Im März dieses Jahres sind die beiden Weißrüssel-Nasenbären, ein Männchen und ein Weibchen, im Wildpark in Frankfurt (Oder) angekommen. Sie bezogen ein eigens für sie neu gebautes Gehege auf dem weitläufigen Gelände am Frankfurter Stadtforst. Um die Tiere langsam an die Besucher zu gewöhnen, wurden sie nicht gleich ins Freigehege gelassen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten sie eine Beziehung zu den Tierpflegern und zeigten sich zutraulich.
Bald darauf entdeckte Teamleiter Nico Pietack, dass sich das Gesäuge des Weibchens etwas vergrößert hatte. Und am Morgen des 25. Mai hörte er ungewöhnliche Geräusche in einer der drei Wurfboxen, die schon in weiser Voraussicht im Nasenbärengebäude mit eingebaut worden waren. Und doch hatte Pietack nicht damit gerechnet, dass ihn so kurz nach der Ankunft der Tiere sechs kleine Knopfaugen anschauen würden. „Das war wirklich eine Überraschung“, so der gelernte Tierpfleger über den Nachwuchs im Gehege.
Wildpark in Frankfurt (Oder) stellte sich auf die Belange des Nachwuchses ein
Nun galt es, zunächst Vorsicht walten zu lassen. Pietack übernahm ab sofort alleine die Fütterung der Nasenbärenfamilie. Denn die Mutter neigte dazu, ihre drei Jungen zu verteidigen und dafür auch die Tierpfleger anzugreifen, wenn sie Gefahr vermutete. „Außerdem wussten wir nicht, wie die Mutter ihren Nachwuchs annimmt“, so Pietack. Gerade wenn die Nasenbären das erst Mal Junge bekommen, könne es sein, dass sie diese anfangs abstoßen.
Aber im Wildpark ging alles gut. Sie sei eine sehr liebevolle Mutter und selbst der mutmaßliche Vater habe sich anfangs liebevoll um den Nachwuchs gekümmert, berichtet Nico Pietack. Das männliche Tier habe sogar gelegentlich mit den Kleinen zusammen in der Wurfbox gelegen. Eigentlich sehr ungewöhnlich, weil Frauchen und Männchen bei den Weißrüssel-Nasenbären sich nur zur Paarungszeit näher kommen und ansonsten ihre eigenen Wege gehen. Männchen werden nach der Geburt der Jungen sogar oft durch aggressives Verhalten der Weibchen aus der Gruppe ausgeschlossen.
Laut Pietack musste nach der Geburt dennoch das Haus umgebaut werden, um Männchen und Weibchen mit den Kleinen räumlich zu trennen. So konnte das Männchen dann alleine ins Außengehege gehen.
Die Kleinen hätten mit ihrer Neugier, die Welt zu entdecken, durch den Maschendrahtzaun gepasst und so entwischen können. Mittlerweile können sie zumindest in die Voliere, wo sie hin und wieder auch für die Besucher zu sehen sind.
Die Zukunft der Nasenbär-Babys in Frankfurt (Oder)
Die Geschlechter der drei Kleinen sind noch nicht bekannt. „Wir wollten ihnen den Stress ersparen, zweimal eingefangen zu werden“, so der Tierexperte des Wildparks. Schließlich passiert ihnen das in etwa zwei Wochen ohnehin, weil sie vom Tierarzt gechippt und geimpft werden müssen. Danach dürfen sie ebenfalls raus ins Freigehege. Bis die jungen Tiere geschlechtsreif sind, können sie im Wildpark bleiben. „Das dauert in etwa bis zu zwei Jahre“, weiß Nico Pietack.
Danach heißt es wohl Abschied nehmen. So soll zukünftig Inzucht vermieden werden. Denn bisher ist nicht bekannt, ob das Männchen wirklich der Vater ist, oder ob die Paarung nicht vorher auf der Reise oder der Quarantäne mit einem anderen Tier vonstattenging. Bis zum möglichen Abschied dauert es aber zum Glück noch, denn schon jetzt hat die ganze Nasenbärenfamilie die Herzen der Wildpark-Mannschaft im Sturm erobert.
Torsten etwa ist einer dieser Beschäftigten und bereitet jeden Morgen das Frühstück für die Tiere vor. Apfelstücken werden dafür geschnitten, aber auch Bananen und etwas Hundefutter gibt es. Ein Teil des Futters versteckt er im Freigelände für das Männchen, damit das Raubtier etwas zum Suchen hat. Der Kleinbär ist nach Nico Pietacks Beobachtungen normalerweise am Vormittag draußen, hält dann einen ausgedehnten Mittagsschlaf im Haus und kommt abends erneut heraus. Mehr Trubel gibt es dann ab Ende August, wenn alle Tiere in das große Außengehege dürfen.