Hoch oben im Schornstein-Nest neben der Kulturgießerei scheint ein Storch zu tanzen. Laternen am nächtlichen Kieferndamm ziehen magisch in faszinierende Stille. Eine alte Eisenbahn hält am "Tannenhof". Sonne verschwimmt in nebligen Feldern. Dann eine hölzerne Brücke, ein Zunftzeichen, eine alte Fassade, ein Kobold, knorrige Bäume, die Straßenbahn im wilden Wald versteckt oder eine schmiedeeiserne Kuppel im Himmelsblau – alles visuelle Momente, die Schöneiche charakterisieren und doch im Alltag oft verborgen bleiben.
Schau bis Jahresende
Der ortsansässige Fotoclub hat diese und viele andere Bilder entdeckt und festgehalten, um sie nun der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Schöneiche auf den zweiten Blick" heißt die Ausstellung in der Kulturgießerei, die noch bis Jahresende zu sehen ist. Sie versteht sich als Fortsetzung einer Fotoschau im "Tannenhof" zu Jahresbeginn, die zwar auch die Schönheit des Ortes zeigte, dabei jedoch eher weithin sichtbare Motive einfing. Bereits zur Eröffnung am Sonntagnachmittag fanden sich ungewöhnlich viele neugierige Besucher ein. Begleitet von Ulf Lachmund und seiner Gitarrenmusik genossen sie eine lebendige Vernissage mit interessanten Gesprächen und unzähligen neuen Eindrücken. "Das sind wundervolle Bilder", schwärmte etwa Dorothea Adam. "Ich fotografiere selbst sehr gern und nehme hier neue Ideen auf." Sie wohnt noch nicht lange in Schöneiche, genießt aber das reiche kulturelle Angebot in der neuen Heimat. Gemeinsam mit ihrer Freundin Elfriede Rachow geht sie oft auf Entdeckungstour. "Wir unternehmen viel zusammen", sagte diese. "Wir gehen gern zu Ausstellungen oder Konzerten. Schön für uns, das alles in der Nähe zu haben, sind wir doch nicht mehr die Jüngsten."
Seit fast drei Jahren besteht der Fotoclub, in dem sich Hobbyfotografen zusammenfinden und ihre Leidenschaft teilen. Es ist kein Verein mit festen Strukturen, eher eine Erfahrungsaustausch-Gruppe, die aber viel Unterstützung seitens der Gemeinde, der Bürgerstiftung und der Kulturgießerei erhält. Einer der Initiatoren ist der Schöneicher Fabian Zielke. "Ich zog schon lange allein mit meiner Kamera herum, suchte dann Gleichgesinnte, wollte eine Art Selbsthilfegruppe gründen." So wandte er sich an die Chefin der Kulturgießerei, Beate Simmerl. "Sie sagte mir, da gäbe es schon die Foto- und Videogruppe um Joachim Rinck und hat mir den Kontakt vermittelt." Der Rest sei dann schnell erzählt: Über Anzeigen und Aushänge wurde zum ersten Treffen eingeladen. 25 Interessierte kamen, ein bunt gewürfelter Haufen zwischen 11 und 80 Jahren, vom Anfänger bis zum Profi. Geblieben ist ein "harter Kern" von rund 15 "Entdeckern, Dokumentaristen, geduldigen Moment-Abwartern, Ideenüberlegern, Geschichtenerzählern – und digitalen Bastlern", wie er sich selbst bezeichnet.
Beate Behrendt ist schon lange dabei. "Es gibt kein Treffen, bei dem man nicht Neues erfährt", erzählt sie. "Zweimal im Monat treffen wir uns, um Bilder zu besprechen, Emotionen auszutauschen, diskutieren über Perspektiven oder technische Nachbearbeitung, was stets sehr hilfreich ist."
Meistens allein unterwegs
Andreas Sperl berichtet von gemeinsamen Exkursionen, die besonders viel Spaß machten. "Es ist einfach faszinierend: Wir erleben Gleiches und sehen so viele verschiedene Momente. Das gemeinsam auszuwerten ist einfach belebend." Doch meistens sei er allein unterwegs mit seiner Kamera. "Da hockt man schon mal eine halbe Stunde oder länger an einer Stelle, probiert verschiedene Perspektiven, bastelt an Blende oder Belichtungszeit." Mehr als hundertmal klicke dann der Auslöser für ein einziges Bild, das sich später als das beste herauskristallisiert. "Meistens eine Bauchentscheidung", gesteht er schmunzelnd, und oft helfe auch die Diskussion im Club dabei.
Wer neugierig auf den Fotoclub ist – jeder Interessierte ist willkommen, Kontakt: fabian.zielke@posteo.de