Neue Heimat im Spreewald
Dass nicht alles mit nach Berlin mitgenommen werden konnte, war schon vorher klar. Insbesondere für die vielen Tiere – Schweine, Esel und Hund – musste ein neues Zuhause gefunden werden. Zunächst schien es so, als würden die neuen Eigentümer die Tiere übernehmen wollen. "Am meisten hat sich die chinesische Delegation über unsere Tiere gefreut, besonders über meine Eselin mit ihrem weichen Maul. Gerne wollten sie die Tiere auch übernehmen. Aber als ich dann dem Verwalter Lan Xi gezeigt habe, was man für die Viecher so alles machen muss, wie zum Beispiel füttern und die Hinterlassenschaften einsammeln – hat er als erstes gefragt, wie lange die Tiere denn noch leben. Es wurde mir etwas mulmig und so habe ich lieber schnell nach einem neuen Besitzer gesucht", berichtet Hannelore Mühlenhaupt in ihrem neueste Rundschreiben an die Fans des Mühlenhaupt-Museums. Die Eselin Donna Joana vergnüge sich nun im Spreewald, das Schwein Lillifee sei bei Ecki in Bergsdorf untergebracht. Nur Hund Othello durfte mt Frauchen nach Berlin umziehen. "Er hat sich hier erstaunlich sehr schnell eingelebt. Endlich kann er mit den Mädels spielen. Die Bergsdorfer bewachen ihre Hündinnen ja besser als die Taliban ihre Frauen und so konnte der arme Othello bei den Weibern nie zum Zuge kommen", schreibt sie. Aber im Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg gebe es jetzt jeden Morgen junge Gespielinnen, "mit denen er flirten kann und spielen kann". Und obwohl er schon ein ganz alter Herr sei, nach Menschenjahren so zwischen 80 und 90, "ist er nochmal so richtig aufgeblüht".
Othello begleitet Hannelore Mühlenhaupt beim morgendlichen Bergsteigen auf den Kreuzberg und beim Brötchenholen für die Mitarbeiter. Zu ihnen zählen noch immer die künstlerische Leiterin Christina Schulz und zeitweise Eckhard "Ecki" Schulz, langjährige rechte Hand der Mühlenhaupts.
Derweil haben die chinesischen Eigentümer des Vierseitenhofs in Bergsdorf mit der deutschen Bürokratie zu kämpfen. Nach der Finissage mit Arbeiten von Kurt Mühlenhaupt im Herbst vergangenen Jahres wollten die Chinesen gleich loslegen, im Haus umbauen und schon gleich junge Künstler nach Bergsdorf holen.
Bürokratische Hürden
"Aber ich glaube, zunächst müssen sie sich erst einmal durch die deutsche Bürokratie kämpfen. Also, dass man bei uns für jeden Pups einen amtlichen Schein benötigt, daran müssen sich die chinesischen Investoren erst einmal gewöhnen.In der Zeit, die man braucht, hier eine Baugenehmigung zu bekommen, baut man in China einen Flughafen", so Hannelore Mühlenhaupt. Und so ganz weg ist die 71-Jährige Witwe nicht aus Bergsdorf. Denn den ehemaligen Schafstall, Kurts Archiv, habe sie nicht an die Chinesen verkauft, verriet sie jetzt einer Berliner Zeitung. Warum sie nicht alle Werke nach Kreuzberg geholt habe? "Der Platz hier ist zu wertvoll, um nur Bilder zu lagern" und meint damit die länglichen Stallgebäude in der Fidicinstraße 40, wo früher die Pferde der Schultheiss-Brauerei untergebracht worden. Der Ort trägt jetzt den Namen "Mühlenhaupt Höfe": Kurt Mühlenhaupt, der am 19. Januar 99 Jahre alt geworden wäre – und seine Frau Hannelore erwarben das heruntergekommene Grundstück kurz vor der Wende. In zwei Räumen auf etwa 150 Quadratmetern hängen einige von Kurt Mühlenhaupts Bildern. Eigentlich sollten die fertig hergerichteten Höfe schon kurz nach der Wende der Lebensmittelpunkt der Mühlenhaupts werden, doch es kam anders. Sie kauften den Hof in Bergsdorf.
Museum ab März geöffnet
Auch wenn schon jetzt in der Fidicinstraße 40 in Berlin-Kreuzberg, dem neuen Sitz des Mühlenhaupt-Museums in Berlin, die ersten Veranstaltungen stattgefunden haben, das Museum eröffnet erst im März.
Geöffnet ist es dann immer freitags und sonnabends von 15 bis 19 Uhr, zu den jeweiligen Veranstaltungen oder nach vorheriger Vereinbarung unter [email protected]. red