Der Schweiz hat sie enttäuscht nach nur drei Jahren den Rücken gekehrt, ihrer neuen Wahlheimat Zehdenick möchte Christina Strauchmann trotz aller Widrigkeiten treu bleiben. Warum das Zusammenleben mit den Schweizern nicht funktioniert hat, wo die gebürtige Zossenerin im Kanton Uri 2011 eine Karriere als Hüttenwirtin gestartet hatte, beschrieb sie 2014 in ihrem Erstlingswerk „Zäma Lämä – Zusammen leben“. Ihre Erfahrungen haben ihr zeigt, dass sie dort nicht hingehört.

Frust über das Leben in der Schweiz

Lebendig lässt sie die Leser teilhaben an ihrem Frust in der Schweiz. Die Resonanz auf ihr Erstlingswerk fiel überwiegend positiv aus. „Ich schreibe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist“, sagt die 54-Jährige, die 2014 mit ihrem Mann die Zehdenicker Traditionsgaststätte „Haus Vaterland“ übernahm. Das Restaurant ist zwar schon seit einigen Jahren wegen Personalmangels geschlossen, am Pensionsbetrieb des in „Neues Vaterland“ umbenannten Hauses hält sie bis heute fest.

Neuanfang in Zehdenick

Noch einen Neuanfang zu wagen, das kommt für die gebürtige Brandenburgerin, die 1989 über Ungarn in den Westen geflohen war, um sich mit ihrer Familie im westfälischen Herten eine neue Existenz aufzubauen, nicht mehr in Frage. In der Havelstadt möchten sie und ihr Mann alt werden. „ICH bin immer noch ICH“, lautet der Titel ihres neuesten Werkes. Im Mittelpunkt steht eine selbstbewusste Frau, die anderen gern mal die Meinung geigt und durch ihre Direktheit auch aneckt.

Leser verlangten nach einer Fortsetzung

Nach dem Erfolg des ersten Buches kam der Wunsch nach einer Fortsetzung auf, schließlich hatte sich ihr Leben weiterentwickelt. Und die vielen positiven Kommentare über ihr Schweizer Buch waren Motivation genug, an den Erfolg anzuknüpfen. Doch eigentlich war nie Zeit zum Schreiben, seitdem sie die Pension in Zehdenick übernommen hatte. Deshalb dauerte es auch dreieinhalb Jahre, um ihre Gedanken zu Papier zu bringen. „Zwischen Tür und Angel“ schrieb sie Kapitel für Kapitel, eine Art Tagebuch. „Die Leute, die mein erstes Buch gelesen haben, wollten wissen, wie es weitergeht“, begründet Christina Strauchmann, wieso es eine Art Fortsetzung gibt. Nur so richtig zufrieden ist sie mit ihrem zweiten Buch nicht.

Eine Abrechnung mit Uslars „Deutschboden“

Ihre Erfahrungen mit Jobsuchenden hat sie ihrem neuen Buch ebenso verarbeitet wie Alltägliches. Auch holt sie zu einer Abrechnung mit Moritz von Uslars „Deutschboden“ aus. Das Buch des Berliner Journalisten zeichne ihrer Meinung nach ein völlig falsches Bild von Zehdenick. „Hätte ich dieses Buch vorher gelesen, ich wäre nie nach Zehdenick gekommen“, sagt Christina Strauchmann. Doch mit „Deutschboden“ sei sie in den vergangenen Jahren immer wieder konfrontiert worden, zumal der Autor 2009 für einige Nächte im „Haus Vaterland“ abgestiegen war und sich negativ über seine Gastgeber und ihre Pension ausgelassen hatte.

Hobbyschreiberin mit Selbst-Lektorat

Christina Strauchmann bezeichnet sich selbst als Hobbyschreiberin. Das Lektorat für ihr im Selbstverlag veröffentlichtes Buch übernahm sie selbst, auch das Cover gestaltete sie in Heimarbeit. Fehler möge man ihr verzeihen, schreibt sie im Vorwort. Unabhängig, wie die Reaktion auf ihr neues Buch auffallen wird, arbeitet sie bereits an ihrem dritten literarischen Projekt: Dann soll es um ihre in alle Himmelsrichtungen verstreuten Schulkameraden gehen, mit denen sie über WhatsApp Kontakt hält. Einige schicken ihr Sprachnachrichten, die sie dann zu Papier bringt.
Ihr neuestes Buch „ICH bin immer noch ICH“ (188 Seiten) kann über viele der gängigen Online-Buchhändler für 12,90 Euro bestellt werden, aber auch über den stationären Buchhandel unter der Angabe der ISBN-10-Nummer 940361384X.