Achim Mentzel könnte bald nicht mehr das Promi-Monopol auf seinen Nachnamen haben. Gesellschaft soll er von einem Fürstenwalder bekommen, dessen Geburtstag sich 2022 zum 400. Mal jährt. Zwischen den Metiers der zwei Namensvetter liegen allerdings Welten.
Christian Mentzel war Arzt, Botaniker und China-Wissenschaftler, doch ist er über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten. 1622 in Fürstenwalde geboren, studierte er in Frankfurt (Oder) Medizin. Laut einem Wikipedia-Eintrag stieg er 1658 zum Leibarzt und Rat des Kurfürsten Friedrich Wilhelm auf. Zudem betrieb er Pflanzenforschung und gab das erste chinesische Zeichenlexikon in Europa heraus.

Fürstenwaldes vergessener Sohn

Am Donnerstag Vormittag hat sich im Stadtmuseum Fürstenwalde zum ersten Mal die Arbeitsgruppe getroffen, die Christian Mentzel ins kollektive Gedächtnis zurückholen möchte. „Seine Heimat hat den Bezug zu ihm verloren“, bilanziert Guido Strohfeldt vom Stadtmuseum Fürstenwalde, das einen originalen Kupferstich von Christian Mentzel verwahrt. Mit ihm an der Kaffeetafel sitzen die Wissenschaftler Brigitte Nixdorf von der Technischen Universität Cottbus, der Mediziner Stefan Koch, Astrid Böger von der Universität Hamburg sowie der Wissenschaftler und Buchautor Wolf D. Hartmann aus Bad Saarow.
Letztgenannter zeigt stolz eine Packung Magentee aus Peru. Diesen hat er sich extra in der Apotheke bestellt, da er auf der Heilpflanze Mentzelia cordifolia basiert – benannt nach ihrem vergessenen Entdecker aus Fürstenwalde.

Träume vom Mentzel-Jahr 2022

Die Pläne der Mentzel-Arbeitsgruppe lassen sich in zwei Etappen umreißen: Den Wissenschaftler aus der Frühen Neuzeit wieder bekannt machen, um ihn anschließend zu feiern. Am besten mit einem Mentzel-Jahr 2022, wie schon Fontane 2019 zu seinem 200. Geburtstag gewürdigt wurde. Auch ein Denkmal von Christian Mentzel würde Fürstenwalde gut stehen, findet Wolf D. Hartmann. Und das ungenutzte Jagdschloss könnte eine Christian Mentzel-Akademie vertragen.
Den Stein ins Rollen bringen soll eine Kurzbiographie über Christian Mentzel, deren Erscheinung noch in diesem Jahr geplant ist. Mit anschließenden Forschungs- und Förderprojekte will die Taskforce weiter Errungenschaften des Mediziners publik machen, den Brigitte Nixdorf als Vorläufer des berühmten Naturforschers Carl von Linné bezeichnet.