hinteren Türen. Für den Fahrkartenkauf verweist die Deutsche Bahn auf ihr Online-Angebot und die örtlichen Verkaufsstellen.
Immer mehr Nachfragen
Beim Gesundheitsamt des Landkreises fand am Montagmorgen eine Strategiesitzung statt, um die Arbeitsprozesse angesichts von immer mehr Anfragen zu verbessern. Die Zahl habe sich seit vergangener Woche mindestens verdreifacht, erklärte Amtsleiter Dr. Ricardo Saldaña-Handreck. "Die Hotline kocht über." Pro Stunde nehme jeder der rund ein Dutzend Hotline-Mitarbeiter 20 bis 25 Anrufe entgegen. Ein Anruf dauere mindestens fünf bis sieben Minuten. Bei jeder Anfrage – ob von Hausarzt, Krankenhaus oder Privatperson – müsse immer abgefragt werden: Aufenthalt in Risiko-Gebiet, enger Kontakt zu bestätigtem Fall und Symptome. Bei Verdacht würden Kontaktpersonen kontaktiert und befragt. Ein Netz, das mit der Zunahme der Fälle immer weiter reicht. Reinste Detektivarbeit sei das, so Saldaña-Handreck.
Wie organisieren Sie die Kinderbetreuung?
Dajana Spiegel (34) aus Erkner mit Polly (6): "Wir regeln die Betreuung unserer Tochter in der Familie. Ich arbeite als Zugbegleiterin im Fernverkehr. Mein Mann ist in einer kleinen Firma tätig, da kann er jetzt nicht fehlen. Wir hoffen, dass sich die Lage bald wieder beruhigt. "
Julia Scheschonka-Mohr (31), arbeitet in einem Schöneicher Supermarkt: "Ich mache nur noch Frühschicht, mein Mann Spätschicht. Wir sehen uns nur zum Abklatschen. Bin gespannt, ob dadurch die Scheidungsraten steigen oder in neun Monaten die Geburtenrate."
Marion Nickel (48), Fürstenw.: "Ich bin nicht betroffen, meine Kinder sind schon groß. Die Schließungen sind nicht zu ändern, man muss sich anpassen. Ich finde es vernünftig. Man sieht den Leuten ja nicht an, ob sie krank sind." Fotos: Kerstin Ewald (2), Andreas Schmaltz