Kaum zu glauben, was im Helios Klinikum in Bad Saarow alles in Gläsern konserviert ist: Zum Beispiel eine 14 Kilogramm schwere Geschwulst. Sie quälte einst eine Frau, an deren Eierstock sie sich gebildet hatte. Sektionsassistent Marcel Zeine zeigt das ovale Gebilde. Bereits im Jahr 1999 wurde es einer 66-Jährigen entfernt. Danach lebte die Frau weiter – und war erheblich leichter.
Verkalkte Schlagadern, tuberkulöse Lungen, Nierengeschwülste, gutartige und bösartige Tumore, getrocknete Gallensteine, kindliche Fehlbildungen – all das wird im Helios Klinikum Bad Saarow in der pathologisch-anatomischen Sammlung aufbewahrt.
Chefarzt Prof. Dr. Stefan Koch und seine Mitarbeiter erwarten Gäste
Am Freitag (12. Mai), anlässlich der Langen Nacht der Museen, öffnen sich nach drei Corona-Jahren wieder die Türen für eine interessierte Öffentlichkeit. Hier erwarten Prof. Dr. Stefan Koch, Chefarzt des Instituts für Pathologie, und seine Mitarbeiter Dagmar Januschkewitz und Marcel Zeine die Besucher, um sie durch die drei Räume des Gewölbekellers zu führen, in dem rund 900 Dauerpräparate hinter Glas aufbewahrt werden. Vor allem für medizinische Zwecke.
„Das hier ist kein Panoptikum und kein Gruselkabinett“, stellt der Pathologier-Professor klar. „Das ist vor allem Anschauungsmaterial für meine Medizinstudenten.“ Fast zu jedem Präparat kann Stefan Koch eine Geschichte erzählen, einige Organe kann er Patienten zuordnen, die er persönlich kannte.
„Ja, hinter jedem Präparat steht ein menschliches Schicksal, anonymisiert natürlich.“ Wie die vorwiegend aus Verstorbenen entnommenen Organe dauerhaft „haltbar“ gemacht werden, damit kennt sich Dagmar Januschkewitz aus. Sie hat in der DDR medizinisch-morphologische Präparationstechnik studiert und arbeitete seit 1978 und bis zu ihrer Rente in der Pathologie, kommt heute nur noch stundenweise. Viele der hier ausgestellten Organe hat sie selbst präpariert.
Präparate stecken in Lösung aus Glycerin, Salz und Wasser
„Die Leute denken meistens, die liegen in Spiritus. Das stimmt nicht“, klärt sie auf. „Die Organe werden fixiert und in einer Lösung aus Glycerin, Salz und Wasser aufbewahrt.“ Das ist jedoch nur eine von mehreren möglichen Präparationsmethoden, wie zum Beispiel die Plastination, die Gunther von Hagens in seinen „Körper-Welten“ anwendet.
Überwiegend stammen die Ausstellungsstücke aus den 1950er und 1960er Jahren. Den Ursprung legte damals Gunter Radestock (1925-1968), dessen Präparate seinerzeit aus dem Krankenhaus Eisenhüttenstadt nach Bad Saarow gebracht worden sind. Radestock gehörte zu den Pionieren der Präparationstechnik in Deutschland, erinnert Prof. Koch. „Wir konnten auch schon Angehörige von ihm in unserer Sammlung begrüßen.“
Die kann auch als Lehrstück für gesunde Lebensweise herhalten. Regelrecht abschreckend wirken die völlig verkalkten Bauch- und Brustschlagadern, die wie bizarre Knochen aussehen. Verkalkungen entstehen zum Beispiel durch Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht. „Deshalb ist Vorsorge so wichtig“, sagt Prof. Koch. „Atherosklerose kann bei Ultraschalluntersuchungen erkannt werden.“
Verstorbenen Patienten werden Organe für Diagnose entnommen
Eines der kleinsten Präparate, das in der Sammlung zu sehen ist, dürfte das winzige Gehörknöchelchen aus dem Mittelohr sein, das größte die etwa 14 Kilogramm schwere Eierstockgeschwulst. „Die Patientin musste sich nach der Entfernung der riesigen Geschwulst neue Sachen kaufen“, sagt Koch. Beeindruckt von dieser krankhaften, ovalförmigen Gewebewucherung ist auch heute noch Marcel Zeine, obwohl er als Sektionsassistent einiges gewöhnt ist.
Er hat die Aufgabe, verstorbenen Patienten Organe für eine Diagnose zu entnehmen. Denn auch nach dem Tod sind mitunter Fragen zu klären wie: Woran genau ist der Patient gestorben? Oder: Was hat die verordnete Therapie gebracht? Nach der medizinischen Begutachtung des Organs setzt er es wieder in den Körper des Toten ein. Präpariert werden Organe heute nur noch äußerst selten.
Milz mit Projektil hat Seltenheitswert
Absoluten Seltenheitswert in der Sammlung dürfte das Flüssigkeitspräparat einer Milz sein, in der ein Projektil steckt. Das Organ stammt von einem 73-Jährigen, der 1958 verstorben ist. „Er muss also im Ersten Weltkrieg gewesen sein“, schätzt Koch. „Und hat noch lange mit seinem Steckschuss gelebt.“
Lange Nacht der Museen 12. Mai, 17 bis 23 Uhr
Fürstenwalde
- Oldtimerclub „Die Legende“, Am Bahndamm 1: Der Verein hat Eigenbauten aus DDR-Zeiten zusammengetragen, die den privaten Arbeitsalltag unterstützten. Der durch die Mangelwirtschaft hervorgerufenen Erfinder- und Improvisationsgeist wird demonstriert.
- Museum Fürstenwalde, Domplatz 7: Seit nachweislich 738 Jahren sind der größte Schatz der Stadt die ihr eigenen drei großen Waldgebiete: Beerenbusch, Kleine und Große Heide. Dieser Waldbesitz sicherte über Jahrhunderte einen gewissen Reichtum und macht Fürstenwalde zu einem der größten kommunalen Waldeigentümern Deutschlands. Also Zeit, diesem Bereich eine Ausstellung zu widmen. Diese wird zur Langen Nacht eröffnet. Auf dem Hof gibt es Getränke und Imbiss und es wird traditionell Klemmkuchen gebacken.
- Brauereimuseum Mord/Bosse, Mühlenstraße 17 (Eingang Schlossstraße): Im Keller tauchen die Gäste ein in die Geschichte des Hauses Mord und können die Gerätschaften, mit denen produziert wurde, besichtigen. In einem Nebengebäude wird bei einer Vorführung die Entwicklung vom ersten Rundfunkempfänger bis zur Wendezeit gezeigt. Die Alters- und Ehrenabteilung der Feuerwehr bietet einen Blick in den Traditionsraum. Der Polsterer ist vor Ort und zeigt sein Können. Im Biergarten kann der Abend gemütlich verschiedenen Getränken und Deftigem vom Grill ausklingen. Das Allzeit Duo begleitet musikalisch.
- Im Brauereimuseum Ratskeller, Am Markt 1: Hier wird’s japanisch. Anlass ist der Beginn der japanischen Bierbrautradition vor genau 150 Jahren Fürstenwalde! Am 7. März 1873 begann Nakagawa Seibei als erster Japaner das Bierbrauen zu erlernen, in der Tivoli-Brauerei Fürstenwalde. Um 17 Uhr wird das Brauereimuseum mit japanischem Ehrengast einen Festakt begehen.
- Kunstgalerie Altes Rathaus: Letzter Tag der Ausstellung von Ilka Raupach unter dem Titel „Jardim“.
- Dom St. Marien: Das Wahrzeichen Fürstenwaldes ist auch das älteste Gebäude und somit ein spannender Geschichtenerzähler.
Reichenwalde
Das Schloss in Reichenwalde in der Dahmsdorfer Straße wird in Vorbereitung des 100 Jahr-Jubiläums der Einrichtung „Hoffnungstaler Stiftung Lobetal“ erste Einblicke in die zukünftige Ausstellung geben.
Streitberg
Kulturbrennerei, Streitberger Siedlung 49: Ab 15 Uhr Schaubrennen mit Erläuterung und Verkostung. Knollen aus dem Kartoffeldämpfer mit Leinöl, Quark, Speckstippe.
Rauen
Altes Wasserwerk, Chausseestraße 43a: Gebaut wurde es in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und ist seit dem 1. April 2023, nach drei Jahren Sanierung, nun das Heimatmuseum „Rauensche Zieten Museum“ von Rauen.
Storkow
Burg Storkow, Schlossstraße 6: „Sagenhaftes Storkow“ - Verstecke auf der Burg, verschwundene Dörfer, Geschichtsveränderung, Kriminalgeschichten und der Storkower See sind das „Zeug“ aus dem Sagen, Geschichten und Anekdoten gemacht werden. Immer zur vollen Stunde weiß Gästeführer Lutz Werner zu berichten, was sich in Storkow und Umgebung zugetragen haben soll. Das Burg-Café ist geöffnet und hat eine Suppe und Pommes im Angebot.