Ob Meerschweinchen, Ratten, Ponys, Hunde oder Katzen – auch bei Besitzern von Haustieren kann es eine Sammelsucht geben. Im August 2023 hat das Tierheim Oberhavel in Tornow (Fürstenberg) mit einem weiteren schlimmen Fall von Animal Hoarding zu kämpfen. Mit einem Schlag mussten 31 Hunde aus einer prekären Situation befreit, untergebracht und versorgt werden.
Die Tiersammelsucht des Besitzers führt das Tierheim an seine Grenze. Dieses war am 7. August informiert worden. Der Anruf kam vom Veterinäramt des Landkreises Oberhavel – und sorgte für viel Aufregung und noch mehr Arbeit für das Tierheim Tornow.
Auslöser waren Beschwerden über die Hundehaltung
31 Hunde waren aus einem einzigen Haushalt in Oberhavel, wo sie gehortet worden waren, unterzubringen. Das teilte das Tierheim Tornow am Dienstag, 29. August, auf Nachfrage mit. Auf die vielen Hunde in einem Haushalt war das Veterinäramt aufmerksam gemacht worden. Zuvor hatte es Beschwerden über die Hundehaltung gegeben, wie Kreissprecherin Ivonne Pelz mitteilt. Dem sei das Veterinäramt nachgegangen und „musste leider eine nicht tiergerechte Haltung der 31 Hunde feststellen“. Neben dem Veterinäramt des Kreises waren auch das Ordnungsamt und die Polizei involiert.
Eigentlich war das Tierheim darüber informiert worden, dass 20 Hunde zu versorgen sind. Doch es stellte sich heraus, dass es noch mehr Tiere waren. Das hätte die Kapazitäten des Tierheims gesprengt. Hilfe kam aus einem anderen Tierheim, das zehn Hunde übernommen hat.
Viele Hunde stammten aus dem Ausland
Wie Tierheim-Chefin Maria Erler mitteilt, wurden zwei Dackel, eine Dogge und sonst Mischlingshunde aus dem Haus und dem Gelände herausgeholt. Die Tiere seien versorgt gewesen und auch medizinisch behandelt worden, nur die Haltung sei nicht artgerecht gewesen. „Viele haben nur im Haus gelebt und sind nicht her
Viele der Hunde stammten aus Rumänien und Russland und seien von der Person „gerettet“ worden. „Doch das waren einfach zu viele Tiere“, so Erler. Unter den Hunden gab es auch welche mit Handicap. Zwei Tiere haben nur drei Beine, ein Hund hatte einen Schlaganfall, eine Gesichtshälfte hänge herunter. „Das sind aber alte Fälle, die zudem vorbehandelt wurden. Die Tiere können damit gut leben“, erläutert Maria Erler.
Mehrere Stunden habe es gedauert, bis alle Tiere aus dem Haushalt eingefangen waren. Wenngleich die Tiere – allesamt Mischlinge – noch in Quarantäne sind, würde jetzt schon nach neuen Haltern gesucht, teilt das Tierheim mit. „Die Dackel und die Dogge sind schon vermittelt“, sagt Maria Erler.
Animal Hoarding in Oberhavel
Das krankhafte Tiersammeln ist kein neues Phänomen in Oberhavel. Eine Mitarbeiterin des Tierheims erinnert sich noch lebhaft, wie in diesem Jahr auf einen Schlag 40 Katzen aus einem Haushalt herausgeholt werden und in Tornow untergebracht werden mussten. Glück im Unglück: Es waren alles Britisch-Kurzhaar-Katzen (BKH), also Rassekatzen, die sehr beliebt sind bei Katzenliebhabern.
Die BKH sind sehr verschmust und menschenbezogen, allerdings auch teuer. Jungkatzen kosten beim Züchter ab 900 Euro aufwärts. „Die Menschen haben uns die Bude eingerannt“, heißt es dazu aus dem Tierheim. Auch so ein Ansturm bringt die Mitarbeitenden und auch die ehrenamtlich Helfenden an ihre Grenzen.
Voßhof in Liebenwalde sorgte für Schlagzeilen
Bei der Tiersammelsucht oder dem Tierhorten halten Menschen Tiere in einer so großen Anzahl, dass diese nicht mehr angemessen gefüttert, gepflegt und tierärztlich betreut werden. Das hat mitunter erschreckende Ausmaße. Der schlimmste Fall ist vielen in Oberhavel noch in Erinnerung. Mehr als 230 Tiere – vor allem Hunde, aber auch neun Ponys – in teils erbärmlichem Zustand, schwer krank und trächtig, lebten 2006 auf dem Voßhof in Liebenwalde zwischen Tierkadavern und Kot. Über den Fall wurde landesweit berichtet.
Auch ein Fall aus dem Jahr 2009 machte Schlagzeilen, nachdem er eher durch Zufall ans Tageslicht kam. Ein Mann war in ein Krankenhaus eingeliefert worden, auf dem Krankenbett machte er sich Sorgen um seine Ratten, die in seiner Dachwohnung in Hohenbruch lebten. Als das Veterinäramt dort auftauchte, wurden 120 Ratten, die in der völlig verdreckten Wohnung hausten, entdeckt.
Besonders krass: Der Mann lebte mit seinen Ratten ohne Heizung. Er hatte versucht, mit dem Kot zu heizen und hatte sich dabei verletzt. Deshalb war er im Krankenhaus. Nicht immer geht es so zu wie in Hohenbruch. Doch den Tierschützer ist schon lange klar: Die Fälle von Animal Hoarding nehmen zu und nicht ab.