Markerschütternd sind die Schreie, die über den Helenesee hallen. "Ich will nicht sterben", wimmert eine offensichtlich schwer im Gesicht verletzte, junge Frau. Die Einsatzkräfte, die im Minutentakt mit Blaulicht und Sirene eintreffen, versuchen sie und die anderen Verletzten zu beruhigen und zu versorgen. Die Feuerwehr verlegt vom Seeufer ihre Wasserleitung, um den Bühnenbrand beim Helene Beach Festival zu löschen. Ein Blitz ist in die Bühne eingeschlagen – 25 Personen sind teils schwer verletzt.
Glücklicherweise ist dies nur eine großangelegte Übung, die am Sonnabendmorgen die freiwilligen Feuerwehren aus Frankfurt und Brieskow-Finkenheerd sowie der Katastrophenschutz aus Oder-Spree zu bewältigen haben. Doch "so unwahrscheinlich", sagen Madelaine Schrobback und Anna Lena Feldmann aus Fürstenwalde, "ist das Szenario gar nicht". Beide engagieren sich ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz und wurden um kurz nach 7 Uhr alarmiert. In den vergangenen Jahren waren sie auch beim Helene Beach Festival im Einsatz. Sie erinnern daran, dass es 2018 tatsächlich zu einer Unterbrechung wegen eines Unwetters kam (siehe Infokasten). Die Rettungsabläufe zu trainieren und zu kennen, wenn es darauf ankomme, sei daher wichtig.
753069
"Einerseits müsste es viel mehr solcher Übungen geben", findet auch Paul Prosetzky von der Berufsfeuerwehr aus Fürstenwalde, der den großen Container des Katastrophenschutzes auf das Gelände bringt. Zelte, Stromaggregate und andere wichtige Utensilien zur Versorgung der Verletzten befinden sich darin. "Andererseits muss man auch bedenken, dass die meisten ehrenamtlich hier sind. Ihre Familien warten zu Hause und sie engagieren sich hier – das ist gar nicht hoch genug anzurechnen".
Sehr zeitig ging der Tag ebenso für Stefan Kobert los. Der Booßener Feuerwehrmann holte um 6 Uhr früh die Darsteller für die Übung ab und brachte sie zur Feuerwache, wo ihnen Verletzungen ins Gesicht geschminkt wurden. "Hier wurde ihnen auch ihre Rolle aufgetragen, die alle während der Übung konsequent durchgezogen haben", erzählt er.
Eine Frau beispielsweise sucht die ganze Zeit Angehörige, eine andere ihr Handy. Diesen Betroffenen haben sich unter anderem auch die Notfallseelsorger um Rui Wigand angenommen. "Es ist wichtig zu beruhigen", so der Fürstenwalder. Zum Glück habe er solch eine große Katastrophe noch nicht außerhalb einer Übung begleiten müssen, erklärt er. Verkehrsunfälle oder Suizide sind dagegen Alltag für die Seelsorger. "Allerdings wäre es dann noch sehr viel hektischer als heute hier. Es ist aber immer gut so etwas zu üben", findet er.
Feuerwehr zieht positives Fazit
Burkhard Blasche, Abteilungsleiter Gefahrenvorbeugung und Rettungsdienst der Feuerwehr Frankfurt beobachtet die Übung zufrieden. "Die Feuerwehr hat die Menschen sehr sachgerecht gerettet", sagt er. Auch der Katastrophenschutz und das DRK machen ihre Sache gut, lautet sein Fazit. Einzig der Umgang mit den Leichtverletzten am Anfang müsse verbessert werden. "Die müssen schneller weggebracht werden, weil sie zu viel Unruhe stiften."
Bei der Feuerwehr wartete dann noch eine heiße Suppe auf die mehr als 100 Beteiligten. Bei 3 Grad war die Übung alles andere als ein Sommerszenario.
Evakuierung beim Festival 2018
Beim Helene Beach Festival feierten voriges Jahr 25 000 Besucher. Am Festivalsonnabend hatte sich damals ein schweres Unwetter mit Hagel angekündigt, weshalb das Festivalgelände geräumt wurde. Neben der Polizei halfen das DRK, THW und Feuerwehr bei der Evakuierung, die ohne Zwischenfälle ablief. Nach eineinhalb Stunden gab es Entwarnung. thg