Die Gilde-Brauerei gehört seit 2016 zur TCB-Beteiligungsgesellschaft, die ihren Sitz in Frankfurt (Oder) hat. Hintergrund für den Streik ist ein seit Wochen laufender Tarifkonflikt. Sieben Warnstreiks gab es bereits. Am 25. November sprachen sich 94 Prozent der die NGG-Mitglieder für eine Fortführung der Arbeitskampfes aus. Kurz darauf, am 29. November, spaltete TCB die Gilde-Brauerei in vier Gesellschaften auf, "ohne die dazu erforderlicher Mitbestimmung des Betriebsrates", wie die Gewerkschaft beklagt. Die Arbeitsverhältnisse von mehr als der Hälfte der Beschäftigten seien damit auf die Leine Logistik GmbH, die Fass- und Flaschenabfüllgesellschaft Hannover GmbH und die Hannoversche Abfüllgesellschaft mbH übergangen. "Das alles, ohne dass der gesetzlich geforderte Interessenausgleich mit dem Betriebsrat vereinbart wurde oder ohne dass die Verhandlungen durch eine Einigungsstelle für gescheitert erklärt wurden", heißt es in der Pressemitteilung der Gewerkschaft NGG. Darüber hinaus sei Betriebsratsmitgliedern, deren Arbeitsverhältnisse im Rahmen der Unternehmensaufteilung auf die anderen Firmen übergegangen seien, bei Fortführung ihrer Tätigkeit als Betriebsräte mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht worden, kritisiert Lena Melchert, Streikleiterin bei der NGG. "Womöglich meint die Geschäftsführung damit der Gefahr von unbefristeten Streiks zu entgehen."
Auch der DGB Ostbrandenburg zeigte sich in einer Pressemitteilung am Dienstag solidarisch mit den Beschäftigten. Geschäftsführerin Evelyn Berger betonte: "Wir schauen nicht tatenlos zu, wenn Unternehmen Tarifflucht begehen und die Beschäftigten mit Billiglöhnen nach Hause schicken." Seit dem Einstieg in die Branche habe sich der TCB-Beteiligungsgesellschaft aus der Tarifbindung verabschiedet. Bei der Berliner Brauerei würden die Beschäftigten inzwischen bis zu 517 Euro mehr verdienen als beispielsweise in Frankfurt. Nach Angaben des DGB werden daher zurzeit auch die Beschäftigten des zum Konzern gehörenden Frankfurter Brauhauses beraten, ob sie in eine Tarifauseinandersetzung gehen wollen. "Der Osten das Landes darf nicht länger als Billiglohnsektor und tariffreie Zone gehandelt werden. Deshalb stellen wir uns solidarisch hinter die Kolleginnen und Kollegen der Gilde-Brauerei Hannover und der Frankfurter Brauhaus GmbH", so Evelyn Berger.
Mitarbeiter der Frankfurter Brauerei beteiligten sich am Dienstag nicht an dem Streik.