Politische Gegner demonstrierten schon gemeinsam für sie, Straßen wurden blockiert, Unterschriften gesammelt – es half alles nichts. Erst Anfang Februar wurde die große Hoffnung enttäuscht, bei den "100 Ortsumgehungen" berücksichtigt zu werden – ein Wahlversprechen, das die PiS-Regierung nun einlöst. Persönliche Unterstützer-Bekundungen von Sejm-Abgeordneten im Vorfeld gegenüber Bürgermeister Mariusz Olejniczak und die Quasi-Zusage des Lebuser Wojewoden Władysław Dajczak (PiS) vom Dezember erwiesen sich als wirkungslos.
Nun ist Słubice von einer Ortsumgehung weiter entfernt als vor zehn Jahren als das Projekt in den Planungsdokumenten der Landesweiten Straßenbaudirektion GDDKiA vorgesehen war und zwischenzeitlich ein Fahrplan galt, der eine Fertigstellung bis 2012 vorsah. Verlaufen sollte der Verkehrsweg damals über 8 Kilometer östlich vom Stadtgebiet und westlich der Ortsteile Drzecin und Kunowice, ungefähr im einstigen Flusslauf der Oder und dann an die Autobahn anschließen Doch die Pläne der Straßenbaudirektion änderten sich, Słubice flog wieder raus.
Inzwischen platzt die Stadt, die fast nur nach Osten wachsen kann bald aus allen Nähten. In Richtung Kunowice sprießen Eigenheime aus dem Boden, das Dorf ist nun fast mit dem Stadtgebiet verschmolzen. Die alten Trassenpläne müssten "mit Sicherheit verändert" werden, so die Pressestelle des Słubicer Rathauses. Entwürfe gibt es bisher aber nicht. Nur eine halbe Million Złoty, die der Stadtrat im Haushalt 2020 als Ko-Finanzierung für eine Baudokumentation zurückgestellt hat – so hatte es Bürgermeister Olejniczak im Dezember mit dem Wojewoden besprochen, um die Aufnahme ins Regierungsprogramm zu forcieren. Wie geht es nun weiter?
Der Bürgermeister hofft noch: "Wir befinden uns auf einer Reserveliste", sagte er in der Stadtratssitzung am Donnerstag. Wie wahrscheinlich es ist, dass Słubice nachrückt, ist aber noch nicht ausgemacht. Schon bald könnte die Kommune vor der Frage stehen, ob man sich nun trotz fehlender Zusage der Regierung – an den Kosten für Baudokumentation und vorbereitende Trassenführung beteiligt. Sie belaufen sich, wie Olejniczak auch sagte, auf mehr 2,25 Milliarden Złoty. Zudem strebt der Bürgermeister an, dass die Słubicer Ortsumgehung mit entsprechendem Autobahnanschluss in der Wojewodschaftsstrategie für Lubuskie 2030 eingeschrieben werden, die im Juni beschlossen werden soll.
Besser sich an die Arbeit machen
"Unsere Kommunalpolitiker verhalten sich nicht besonders klug. Man sollte nicht auf die Lobby irgendwelcher Abgeordneter setzen und erwarten, dass die Regierung alles finanziert", wirft der Słubicer Jan Adamski, der als einstiger Mitarbeiter der Straßenbaudirektion die Thematik auch von innen kennt. Stadt und Kreis sollten sich jetzt an die Arbeit machen und vorlegen. Einen Trassenverlauf abstecken. Das gebe der Stadt eine bessere Verhandlungsgrundlage, denn Słubice sei schließlich als Oppositionshochburg unter PiS ohnehin im Nachteil, meint Adamski.
Die künftige Umgehungsstraße sieht er östlich von Kunowice verlaufen. Die Strecke sei zwar länger als die alte Plantrasse und verlaufe durch hügeliges Terrain, doch sei dies geologisch gesehen weniger problematisch als die Planung im einstigen Oderflusslauf.