Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) präsentiert sich in der Konzertsaison 2022/23 mit einem weit gespannten und künstlerisch vielfältigen Programm. Chefdirigent Jörg-Peter Weigle und Intendant Roland Ott stellten es am Mittwoch (15.06.) vor. Ott hofft nach der coronabedingten Rückkehr des Orchesters aus der Messehalle in die Konzerthalle auf eine unbeschwertere Spielzeit. Bei den vergangenen Konzerten hätte das Publikum nahezu euphorisch den Klangkörper wieder am traditionellen Auftrittsort gefeiert. „Unser Dank gilt vor allem dem Publikum, das uns während der Pandemie die Treue gehalten hat“, betonte Ott.
Gayl Tufts moderiert Neujahrskonzert – und singt vielleicht auch
Die nächste Spielzeit steht unter dem Motto „Männer oder Frauen“. Für Weigle gibt es für dieses Motto gute Gründe. Nicht scheinbare Abgrenzung, sondern Achtsamkeit im Umgang der Geschlechter miteinander sehe er als Leitmotiv. Großartige Musikerinnen und herausragende Komponistinnen würden bei den Konzerten breiten Raum bekommen. So wird mit Tianwa Yang eine international gefeierte Geigerin als „Artist in Residence“ regelmäßig beim Staatsorchester gastieren und in Frankfurt (Oder), Potsdam, Poznań und Chorin zu erleben sein. Der größte Klangkörper des Landes wird unter anderem Werke der Komponistinnen Clara Schumann und Fanny Hensel aufführen. Die Neujahrskonzerte im Kleist Forum und in Potsdam wird die deutsch-amerikanische Entertainerin Gayl Tufts moderieren und vielleicht sogar singen, kündigt Ott an.
Das Staatsorchester wird in der Spielzeit mit internationalen Stars wie beispielsweise Dmitry Masleev, Polina Tarasenko, Julia Jones, Einav Yarden, den Jazz-Größen Max Doehlemann und Rolf von Nordenskjöld zusammenarbeiten. Ein Wiedersehen gibt es mit dem ehemaligen Chefdirigenten Howard Griffiths. Unter anderem leitet er das neue Education-Schulprojekt „Recht und Gerechtigkeit“. Ott bezeichnete zudem das geplante gemeinsame Konzert mit dem Deutsch-Polnischen Jugendorchester als ein Herzensprojekt. „Wir sehen es als unsere Pflicht an, Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen“, betonte der Intendant.
Open-Air-Konzert vor dem Pablo-Neruda-Block in Planung
Mit vielfältigen Formaten will der Klangkörper Frankfurt zu einer klingenden Stadt machen. So wird das Staatsorchester neben den Abonnementskonzerten ein Open-Air-Konzert vor dem Pablo-Neruda-Block geben, auf dem Stadtfest präsent sein und ein Filmmusik-Konzert auf dem Anger aufführen. „Die Frankfurterinnen und Frankfurter sollen sehen und hören, dass wir zur Stadtgesellschaft gehören“, sagte Ott.
Als musikalischer Botschafter des Landes wird das Orchester auch wieder unterwegs sein: in der Berliner und Kölner Philharmonie, in Chorin, Rheinsberg, Seelow, Poznan, Schwedt, Senftenberg, Neuruppin sowie bei den Bayreuther Festspielen. In Strausberg gastiert das Orchester mit vier Kammerkonzerten. Das Staatsorchester wird erneut mit der Frankfurter Singakademie und dem Philharmonischen Chor Berlin zusammenarbeiten. Und ein Höhepunkt der kommenden Spielzeit ist die gemeinsam mit der Kammeroper Schloss Rheinsberg produzierte Oper „Oberon“ von Carl Maria von Weber.
Mit nahezu 20 neuen Musikerinnen und Musikern geht das Staatsorchester in die neue Spielzeit. „Das ist eine heftige Verjüngung“, bekennt Weigle. Für einen Dirigenten sei dies eine Chance, viele neue Qualitäten in den Klangkörper zu integrieren. „Ein bisschen Bammel hatte ich schon vor dieser Chance“, bekennt er. Doch er sei wahnsinnig überrascht von der Integration. Das zeuge von der guten Ausbildung und dem hohen Integrationswillen der Musiker. „Das Publikum wird viel Freude mit den Neuen haben“, blickt er voraus.