Der Berliner Verein „Schlaglicht“ und die Libertasschule in Löwenberg sind sozusagen alte Bekannte. Schon seit Jahren gibt es eine Kooperation mit der Bildungseinrichtung und der offenen Jugendarbeit im Löwenberger Land, in der politische, historische und kulturelle Themen bearbeitet werden. Aktuell geht es unter dem Motto „Keine Schule, kein Haustier, kein...“ um den Alltag jüdischer Kinder im Nationalsozialismus. Wie war das damals eigentlich? Das haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5c erforscht und daraus sowohl Schautafeln als auch kleine Animationsfilme angefertigt.

Freitag wurden die Projektarbeiten vorgestellt

Am Freitag präsentierten die Jugendlichen ihre Arbeiten auf dem Geländes des Jugendclubs ihren Mitschülern, Lehrern, den Jugendclubmitarbeitern, Kommunalpolitikern als auch ihren Eltern.
Als Fazit fassen Romy, Helene, Emily und Luis zusammen: „Wir hatten Spaß, haben viel unternommen und gelernt, über das Leben der Juden früher in Deutschland, über ihre Angst und Verfolgung und den Zweiten Weltkrieg. Spannend war der Ausflug nach Grüneberg, wo wir uns den Bahnhof, das ehemalige Konzentrationslager und die Gedenkstätte angesehen haben. Dann haben wir viel über Ruth Dangoor gelesen und daraus sogar einen Film gemacht.“

Unterschiedliche Herangehensweisen

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wichtig war ihnen zu zeigen, dass Ruth in der Schule eigentlich im Theaterstück „Peterchens Mondfarhr“ mitmachen sollte. Doch sie durfte nicht, weil sie Jüdin war. „So war das damals, und das war wirklich gemein.“
Eine andere Kindergruppe, die sich ebenfalls Ruth Dangoor als Figur ihrer Films ausgesucht hat, stellt dagegen die Familie in den Fokus. Ruth konnte Deutschland noch verlassen, ein Teil der Familie nicht. Sie kamen ins Lager, manche wurden getötet.

Der Verein will Interesse wecken

Eine Biografie und zwei Schwerpunkte, für Johannes Kreye, der bei Schlaglicht als freiberuflicher Bildungsreferent arbeitet, ist das kein Problem. „Wir wollen mit unserer Arbeit Anstöße gebe, dass sich die Kinder auch mit diesem Teil der deutschen Geschichte beschäftigen. Wir wollen keine Erinnerungskultur vorgeben, wir wollen Interesse wecken, auch die Geschichte und das, was passiert ist, zu hinterfragen.“
Neu ist das Projekt nicht, immer wieder interessant aber doch, weil sich die Jugendlichen auf ihre ganz eigene Art mit den Geschehnissen im Nationalsozialismus auseinandersetzen. Wie hätte das mir wohl gefallen oder eben nicht gefallen, wenn ich als Jude einen Stern an der Kleidung hätte tragen müssen? Wie ist das eigentlich, Jude zu sein und plötzlich nicht mehr zur Schule gehen zu dürfen? Habe ich dann auch keine Freunde mehr? Viele Fragen, auf die es nicht immer eine Antwort gibt, die aber neugierig machen. Das war der Ansatz, das haben die Organisatoren auch diesmal wieder geschafft.
Im Mai war das Projekt übrigens mit dem Franz-Bobzien-Preis 2020 durch die Stadt Oranienburg sowie die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen ausgezeichnet worden.