UniCaps ist eines der erfolgreichsten Start-ups aus Frankfurt der vergangenen Jahre. Im Dezember 2017 ging Gründer Dirk N. Tillmann mit seiner Idee – Bio-Tee und Bio-Kaffee in kompostierbaren Kapseln – an den Markt. Seitdem wächst das Unternehmen rasant. Die Hundertmillionste Kapsel für Nespresso-Maschinen ist längst verkauft. Vor vier Wochen kündigte UniCaps an, sämtliche Produktionsschritte, die seit dem Start des Start-Ups noch ausgelagert waren, in Frankfurt zu konzentrieren. Das heißt: Geröstet, gemahlen, abgefüllt und verpackt wird künftig komplett in der 2000 Quadratmeter großen Halle im Technologiepark. Eine Million Euro fließen in neue Maschinen. Zugleich soll das Produktionsvolumen von 50 auf 250 Millionen Kapseln jährlich steigen und die Zahl der Mitarbeiter weiter wachsen – 25 sind es insgesamt, 15 davon in Frankfurt.
Erdölfrei und klimaneutral
Die Bio-Kapsel kommt gut an. "Wir haben täglich Anfragen von Hotels und Büros", berichtet Unternehmer Dirk N. Tillmann, "der Zeitgeist kommt uns entgegen". Immer mehr Menschen würden inzwischen ihr Konsumverhalten hinterfragen – ohne dabei auf Bequemlichkeiten verzichten zu wollen. Dazu gehört, sich per Knopfdruck eine Tasse Kaffee binnen weniger Sekunden aufzubrühen. Herkömmliche Kaffeekapseln bestehen aus Alu oder Plastik, Berge von Müll sind die Folge. UniCaps setzt dem eine erdölfreie, kompostierbare Biokapsel entgegen. "Unsere Kapseln bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und verrotten rückstandslos", erklärt Tillmann. Die Kapsel sei "ein Stück Hightech". Wichtigster Bestandteil: Lignin, ein Abfallstoff aus der Holzverarbeitung. Hinzu kämen Glukose, Stärke und ein Lebensmittelzusatzstoff, der den Kaffee oder Tee luftdicht abschließt und mindestens 18 Monate haltbar macht.
Mittlerweile sei die Kapsel zudem vollständig klimaneutral, von der Ernte bis ins Regal. Wo es möglich ist, lasse UniCaps erst gar kein klimaschädliches CO2 entstehen. Beispielsweise werde die Spritzgussanlage für die Kapseln ausschließlich mit Ökostrom betrieben. An anderen Stellen in der Produktionskette kompensiert das Unternehmen den Ausstoß über Zertifikate. "Wir arbeiten daran, alle Stufen in der Wertschöpfungskette so klimaneutral wie möglich zu gestalten", so Tillmann. Mit dem Kauf der Zertifikate unterstützt UniCaps insbesondere Projekte zur Waldaufforstung in Deutschland.
Über 10 000 Verkaufsstandorte
Der Tee komme aus Asien, Afrika und Europa; der Kaffee aus klassischen Anbaugebieten wie Äthiopien, Kolumbien, Kenia oder Guatemala. Die Rohstoffe für den Inhalt der Kapseln seien biozertifiziert, das heißt vor allem: der Bauer vor Ort baut seine Pflanzen ohne Pestizide an.
Mit Nachhaltigkeit  von A bis Z hat sich UniCaps ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.  Gut verkauft wird vor allem der Kaffee. "Unsere Zahlen sind stark expansiv", berichtet Tillmann. In rund 10 000 Geschäften finden Kunden die Produkte der UniCaps-Marken My-CoffeeCup und My-TeaCup für Nespresso-Maschinen. Darunter sind Einzelhandelsriesen wie Rewe, Kaufland, dm oder Metro. Hinzu kommen Aldi, Lidl und Coop in der Schweiz. Und UniCaps will weiter wachsen, das heißt: in mehr Länder gehen, Kapselformate anderer Hersteller abdecken, neue Produkte kreieren. Frankreich, Spanien, Italien seien nächste große Märkte. Irgendwann auch die USA. Dirk N. Tillmann: "Wir haben die große Chance, uns in dem Segment kompostierbare Kapseln weiter zu etablieren. Daran arbeiten wir."

Von der Schweiznach Frankfurt

Dirk N. Tillmann kam 2013 als Geschäftsführer und Mitinvestor zum Tee-Kapsel-Hersteller Tpresso in der Schweiz. Dort arbeitete er unter anderem mit dem Ingenieur Eric Favre, der das Nespresso-System bei Nestlé in den 70er Jahren erfunden hatte, zusammen. 2016 gründete Tillmann die UniCaps GmbH. Die passende, leerstehende und zugleich gut angebundene Werkhalle für die Bio-Kapselproduktion fand er in Frankfurt im Technologiepark. Unterstützung für die Aufbauarbeit erhielt der Gründer dabei auch vom Land. thg