"Will man eine Situation verändern, muss man etwas opfern", glaubt die Malerin. So lebt sie – und so arbeitet sie auch. Immer mit dem Mut, sich zu verändern. Von der Figur zum Abstrakten und wieder zurück, vom Zwei- zum Dreidimensionalen, von der Malerei zur Installation, vom Bild zum Wort.
Den passenden Ort für ihre Entdeckungsreisen durch Techniken, Formen und Materialien hat die an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Bernhard Heisig ausgebildete Künstlerin Anfang der 80er-Jahre in Schöneiche (Oder-Spree) gefunden. Statt der Sommerfrischler tanzen dort im Saal des "Heidehofes", eines ehemaligen Ausflugslokals, nun ihre Pinsel über die Leinwand. Und nicht nur das: Von Anfang an bot der ungewöhnliche Wohn- und Arbeitsraum auch Platz für Kultur, für Lesungen, Gespräche, Konzerte.
Zeigen, was entstanden ist
"Ich mache schon immer gern Veranstaltungen", sagt Ulla Walter. Sie sei ja kein "Einsiedler". Mit einer Ausstellung will sie dieser Tradition nun eine weitere Facette hinzufügen: Am kommenden Sonnabend öffnet die 64-Jährige die Türen des "Heidehofes", um neue, aber auch ältere Arbeiten von sich zu präsentieren. "Ich will zeigen, was ich geschaffen habe", sagt sie, "und wo".
Zu einem der wichtigsten Materialien gehört für Ulla Walter seit Langem schon Beton, den sie einst im benachbarten Rüdersdorf, dem traditionsreichen Industriegebiet der Zementproduktion, für sich entdeckt hat. Auf Bildern eingesetzt, bricht er nicht nur deren Oberfläche auf und öffnet ihnen den Weg ins Räumliche. Er fordert auch den Blick heraus, zeigt Härte, wo wir Weichheit erwarten, stellt unsere Vorstellung auf den Kopf. Auch in ihren aktuellen Arbeiten zu Videospielen, virtuellen Welten, Digitalisierung spielt Ulla Walter mit diesen Möglichkeiten. Nachdem sie zuletzt zum Figürlichen zurückgekehrt war, erlaubt sie sich dabei wieder verstärkt die Abstraktion. "Ich will ins Bild setzen, was in der digitalen Welt erahnbar ist", sagt sie – und nutzt Beton als Material gerade für die Darstellung dieses offensichtlich Unsichtbaren, Virtuellen.
"Wie kann ich das Publikum wieder neugierig machen auf Kunst, die heute entsteht?" – dieser Frage stellt sich Ulla Walter, die 2004 mit dem damals erstmals ausgeschriebenen Brandenburgischen Kunstpreis der Märkischen Oderzeitung ausgezeichnet wurde, immer wieder. Neue Lebenswelten zu befragen, ohne dabei zu moralisieren, könnte für sie eine Antwort sein.
Denn die Digitalisierung zu verdammen, ist Ulla Walters Sache nicht. Diese Welt und das, was sie mit uns macht, künstlerisch darzustellen, schon.
Ausstellung am 25. Mai, 16 Uhr, Atelier "Heidehof", Stockholmer Str. 1, Schöneiche, www.ullawalter.de