Die Frankfurter Waldorfschule begeht im kommenden Jahr ihr 30. Jubiläum. Gefeiert wird aber schon jetzt ein größerer Geburtstag, und zwar weltweit. Denn gegründet wurde die allererste Waldorfschule vor 100 Jahren.
Rentiere vor einem Sonnenuntergang malt die 11-jährige Aurelia. Denn ihre Karte geht nach Norwegen. "Da gibt es Rentiere", weiß die Fünftklässlerin, die schon einmal in dem Land war. Im Zuge des Waldorf-Jubiläums – vor 100 Jahren wurde die erste Schule in Stuttgart gegründet – gestalten Schüler der über 1000 Waldorfschulen weltweit Postkarten und verschicken sie. Aurelias Klassenkamerad Luca hat auf seine Karte eine Deutschlandfahne gemalt, die nach Großbritannien geschickt werden soll. Die Klasse von Lydia Nülken gestaltet gerade die letzten Postkarten, seit September sind die Frankfurter Schüler damit beschäftigt. Fast 1200 Karten werden erwartet. Anne Rudolph von der Waldorf-Öffentlichkeitsarbeit klebt sie nach und nach im Flur der Schule auf eine große Weltkarte.
Besuch bekam die Schule in diesem Monat bereits vom Oberstufenorchester aus Eckernförde. Das nächste Highlight im Waldorf-100-Jahr steht schon kommenden Monat an: Zusammen mit einer angehenden Bienenpädagogin werden die Schüler damit beginnen, Bienen zu halten. Allerdings nicht zum Imkern, sondern um ihnen einen wesensgemäßen Lebensraum zu bieten und Bienenweiden zu pflanzen. Das habe mit Nachhaltigkeit, Umweltschutz und der Stärkung des ökologischen Bewusstseins zu tun, erklärt Anne Rudolph. "Man sagt ja immer, wenn es den Bienen gut geht, geht es uns Menschen auch gut", erklärt sie. Auch zum Thema Gemeinschaft könnten die Schüler dadurch etwas lernen.
Am 15. Juni stellt sich die Schule allen Interessierten vor. Es wird Kreatives und Denkspiele zum Mitmachen geben, Experimente für verschiedene Altersgruppen, die Band Self Control wird spielen. Auch beim "Lauf um die Welt" beteiligt sich die Freie Waldorfschule Frankfurt. In Berlin wird im September das letzte Mal der Staffelstab dieses Laufs von Waldorfschule zu Waldorfschule übergeben. Die Frankfurter Schüler wollen einen Teil dieser letzten Etappe zu Fuß, mit dem Rad und eventuell auch ein Stück mit dem Zug zurücklegen.
"Emsig am Proben", wie Anne Rudolph erzählt, sind diejenigen Frankfurter Zehnt- und Elftklässler, die im September an einer Eurythmieaufführung in Berlin teilnehmen. Im selben Monat findet ebenfalls in der Hauptstadt die Jubiläumsfeier des Bundes der Freien Waldorfschulen statt. Drei Frankfurter Schüler werden daran teilnehmen und auf Viola, Cello und Violine im "Projekt-Orchester Waldorf 100" mitspielen.
Ab Juni stellt sich die Schule mit einer Ausstellung im Rathaus vor. Auch Frankfurter Eltern organisieren im Jubiläumsjahr eigene Aktionen. Sie haben vor, in Familie mit dem Rad zur Cottbuser Waldorfschule zu fahren. Gelebtes Zusammenkommen also.