Ob auf der Tesla-Baustelle in Freienbrink pünktlich die Rammen angeschaltet werden, können einige Einwohner von Erkner und Grünheide von zu Hause aus kontrollieren. Je nachdem, woher der Wind weht, ist das Wummern bis zu ihnen zu hören. Doch der Lärm hält sich in Grenzen. "Bei mir im Fachamt hat sich noch niemand beschwert", sagt Nico Bauermeister, Ordnungsamtsleiter von Grünheide. Auch Joachim Schröder, Amtsdirektor von Spreenhagen, ist noch keine Klage zu Ohren gekommen. Und Karin Prill (71), die in einem Wohnblock in Freienbrink lebt, sagt sogar: "Da hört man gar nichts." Ihre Nachbarin Monika Matuschke (66) bestätigt das: "Die Kühlanlagen von Edeka höre ich mehr, wenn es richtig heiß ist, aber das stört mich auch nicht mehr."
Stationen messen den Lärm
Telsa hat am 17. August eine vorläufige Genehmigung für den Rohbau von Gießerei und Presswerk erhalten. Ursprünglich sollten beide Gebäude auf Pfählen gegründet werden. Dagegen gab es Proteste von Bürgern und Umweltschützern. Tesla will nun nur noch das Presswerk auf 558 Pfählen aus Spezialbeton errichten. Die werden seit einer Woche in den Boden gerammt. Die beiden Pfahlrammen dürfen aus Lärmschutzgründen werktags (Montag bis Sonnabend) von 7 bis 20 Uhr arbeiten. So sieht es die vorläufige Genehmigung vor. Der Baustellenbetrieb ist ansonsten von 6 und 22 Uhr erlaubt. Sonntags wird nicht gearbeitet.
Tesla muss beim Rammen Grenzwerte für die Lärmbelastung einhalten, die für einzelne Mess-Orte festgelegt sind. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Stationen zur Lärmmessung installiert, die den Schall über 24 Stunden am Tag registrieren. Ein Sachverständiger, den Tesla bezahlt, hat die Lärmbelastung zu dokumentieren und dem Landesamt für Umwelt wöchentlich vorzulegen. Bei Überschreitungen ist das Unternehmen in der Pflicht, die Arbeiten entsprechend anzupassen. Gelingt das nicht, droht schlimmstenfalls ein Abbruch der Arbeiten.
Was Erschütterungen durch die Rammungen angeht, sind Messungen zu Beginn der Arbeiten vorgeschrieben. Das nächstgelegene Gebäude, das davon beeinträchtigt werden könnte, ist einen Kilometer entfernt. Vorgeschrieben ist außerdem, dass ein Baubegleiter die Auflagen zum Gewässerschutz kontrolliert. Dazu zählt unter anderem das Betanken der Maschinen und Fahrzeuge.
Weil die endgültige Genehmigung für das Bauvorhaben aussteht, baut Tesla auf eigenes Risiko. Das Unternehmen hat je nach Baufortschritt eine Erlaubnis für einen vorzeitigen Maßnahmebeginn beim Landesamt für Umwelt beantragt. Die jetzt erteilte Genehmigung ist die fünfte. Erstmals musste Tesla dafür eine sogenannte Patronatserklärung vorlegen. Das US-Mutterunternehmen verpflichtet sich dabei, der deutschen Tochter die Mittel für einen Rückbau und eine Beseitigung von Schäden zur Verfügung zu stellen, falls die endgültige Genehmigung für die Gigafactory nicht erteilt wird. Eine solche Patronatserklärung wurde vom Land bisher nicht verlangt, weil der Wert des Grundstückes als Sicherheit als ausreichend angesehen wurde. Mit dem Fortschritt der Arbeiten sei nun eine Größenordnung erreicht, die mit dem Grundstückswert nicht mehr abgedeckt sei, erläuterte es eine Referentin des Umweltministeriums auf Nachfrage von Abgeordneten vor dem Wirtschaftsausschuss des Landtages.
Bürger können noch bis 3. September Einwendungen gegen das Vorhaben vorbringen. Bis Mitte August sind 387 Einwände gegen die Gigafactory beim Landesumweltamt eingegangen. Mitte September soll es eine öffentliche Erörterung in Erkner geben. Das Umweltamt prüft, wie und ob die Corona-Vorschriften in der Stadthalle in Erkner eingehalten werden können.
Stört Sie der Baulärm?
Udo Feige (75) aus Erkner: "Mehr als die Geräusche stört mich, dass Tesla mit vorläufiger Genehmigung viele Fakten schaffen darf. Ich habe das Gefühl, dass die tricksen und ihre genauen Pläne erst nach und nach offenlegen. Zudem ist mein Eindruck, dass die Wasserproblematik bisher nur oberflächlich betrachtet wurde."
Harald Voigt (59) aus Erkner: "Wir wohnen am Rathauspark und hören diese Baugeräusche nicht. Uns stört anderer Lärm. Ich denke, das Tesla-Werk mit neuen Arbeitsplätzen ist eine große Chance für die Region. Allerdings hoffe ich auch, dass sie das mit dem Wasserverbrauch in den Griff kriegen." Fotos (2): ahe
Antje Griep (48) aus Fangschleuse: "Das Rammen hört man schon. Morgens, um 7 Uhr, geht es los. Das hört sich an wie ein Indianerstamm, der ewig trommelt. Mich stört es aber nicht, der Fluglärm ist schlimmer. Ich finde gut, dass Tesla Arbeitsplätze schafft. Vielleicht bewerbe ich mich auch dort."