Die Ausstellung „Echte Körper“ macht am 1. und 2. April zum ersten Mal auch in Frankfurt (Oder) halt. Veranstaltungen dieser Art bieten Stoff für hitzige Diskussionen, unter anderem darüber, ob es sich dabei um „Leichenschauen“ handelt, welche die Sensationslust der Besucher stillen sollen, oder um lehrreiche Anatomie-Ausstellungen. Auch „Echte Körper“, entwickelt von Leon Sperlich aus Raduhn in Mecklenburg-Vorpommern, ist diesbezüglich keine Ausnahme.
„In Zeitungen wurde behauptet, dass Einverständniserklärungen gefehlt hätten und wir schließen mussten – oder gar nicht erst aufmachen durften. Wenn es so wäre, könnten wir gar nicht jede Woche woanders sein. Ein wirkliches Verbot hat es nie gegeben, in keinem Fall“, sagt Lisa Berger, Mitarbeiterin der Ausstellung.

„Echte Körper“ und „Körperwelten“ wird schnell verwechselt

Für Diskussionen und Verwirrung sorgt regelmäßig auch, dass „Echte Körper“ häufig mit der „Körperwelten“-Ausstellung des Anatomen und Unternehmers Gunter van Hagen verwechselt wird. Van Hagens seit 1995 bestehende „Körperwelten“ sind der Vorreiter für Wanderausstellungen, in denen menschliche Körper, die eigens dafür präpariert worden sind, präsentiert werden. Sowohl bei van Hagen als auch in der Ausstellung „Echte Körper“ werden die Körper nämlich plastiniert – also die Zellflüssigkeiten durch verschiedene Kunststoffe ersetzt. So werden die Körper konserviert.
Wer nicht genau hinschaut, kann es schnell mit "Körperwelten" verwechseln: Ein Werbeschild an der Berliner Straße weist auf die Ausstellung "Echte Körper" am 1. und 2. April in der Messehalle in Frankfurt (Oder) hin.
Wer nicht genau hinschaut, kann es schnell mit „Körperwelten“ verwechseln: Ein Werbeschild an der Berliner Straße weist auf die Ausstellung „Echte Körper“ am 1. und 2. April in der Messehalle in Frankfurt (Oder) hin.
© Foto: Manuel Wozniak
„‚Körperwelten´ ist sozusagen ‚das Große´ – damit haben wir gar nichts zu tun. Die ‚Körperwelten´-Ausstellung fokussiert sich auf Kunst, unsere jedoch sehr auf die medizinischen Aspekte“, erklärt Lisa Berger. Während „Körperwelten“ die Ausstellungsstücke rot und blau einfärbe und Szenen nachstelle, komme das in der „Echte Körper“-Ausstellung nicht vor. Darstellungen von Basketballspielern, Menschen auf Tieren oder einem kopulierenden Paar? „Darauf verzichten wir komplett.“ Die toten Körper werden so gezeigt, wie sie nach der Plastination aussehen. „Da wird nicht weiter herumgepfuscht und verschönert“, betont sie.

„Echte Körper“ seit zehn Jahren unterwegs in Deutschland

Die Besucher von „Echte Körper“ erwarten rund 200 verschiedene Ausstellungsstücke, darunter fünf ganze Körper. Außerdem sind verschiedene Körperteile, Organe und Organteile, Föten und zwei Lungen zu sehen, die eine Besonderheit aufweisen – denn anders als alle anderen präsentierten Leichenteile stammen sie nicht von einem Menschen. Weil die Lunge ein Verschleißteil sei, werden Tier-Lungen ausgestellt. Es ist ein Pumpsystem angebracht, das den Unterschied zwischen einer gesunden und einer Raucherlunge für Besucher erlebbarer machen soll.

Infos zu Tickets

Tickets sind ausschließlich an der Ausstellungskasse vor Ort erhältlich. Schüler, Auszubildende und Studierende zahlen 10 Euro, Erwachsene 16 Euro. Kinder bis sechs Jahre können für 5 Euro die Ausstellung besuchen in den Messehallen, Messering 3, in Frankfurt (Oder). Geöffnet ist am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
Für weitere Informationen können die Veranstalter unter der E-Mail-Adresse [email protected] oder der Handynummer 0173 6126553 kontaktiert werden.
Doch wessen Körper und Körperteile werden eigentlich ausgestellt? Die Präparate stammen aus Michigan in den USA. „In Deutschland gibt es nur die Plastination in Guben, mit der haben wir nichts zu tun“, begründet die Mitarbeiterin die weite Reise der ausgestellten Körper. Die meisten von ihnen seien bereits vor rund zehn Jahren präpariert worden.
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Ebenso lange tourt „Echte Körper“ durch Deutschland. Bis auf eine Pause zwischen Dezember und Februar ist eine sechsköpfige Crew jedes Wochenende in einer anderen Stadt. „Im Jahr sind wir an gut 35 bis 40 verschiedenen Orten“, sagt Berger.
Einige Besucher bewege der Besuch dazu, später selbst ausgestellt werden zu wollen. Da muss Lisa Berger sie aber enttäuschen: „Unsere Präparate halten sich sehr, sehr lange. Da muss nicht jede Woche ein neuer Körper her.“ Informationen, wessen Körper konkret ausgestellt werden, hat sie als Mitarbeiterin aber nicht. „Man geht mit dem Thema sehr sensibel und diskret um. Die Papiere werden nicht jedem gezeigt.“ Grundvoraussetzung sei aber bei allen eine schriftliche Einwilligung vor dem Tod.

Auch Kinder dürfen in die Ausstellung – keine Altersbeschränkung

Ein Mindestalter für Besucher gibt es nicht. Die mögliche Kritik an der Unangemessenheit des Gezeigten für Kinder teilt der Veranstalter nicht. „Von uns aus ist das kein Problem, denn wir zeigen nichts Gruseliges. Letztendlich sollen die Eltern entscheiden, ob sie es ihren Kindern zumuten wollen und können. Es kommt sogar vor, dass gar nicht die Eltern zu uns kommen wollen, sondern die Kinder“, sagt Lisa Berger. Sie betont, dass der Besuch Kinder sogar anrege, sich mit der Anatomie des Menschen auseinanderzusetzen und Interesse an Medizin wecken könne.
Auch vonseiten der Messe und Veranstaltungs GmbH (MuV) gibt es keinerlei Bedenken bezüglich der Ausstellung. „Interessierte Gäste sollten wissen, dass der Anspruch der Ausstellungsmacher wissenschaftlicher Natur ist und medizinische und anatomische Fragen im Vordergrund stehen“, sagt Nora Weise, Abteilungsleiterin für Kommunikation.
Die Stadtverwaltung sieht ebenfalls keine Gründe zum Eingreifen: „Dem Amt für Ordnung und Sicherheit Frankfurt (Oder) sind keinerlei Probleme im Zusammenhang mit der Ausstellung bekannt“, teilte Pressereferentin Kora Kutschbach auf Nachfrage mit. Lediglich die Werbung sei zum Teil nicht ordnungsgemäß angebracht worden. Eine Genehmigung für die Ausstellung durch das Ordnungsamt sei aber nicht erforderlich.
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