„Die Streikbeteiligung liegt bei 100 Prozent bei den Frankfurter Stadtverkehrsbetrieben“, freut sich Ver.di-Verhandlungsführer Jens Gröger am frühen Morgen. „Es fährt derzeit kein Bus und keine Bahn“, konstatiert er. Es ist der erste von drei Warnstreiks, zu dem die Gewerkschaft die ÖPNV-Beschäftigten aufgerufen hat. Am Mittwoch wird in Cottbus gestreikt, am Donnerstag in Brandenburg/Havel. „Wir wollten mit den ersten Warnstreiks nicht den Schülerverkehr treffen, deshalb haben wir uns die Ferien als Termin ausgesucht“, erklärt Gröger.
Ver.di fordert 1,80 Euro mehr Stundenlohn, auf den Monat gerechnet wären das rund 300 Euro mehr. „Das Einstiegsgehalt bei Busfahrern liegt bei nur 11,70 Euro pro Stunde“, erklärt er. Das will die Gewerkschaft ändern. Doch von den Arbeitgebern gab es bislang zu wenig Entgegenkommen. Deshalb stand am Dienstag von 3.30 bis 9 Uhr der Nahverkehr in der Oderstadt still. Am Donnerstag gibt es die nächste Verhandlungsrunde. Sollte dann kein verbessertes Angebot vorliegen, kann es zu weiteren Warnstreiks kommen.
„Sicherlich empfinden einige die Forderung als hoch“, sagt Christian Alter, einer von rund 140 Beschäftigten bei der SVF. Allerdings habe es um die Jahrtausendwende viele Zugeständnisse der Arbeitnehmer gegeben. Jetzt könne der Arbeitgeber auch mal etwas zurückgeben, findet er. Nach wie vor bilden die Brandenburger Einkommen im ÖPNV das bundesweite Schlusslicht.
So liegt zur Zeit das Einstiegsgehalt für die Bus- und Straßenbahnfahrer bei 1 983 brutto im Monat“, sagt Jan Augustyniak von den Frankfurter Linken. „Der Warnstreik wird hoffentlich dazu beitragen, dass die Arbeitgeber ein deutlich besseres Angebot machen. Es braucht mehr Zuschüsse vom Land für den Öffentlichen Nahverkehr“, so der Vorsitzende des Kreisverbandes. Die Landtagsabgeordnete und Spitzenkandidatin der Linken für die Wahlen im September, Kathrin Dannenberg, schloss sich der Forderung an. „13 Euro pro Stunde sind das Mindeste, das die Busfahrer verdient haben. Nur so können wir überhaupt verhindern, dass diejenigen, die jeden Tag die Kinder zur Schule fahren – oder uns zur Arbeit, im Alter in Armut leben.“ Das kann Jens Gröger nur unterschreiben. „In Thüringen verdienen die Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr etwa 300 Euro mehr, von Baden-Württemberg, wo es etwa 800 Euro mehr sind, gar nicht zur reden“, so der Gewerkschafter.
Konjunktur hatten am Dienstagmorgen jedenfalls die Dienste der Taxifahrer. Obwohl der Streik lange angekündigt war, stiegen trotzdem viele überraschte Fahrgäste auf die Taxen um.