Autofahrern, die am Freitagmorgen zur Arbeit unterwegs waren oder ihre Kinder zur Schule brachten, dürfte es schon aufgefallen sein. Das Sowjetische Ehrenmal an einer Abfahrt und Auffahrt der A10 in Grünheide wurde anlässlich des Jahrestages des russischen Überfalls auf die Ukraine mit einer Ukrainischen Flagge teilweise verhüllt. Die befestigte Flagge verdeckt die goldenen Worte einer schwarzen Platte: „Ewiger Ruhm für die Helden, die in den Kämpfen um Freiheit und Unabhängigkeit unserer sozialistischen Heimat gefallen sind“.
Die Flagge wurde aus Protest angebracht, wie es von den örtlichen Grünen heißt: „Wir verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. Wir protestieren dagegen, dass die Russische Föderation ihren in Wahrheit imperialistischen Krieg gegen die Ukraine mit einem Kampf gegen Faschisten begründet und den ukrainischen Staat damit mit dem Nazi-Regime gleichsetzt“, sagt dazu Eva Mohn, Sprecherin vom Ortsverband „SpreeGrün“. „Wir gedenken aller Menschen, die durch Imperialismus und Diktaturen ihre Freunde, Familie, Heimat und Gesundheit verloren haben.“
53 Soldaten der Roten Armee Fraktion geehrt
Der über eine mehrstufige Treppe erreichbare, sowjetische Ehrenfriedhof, dessen Mahnmal mit einem roten Stern gekrönt wird, erinnert an Soldaten der Roten Armee, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges in der Umgebung von Grünheide gefallen sind. Der Ort liegt an der Ecke L231 und Fangschleusenstraße in Grünheide und befand sich im Frühjahr 1945 inmitten der Hauptstoßrichtung der Roten Armee auf Berlin. An dieser Stelle wurden 46 oder 53 Soldaten bestattet (Angaben variieren je nach Quelle), die im Kampf gegen das deutsche NS-Regime gefallen sind. „Da in der Roten Armee viele Ukrainer kämpften, liege hier wahrscheinlich auch viele ukrainische Soldaten begraben. Darauf deuten auch die ukrainischen Namensendungen auf den Stelen hin“, sagt Mohn.
Scheufele: „Wir dürfen uns nicht an den Krieg gewöhnen“
Nun würden zwei Völker der ehemaligen, multiethnischen Sowjetunion gegeneinander kämpfen. Unbegreiflich auch für die Landratskandidatin der Grünen Erdmute Scheufele, die ihre Solidarität mit der Ukraine ausdrücken möchte: Die „Geschichtsverdrehung Putins“ sei verwerflich, indem er behaupte, er tue das Gleiche in der Ukraine, was 1945 getan wurde, nämlich von Faschisten zu befreien. „So ist es eben gerade nicht. Und wir dürfen Putin nicht die Deutungshoheit überlassen, die Zustände in der Ukraine vergessen und uns nicht an den Krieg gewöhnen, nur weil wir es doch im Winter warm hatten.“
Ordnungsamt hängt Flagge wieder ab
Das Sowjetische Ehrenmal ist ein Baudenkmal Grünheides. Es wurde von August bis September 1945 nach Plänen eines sowjetischen Offiziers errichtet.
Die Flagge am Ehren- und Grabmal beschäftigt auch die Verwaltung in Grünheide. Ordnungsamtsleiter Nico Bauermeister hat nach Bekanntwerden schnell gehandelt: „Wir haben die Flagge abgenommen und prüfen jetzt, wie wir das werten. Schließlich handelt es sich auch um eine Grabstätte“, sagt er auf Nachfrage. (Stand 10.50 Uhr)