Konzentrierte Stille herrscht in der Sporthalle an der Großen Müllroser Straße. Die ganz in Weiß gekleideten Karateka lauschen gebannt den Erklärungen und Vorführungen von Richard Amos. Die kurzen und lockeren Anweisungen des gebürtigen Engländers werden von einem Teilnehmer ins Deutsche übersetzt, anschließend versuchen die Sportler meist im Duett die Übungen selbst auszuführen.
Rund 100 Teilnehmer im Alter von acht bis 68 Jahren waren am vergangenen Wochenende zu dem Seminar des weltbekannten Karate-Lehrers gekommen – darunter Sportler aus Schweden, den Niederlanden und zahlreichen deutschen Städten. Ausrichter war bereits zum 13. Mal der Frankfurter Verein Blau-Weiß. Der Vorsitzende Frank Herrmann bedauerte, dass von den 94 Mitgliedern weniger als die Hälfte zu dem Lehrgang gekommen sind. "Vor einigen Jahren waren noch weit mehr von unseren Leuten dabei. Vielleicht lag es auch einfach am guten Wetter", sagte er.
Auch wenn Herrmann selbst seit 1983 Karate betreibt und den schwarzen Gürtel trägt, habe er an den drei Tagen wieder unheimlich viel lernen können. "Richard zeigt immer wieder neue Aspekte. Er ist auf der ganzen Welt bekannt und geschätzt, dennoch begegnet er immer allen Menschen auf Augenhöhe und nicht wie manch anderer Meister von oben herab", beschreibt der Frankfurter, der Amos einst bei einem Wettkampf kennenlernte und seitdem mit ihm befreundet ist.
So entstand auch die Verbindung des mittlerweile in New York beheimateten Senseis an die Oder. "Normalerweise gibt Richard Seminare in den großen Metropolen der Welt. Dass er seit Jahren in unser kleines Frankfurt kommt, ist eine große Ehre für uns", sagt Frank Herrmann, der den Teilnehmern zudem verkündete, dass Amos ab dem kommenden Jahr zu zwei Seminaren in Frankfurt weilt. Auch beim Trainingslager im August in Göteborg mit 17 Sportlern von Blau-Weiß ist der Engländer dabei. "Er hat uns wieder einmal vor Augen geführt, dass es beim Karate weniger auf Athletik sondern vielmehr auf Technik ankommt. Und er hat gezeigt, dass die Träger des Schwarzes Gurtes eigentlich noch Anfänger sind."
Begeistert zeigte sich auch Philipp Meyer, der zum wiederholten Male für den Kurs aus Magdeburg an die Oder gekommen war. "So eine Chance lässt man sich nicht entgehen. Ich würde dafür überall in Europa hinfahren. Das Niveau und die Art und Weise des Unterrichts sind einfach unglaublich. Richard Amos hat in Japan alles von der Pike auf gelernt und vermittelt es nun auf europäische Art und Weise", sagte der Karateka.
Der so viel Gelobte blieb bescheiden. "Frankfurt ist zwar eine kleine Stadt, aber ich fühle mich hier sehr willkommen. Die Menschen sind sehr herzlich, offen für Neues und arbeiten hart an sich", sagte Richard Amos voller Begeisterung.

Fakten zur Kampfkunst Karate

Die Ursprünge des Karate reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, damals wurden japanische und chinesische Traditionen miteinander verbunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand die Kampfkunst von Japan aus den Weg in die ganze Welt. Karate wird mithilfe von Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken sowie Fußfegetechniken ausgeübt. Auch einige Hebel und Würfe werden gelehrt. Sensei ist eine in Japan weit verbreitete Anrede für einen Lehrer. hrö