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Russland Ukraine Krieg
Große Hilfsbereitschaft in Oberhavel
Ob private Unterkünfte, Geld oder Sachspenden – Oberhavel hilft. Es gibt viele Beispiele. Löwenberg organisiert einen Transport Richtung Terespol. Die Falkenthaler Füchse laden zum Benefizspiel, die Musikschule zum Benefizkonzert ein. Teschendorfer setzen sich hinters Steuer von Hilfstransporten.
Die Hilfsbereitschaft ist riesig. Gefühlt engagiert sich ganz Oberhavel, um den Menschen in und aus der Ukraine zu helfen, sei es gezielt vor Ort oder mit Spenden. Beispiel Löwenberger Land: Allein 21 Privatunterkünfte haben Menschen aus allen Ortsteilen für Flüchtlinge aus der Ukraine angeboten. „Es ist unglaublich, was für eine Welle der Einsatzbereitschaft da ist“, freut sich und staunt Löwenbergs Bürgermeister Bernd-Christian Schneck. Seine Verwaltung hatte die Organisation und Koordinierung für Spenden und Unterkünfte im Löwenberger Land übernommen. Sein Appell: „Unterkünfte sind jetzt erst einmal da Wichtigste!“, wurde offenbar gehört.
Schneck geht da nach einem Dreistufenplan vor. Zuerst private Wohnungen finden und bei Bedarf vermitteln. Stufe 2: Unterbringung in Dorfgemeinschaftshäuser oder Wohnungen der Kirchengemeinde wie das Pfarrhaus in Grüneberg, das nach dem Abgang der Pfarrerin leer steht. Auch zwei kommunale Wohnungen, eine in Löwenberg und eine in Grüneberg werden umgehend für Geflüchtete hergerichtet, um sie anbieten zu können. Dritte Stufe: Vereinsgebäude in kommunaler Hand werden genutzt. Dafür wird gerade seitens der Ortsvorsteher mit den Vereinen gesprochen. Letzte Stufe, „die hoffentlich nicht eintrifft“, so Schneck, ist die Unterbringung von geflüchteten Menschen aus dem Kriegsgebiet in Turnhallen.
„Der Zusammenhalt von Privatpersonen, der Gemeinde und der Kirche ist immens“, sagt Schneck, „die Spendenbereitschaft ist der Wahnsinn“. Auf vielfachen Wunsch der Menschen aus dem Löwenberger Land hat die Gemeinde nunmehr ein eigenes Spendenkonto eingerichtet. „Sie wollen, dass das Geld nachvollziehbar eingesetzt wird“, sagt Schneck. Das könne er garantieren, aber nicht jeden Einzelfall berücksichtigen, bittet er um Nachsicht. „Wir setzen das Geld da ein, wo es benötigt wird“, so Schneck. Am Sonnabend wird ein mit Spenden gefüllten Transporter, der von Matthias Ludwig zur Verfügung gestellt wird, sich in die Richtung Grenzstadt Terespol aufmachen. Dort gibt es Grenzübergänge nach Belarus. Ziel der Hilfe ist die rund 250 Kilometer ukrainische Stadt Luzk. Die Idee dazu stammt von Jolata und Christian Stramann aus Teschendorf. „Zuerst haben wir gedacht, wir spenden Geld, um den Menschen helfen“, sagt Jolata Stramann. Doch dann fielen ihnen die Kontakte nach Terespol, die die Gemeinde Löwenberger Land jahrelang hatte, ein. „Ich habe den Bürgermeister in Terespol angerufen. Ich weiß, dass sie gute Kontakte nach Luzk haben, und ich habe gefragt, wie können wir schnell und direkt helfen.“ So erhielt sie wenig später eine Liste mit zum Beispiel Schmerzmitteln, Taschenlampen, Matratzen und Schlafsäcken.
Hilfstransport geht Richtung Terespol
Am Sonnabend starten Jolata und Christian Stramann nach Polen, um die Hilfsgüter in den 900 Kilometer entfernten Grenzbereich zu bringen. Ein weiterer Hilfstransport Richtung Terespol wird gerade organisiert. Die Gemeinde Löwenberger Land hat dafür ihre Kontakte nach Nordrhein-Westfalen, Kreis Siegen-Wittgenstein, aktiviert. „Der Bürgermeister von Bad Laasphe war sofort bereit, uns zu unterstützen“, sagt Bernd-Christian Schneck. „Sie richten jetzt ein Spendenkonto für Terespol ein.“
Ganz unabhängig davon gibt es im Löwenberger Land in den einzelnen Ortsteilen viele private Spendensammler mit Kontakten in die Ukraine, die ebenfalls Hilfstransporte organisieren, sei es aus Nassenheide, Grüneberg oder Löwenberg. In Falkenthal organisiert zum Beispiel, die aus der Ukraine stammende Krystyna Liese einen Transport in die Ukraine. Wer sie unterstützen will, erreicht sie unter der Telefonnummer 0173 5464312. Auch die Falkenthaler Füchse wollen helfen. Mit einem Benefizspiel, das am Mittwoch, 9. März, um 18 Uhr auf dem Sportplatz angepfiffen wird, soll Geld gesammelt werden. Es spielen die C-Jugend der Falkenthaler Füchse gegen ein Integrationsteam aus Zehdenick. „Das Eintrittsgeld und Geld aus dem Speisen- und Getränkeverkauf werden gespendet“, sagt Vorstandschef Jan Reinsberg am Montag. Die Bereitschaft zur Ukraine-Hilfe in Falkenthal ist groß, sei es der Fußballverein, die Kirche, die Feuerwehr – alle sind dabei.
Konzert für die Ukraine in Oranienburg
Das trifft auf vielen Ebenen zu. So lädt die Kreismusikschule Oberhavel und das Oranienburger Oranienwerk am Sonnabend, 12. März, im Oranienwerk an der Kremmener Straße 43, zu einem Benefizkonzert ein. Beginn ist um 15 Uhr. Schüler (auch ehemalige), Lehrende, Bands, professionelle Musiker, weitere Musikschulen und alle Musikliebhaber sind aufgerufen, gemeinsam für den Frieden zu musizieren. „Auch wir haben Kolleginnen und Kollegen mit ukrainischen Wurzeln, die nun um ihre Liebsten bangen“, sagt Manfred Schmidt, Leiter der Musikschule.
Bereits am Montagmorgen ist ein Hilfsgütertransport des Landkreises Oberhavel nach Biala Podlaska aufgebrochen. Mit der Hilfe der AWU und der Oberhavel Holding werden 100 Betten und Matratzen, weitere 50 Isomatten und Schlafsäcke sowie Verbandsmaterial Richtung Ukraine gebracht.
Geflüchtete helfen Flüchtlingen
Eine ganz andere Art der Hilfe, gab es am Wochenende. In einem spontanen Arbeitseinsatz der Flüchtlingshilfeinitiative „Mühle United“ haben ehemals aus Syrien geflüchtete Menschen gemeinsam mit Einwohnern aus dem Mühlenbecker Land eine Unterkunft in Mühlenbeck für Flüchtlinge aus der Ukraine renoviert und Wohnungen in Zühlsdorf grundgereinigt. Darüber hinaus wurden die Küchen mit Lebensmitteln und weiteren notwendigen Alltagsdingen bestückt. „Seit Sonnabend sind Mitglieder der Initiative täglich am Berliner Hauptbahnhof und holen dort Kriegsvertriebene aus der Ukraine ab und bringt sie in zuvor organisierte private Unterkünfte“, teilte Sprecher Volker Agüeras-Gäng mit.